Jelineks Prinzessinnen treffen in jedem der insgesamt fünf Stückteile in der einen oder anderen Art auf den Tod. Zuerst ist es »Schneewittchen«, die vor der Wahrheit ihrer Schönheit flieht und gleichzeitig Wahrheit sucht. Sie trifft auf den Jäger, der nur den Tod kennt und das weibliche Schönheitsideal umbringt. »Dornröschen« muss durch den Kuss des Prinzen aus ihrer Lebenseinbahnstraße Schlaf erweckt werden. Aber was dann? Einander bestimmt durch den Kuss, stehen sich mit Mann und Frau zwei unversöhnliche Prinzipien gegenüber. Im fünften Teil »Die Wand« treten die Autorinnen Ingeborg Bachmann und Sylvia Plath auf.
Auch sie streiten um ihre Ausbeute, um Schönheit, Werke und ihren Rang. Dennoch benötigen sie für ihre Geschichten die Mythen und Mystifizierungen der Prinzessinnen Schneewittchen, Dornröschen oder Lady Diana. »Keinem bleibt seine Gestalt, ich sagte es schon, andre sagen es auch.« Jelineks Stück arbeitet sich ab an den Bildern, die Man(n) von der Frau hat, nicht aber an der Frau selbst. Sie stehen für etwas, werden missbraucht für eine Vorstellung, ein Bild oder einen Text.
Patrick Wengenroth inszeniert das Stück für das Staatstheater Braunschweig, Der Regisseur und Übersetzer wurde 1976 geboren und lebt in Berlin. Für den Theaterdiscounter entwickelte er 2003 das Theater-Show-Format »Planet Porno«, von dem immer neue Folgen entstehen (letzte Folge: »Planet Porno – Die Finanzkrise«) und das mittlerweile seine künstlerische Heimat in Berlin im Hebbel am Ufer/HAU hat. Darüber hinaus inszeniert er am Staatsschauspiel Dresden, den Münchner Kammerspielen, dem Schauspiel Köln, am Heidelberger Theater, am Theater Oberhausen und an der Schaubühne Berlin.
Bühne und Kostüme: Mascha Mazur – Dramaturgie: Katrin Breschke
Es spielen: Klaus Lembke, Hans-Werner Leupelt, Nientje Schwabe, Martina Struppek und Raphael Traub.