
Simon Stephens’ „Morning“ öffnet den Blick für einen ambivalenten Lebensabschnitt, in dem die zunehmende eigene Wirkmacht und Verantwortung mit der Unterschätzung durch das Außen konkurrieren. Noch nicht mündig, die eigenen Lebensumstände selbst zu bestimmen, ist die Protagonistin aber schon fähig zu Handlungen mit Folgen, die nicht wiedergutzumachen sind. Sie sucht nach Selbstwirksamkeit und gerät darin an das Limit dessen, was von ihr verantwortet werden kann.
Mit dieser Auseinandersetzung um den Wirkungsradius eines jungen Menschen setzt das Schauspiel Leipzig auch in der Spielzeit 2019/20 das erfolgreiche Konzept einer Zusammenarbeit von Ensemble und Jugendlichen aus dem Spielclub „Sorry, eh!“ in einer Produktion fort. Die spielerische Erfahrung von Selbstwirksamkeit zwischen Jugend- und Erwachsenenalter ist die besondere Synergie des gemischten Ensembles und kann als solche zum positiven Anknüpfungspunkt für die negative Dynamik aus „Morning“ werden. Dafür werden die jugendlichen Figuren um ihre abwesende erwachsene Begleitung erweitert. Charaktere aus Simon Stephens’ „Port“ finden Einzug in diese Adaption von „Morning“ und ermöglichen es so, die stummen Erwachsenen zu Wort kommen zu lassen.
Gemeinsam nähert sich das Team um Regisseur Yves Hinrichs den Fragen danach, wie radikal eine Tat geraten muss, um Resonanz zu erzeugen; welche Erfahrungen den Handlungen brutaler körperlicher und psychischer Gewalt zugrunde liegen und welches Verhältnis wir dazu einnehmen — zwischen dem Bemühen um Verständnis und völliger Fassungslosigkeit.
Mit: Jenny Bretschneider*, Emma Philine Fischer*, Arne Herrmann*, Charlotte Hovenbitzer*, Barend Kaenders*, Jakob Vogel*, Alexandr Sterev* (Mitglieder des Theaterjugendclubs „Sorry, eh!“); Andreas Keller, Sophie Lutz
Regie & Bühne: Yves Hinrichs,
Kostüme: Marleen Hinniger,
Musik: Arne Herrmann,
Video: Katharina Merten,
Dramaturgie: Marleen Ilg,
Licht: Thomas Kalz / Matheo Fehse
So, 01.03. 20:00
Diskothek
Sa, 21.03. 20:00
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