Daraufhin lebte sie in schäbigen Hotels und betäubte ihren Schmerz mit Männergeschichten und Alkohol. Stanley will wissen, was dabei aus Stellas Erbteil geworden ist. Die Begegnung mit einem Freund Stanleys lässt Hoffnung
aufglimmen, aber als er sie fallen lässt, verliert sie über diese letzte Demütigung den Verstand. Sie schreitet der Endstation ihrer Sehnsucht entgegen.
Im Originaltitel „A Streetcar Named Desire“ deutet das englische Wort „desire“, das ausser Sehnsucht auch Begierde heissen kann, auf den zentralen Gegensatz des Stücks: auf der einen Seite die zarte, überkultivierte Blanche DuBois – die traditionsbewusste, leicht affektierte Englischlehrerin, der aber die realen Verhältnisse völlig entgleiten,
auf der anderen Seite der grobschlächtige, aber zupackende Stanley Kowalski, Sohn aus Arbeiterverhältnissen, der in der gnadenlosen Wettbewerbsgesellschaft des 20. Jahrhunderts erfolgreich seinen Weg macht.
Der Dramatiker Tennessee Williams, 1911 in Mississippi geboren, schrieb das Stück unter dem Eindruck einer neu aufsteigenden Arbeiterklasse, die dem verfallenden Südstaatenadel den Rang ablief. Das kulturkritische Stück, das 1949 am Schauspielhaus Zürich seine deutsch-sprachige Erstaufführung erlebte, war einer der grössten Erfolge des Autors.
Bastian Kraft, 1980 in Göppingen geboren, studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Giessen und arbeitete danach als Regieassistent am Burgtheater Wien, wo er mit ersten Inszenierungen auf sich aufmerksam machte. Sein künstlerischer Durchbruch gelang ihm mit Kafkas „Amerika“ am Thalia Theater Hamburg. Anschliessend arbeitete er u.a. am Deut-schen Theater Berlin, am Schauspielhaus Wien, am Münchner Volksthea-ter, am Schauspiel Köln, dem Schauspiel Stuttgart und am Schauspiel Frankfurt. Immer wieder hat er Romanadaptionen auf die Bühne gebracht – z.B. Helene Hegemanns „Axolotl Roadkill“, Virginia Woolfs „Orlando“ am Thalia Theater Hamburg oder Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray“ am Burgtheater Wien. Drei Mal war er zum Festival „radikal jung“ des Münchner Volkstheaters eingeladen und gewann sowohl 2010 (mit „Amerika“ nach Franz Kafka), als auch 2012 (mit „Felix Krull“ nach Thomas Mann) den Publikumspreis. Am Schauspielhaus Zürich inszenierte er 2012 „Der Steppenwolf“ nach dem Roman von Hermann Hesse, 2013 „Na-bokows Tintenklecks“ von Michail Schischkin im Rahmen des Projekts „arm und reich“, 2015 „Die Zofen“ von Jean Genet, sowie 2016 „Andorra“ und „Homo faber“ von Max Frisch und 2017 "Buddenbrooks" von Thomas Mann.
„Endstation Sehnsucht“ ist die mittlerweile siebte Inszenierung des Regisseurs Bastian Kraft am Schauspielhaus Zürich.
Übersetzung von Helmar Harald Fischer
Regie Bastian Kraft
Bühne Peter Baur
Kostüme Sabin Fleck
Musik Arthur Fussy
Video Jonas Link
Dramaturgie Karolin Trachte
Licht Michel Güntert Mit: Blanche Lena Schwarz
Stella Henrike Johanna Jörissen
Stanley Michael Neuenschwander
Mitch Klaus Brömmelmeier
Eunice Miriam Maertens
Steve Nicolas Rosat
Kassierer Severin Mauchle
Krankenschwester Barblin Leggio
Arzt Lukas Baumann
Pablo Roger Hofstetter
Weitere Vorstellungen im Pfauen
22. Oktober, 20 Uhr 28. Oktober, 15 Uhr 5./14./20./23./26./29. November, 20 Uhr
Weitere Vorstellungen sind in Planung.
Bild: Tennessee Williams