Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
SCHWEIZER ERSTAUFFÜHRUNG: SCHNEE - SCHAUSPIEL NACH DEM ROMAN VON ORHAN PAMUK im Luzerner TheaterSCHWEIZER ERSTAUFFÜHRUNG: SCHNEE - SCHAUSPIEL NACH DEM ROMAN VON ORHAN PAMUK...SCHWEIZER...

SCHWEIZER ERSTAUFFÜHRUNG: SCHNEE - SCHAUSPIEL NACH DEM ROMAN VON ORHAN PAMUK im Luzerner Theater

PREMIERE: DONNERSTAG, 15. OKTOBER 2009, UG

BÜHNENFASSUNG VON CHRISTINA FRIEDRICH

Wie bringt man einen Roman mit über 500 Seiten samt seinen unzähligen Protagonistinnen und Protagonisten und Unmengen von Schnee auf die Bühne? Wie diesen Romankosmos darstellen?

Dieses Geflecht aus Politik, Tod und Liebe, in das es den aus Deutschland angereisten Journalisten Ka verschlagen hat, der eine Serie von Selbstmorden junger Mädchen aufklären soll, während die Kleinstadt Kars in einem scheinbar endlosen Schneesturm versinkt? Vor diesen Fragen stehen die Regisseurin Christina Friedrich und ihr Team bei der Arbeit an der Schweizer Erstaufführung von «Schnee», einem Schauspiel nach dem Roman von Orhan Pamuk. Friedrich adaptierte sehr erfolgreich Kino- und Romanstoffe für die Bühne: «Fight Club» und Charlotte Roches «Feuchtgebiete» gehören zu den

bekanntesten.

Mit diesen undramatischen Stoffen versucht die Regisseurin der immer komplexer werdenden Welt andere Medien als eigens für die Bühne geschriebene Texte entgegenzuhalten. Christina Friedrich geht es bei der Arbeit an «Schnee» nicht darum, das Buch auf der Bühne nachzuerzählen. Vielmehr will sie das Atmosphärische des Textes darstellen: «Gerade dieser Roman bietet uns die Möglichkeit, ganz physisch in den Stoff hineinzutreten, zu versuchen, auf diese unpsychologisierende Art den gepeinigten, den gedemütigten, religiösen, revolutionären, den verlassenen Körper zu finden, die versammelte Gesellschaft in der Schneelandschaft physisch auszuloten, wie ein Faden mit dem Senkblei in die Tiefen zu fühlen.»

Dem entspricht auch ihr Vorgehen während der Probenarbeit. Im eigenen Körper ortet die Regisseurin einen poetischen Zugang zur Welt, der Körper vermag mehr auszudrücken als die Sprache. So lässt Friedrich die Schauspielerinnen und Schauspieler mit Bewegung experimentieren und improvisieren. Der Körper der Darstellerinnen und Darsteller selbst wird zum Bedeutungsträger für den erarbeiteten Inhalt, der Text schreibt sich regelrecht in den Körper

ein.

Dem Ausloten des Atmosphärischen entspricht auch der Einsatz von Musik und Ton im Stück. Geräusche, die der Musiker Jacob Suske auf einer Recherchereise gemeinsam mit der Regisseurin gesammelt hat, werden mit elektronischer Musik gesampelt und bilden eine Tonebene. Nils Urban

Östland hat dazu Choräle komponiert, die von den Schauspielerinnen und Schauspielern immer wieder live gesungen werden. Wie eine weisse Schneelandschaft breitet sich so ein Soundteppich aus elektronischen Geräuschen und Chorälen aus, auf dem das Stück spielt.

Die Rolle des Ka konnte mit dem Schauspieler Erdan Ylıdız besetzt werden, der in Tunceli, einer Stadt in der Türkei, geboren wurde. Ylıdız arbeitet in erster Linie als Filmschauspieler und ist aus diversen deutschen Filmproduktionen bekannt (u.a. «Lola und Bilidikid» von Kutlug Ataman, «Freunde» von Martin Eigler, «Barfuss» von Til Schweiger).

MIT: Samia von Arx, Wiebke Kayser, Jörg Dathe, Manuel Kühne, Christoph Künzler, Erdal Yıldız, Samuel Zumbühl

PRODUKTIONSTEAM: Christina Friedrich (Inszenierung),

Petra Maria Wirth (Bühne),

Susanne Uhl (Kostüme),

Jacob Suske (Musik),

Nils Urban Östlund (Chor),

Ulf Frötzschner (Dramaturgie)

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

Eine Befreiung - "Ruẞ" Eine Geschichte von Aschenputtel von Bridget Breiner in der Deutschen Oper am Rhein

Das Märchen der Gebrüder Grimm vom Aschenputtel ist weltweit bekannt und wurde oftmals bearbeitet und vielfach filmisch verwertet. 2013 wurde im Musiktheater im Revier Gelsenkirchen eine ungewöhnliche…

Von: Dagmar Kurtz

SCHOCK IM BÜRGERLICHEN MILIEU -- Premiere des Podcasts über Gudrun Ensslin im Stuttgarter Klub "White Noise"

Es war ein besonderer Klubabend, der eigentlich auch ein ungewöhnliches Theaterstück war. Die Redakteure der Stuttgarter Zeitung Lea Krug, Maxi Kroh, Felix Frey und Katrin Maier-Sohn stellten einen…

Von: ALEXANDER WALTHER

STURZ AUS DER HIMMLISCHEN SPHÄRE -- Stuttgarter Ballett mit "Nacht/Träume"im Schauspielhaus STUTTGART

Es sind Arbeiten, die alle einen inneren Zusammenhang und geheimnisvolle Verbindungen haben.  

Von: ALEXANDER WALTHER

ZÜNDENDE RHYTHMEN -- Frühjahrskonzert der "sueddeutschen kammersinfonie bietigheim" im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

Zum Stadtjubiläum 2025 war die "sueddeutsche kammersinfonie bietigheim" unter der inspirierenden Leritung von Peter Wallinger im Kronenzentrum zu hören. Zunächst erklang "Hochzeitstag auf Troldhaugen"…

Von: ALEXANDER WALTHER

LEIDENSCHAFTLICHER WIRBEL -- Symphonieorchester mit Bas Wiegers und Carolin Widmann (Violine) am 9. 5. 2025 im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGART

Selten zu hören ist hierzulande die Kleine Suite für Orchester von Witold Lutoslawski, die 1951 vom Radio-Symphonieorchester Warschau uraufgeführt wurde. Der Dirigent Bas Wiegers arbeitete mit dem…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche