
„Krieg und Frieden“: Der bekannte Videokünstler und Regisseur Bert Zander, 2019 für seine am Theater Oberhausen entstandene Produktion „Schuld und Sühne“ nach Dostojewski mit dem Preis für die beste Inszenierung beim NRW-Theatertreffen ausgezeichnet, hat sich nach „FAUST Gretchen“ jetzt erneut einem literarischen Monumentalwerk gewidmet. Tolstois „Krieg und Frieden“ wirkt als Klassiker weit über seine Zeit hinaus. So ist mit Wladimir Putins Angriff auf die Ukraine der Krieg wieder mitten in Europa – mit all seinen Auswirkungen.
Bert Zander holt Tolstois Romanfiguren und ihre Verstrickungen durch den Strom audiovisueller Kunst und bildgewaltiger, schauspielerischer Darstellung ins Heute und zeigt uns das Gestern vertrauter als erhofft. Es spielen Clemens Dönicke, Emilia Reichenbach, Felix Thewanger und Jonathan Stolze.
„Die Hebamme“: Wohnungsnot, Inflation, Kinderarmut, Flucht und Vertreibung sind brennende Fragen, die uns stets umtreiben. Es sind Themen, die auch vor über 50 Jahren das gesellschaftliche Klima mitbestimmten und in Kassel zu dem politischen Skandal führten, der Rolf Hochhuth zu seiner bissigen Satire „Die Hebamme“ inspirierte.
Im so genannten „Lettenlager“ waren in der Kasseler Nachkriegszeit Großfamilien unter unwürdigen Bedingungen untergebracht. In Hochhuths Stück erkennt die Hebamme Sophie, dass sie nur mit illegalen Mitteln den Kampf gegen Ungerechtigkeit und Korruption aufnehmen kann. Das Stück wurde bereits 1972 uraufgeführt – und führte zu einer Kursänderung der Kasseler Stadtpolitik.
Regielegende Tom Kühnel bringt den Stoff als unterhaltsame, satirische Korrespondenz aus Gegenwart und Vergangenheit, Leben und legendären Spielshows à la Kulenkampff auf die Bühne. Neben den Schauspieler:innen Annett Kruschke, Annalena, Haering, Christina Wieser, Günther Harder, Hagen Oechel und Zazie Cayla, Marius Bistritzky stehen ebenfalls auf der Bühne die Musikerin Pollyester, die "Aktionsgruppe Hebamme" des Rot-Weiss-Klub Kassel e.V. und der Kinderchor des Wilhelmsgymnasiums.
„Prima Facie“: Eine weibliche Tour de Force in Zeiten von #metoo: Als Strafrechtsanwältin ist Tessa äußerst zielstrebig und selbstbewusst. Als sie glaubt, endlich an der Spitze angekommen zu sein, zerstört ein sexueller Übergriff ihr Leben. Sie ist gezwungen, ihre Expertise über das noch immer männlich dominierte Strafrecht in Frage zu stellen und wird zur Anwältin ihrer selbst. Der preisgekrönte Monolog der Australierin Suzie Miller führt mitten hinein in den Graben zwischen persönlich erfahrenem Leid und Gerechtigkeit durch die Justiz. In der Inszenierung von Tim Wittkop erfährt das Stück „Prima facie“, das derzeit auf den Spielplänen von 16 deutschen Bühnen steht, eine wesentliche Erweiterung: Mit der Schauspielerin Lisa Natalie Arnold interagiert die Tänzerin Anna Gorokhova, sodass die Intensität des Monologs eine drastische physische Erweiterung erfährt und mit dem Cross-over aus Tanz und Schauspiel eine neue Erzählweise entsteht.
Krieg und Frieden
von Bert Zander nach dem Roman von Lew Tolstoi
Regie: Bert Zander
Premiere: Freitag, 29. September, 19 Uhr, TiF – Theater im Fridericianum
Nächste Vorstellungen: 8., 20. und 29. Oktober
Die Hebamme
Komödie in 8 Bildern frei nach Rolf Hochhuth in einer Bearbeitung von Tom Kühnel
Regie: Tom Kühnel
Premiere: Samstag, 30. September, 19.30 Uhr, Schauspielhaus
Nächste Vorstellungen: 8., 14., 18. und 20. Oktober
Prima Facie
Monolog von Suzie Miller
Eine Kooperation von Schauspiel, TANZ_KASSEL und der Universität Kassel
Regie: Tim Wittkop
Premiere: Samstag, 1. Oktober, 19.30 Uhr, Foyer des Studierendenhauses der Universität Kassel, Universitätsplatz 10, 34127 Kassel (Haltestelle: Holländischer Platz / Universität)
Nächste Vorstellungen: 13., 15., 21. und 28. Oktober