Die Schlagerqualitäten der Musik und die Handlung mit charakteristischer Schauerthematik sorgen dafür, dass das Ballett von Léo Delibes, Charlers Nuitter und Arthur Saint-Léon seit seiner Uraufführung ein Publikumsmagnet ist. Die Fülle an Melodien, die außergewöhnliche musikdramaturgische Schlüssigkeit und nicht zuletzt das galizische Lokalkolorit sorgen dafür, dass das Werk noch lange nach Besuch der Aufführung im Kopf der Theaterbesucher seine Kreise zieht.
WERK
Im Frühsommer 1870 in Paris uraufgeführt, hatte es das Ballett „Coppélia“ zunächst aufgrund der äußeren Umstände nicht leicht: Der Deutsch-Französische Krieg beendete die Aufführungsserie wenige Wochen nach der Uraufführung nach nur 18 Vorstellungen. Während dieser Zwangspause verstarb außerdem die zur Zeit der Uraufführung erst 16jährige Tänzerin der Swanilda. Als das Ballett 1871 nach Wiederherstellung des Friedens wieder aufgenommen wurde, begann allerdings eine bis heute andauernde Aufführungstradition. Libretto, Musik und Tanz ergänzen sich in diesem Werk geradezu vorbildlich. Delibes Musik ist nicht nur melodiös und damit sehr eingängig, sondern auch überall dramatisch bezeichnend.
HANDLUNG
Swanilda und Frantz, der keinem Flirt abgeneigt ist, sind verliebt. Swanilda beobachtet allerdings Frantz dabei, wie er Coppélia, einem vermeintlich hübschen jungen Mädchen, vor deren Haus schöne Augen macht. Frantz kann ihre immer wieder aufkeimende Eifersucht mit seinem Charme entkräften und so kommt das Paar schließlich zusammen. Auch in den Reihen von Swanildas und Frantz’ Freunden und Bekannten gibt es Flirts und finden sich schließlich die Paare. Swanilda und ihre Freundinnen entdecken durch Zufall spät abends schließlich einen von Coppélius verlorenen Hausschlüssel und gehen damit in dessen Haus auf Erkundungstour. Coppélius bemerkt den Ver¬lust des Schlüssels und den Einbruch in sein Haus und sieht nach dem Rechten. Frantz erklettert den Balkon, auf welchem er Coppélia noch immer vermutet.
Im Atelier Coppélius’ erkennen Swanilda und ihre Freundinnen, dass es sich bei Coppélia um eine Puppe handelt.
Von Coppélius überrascht verbergen sie sich im Atelier. Coppélius begeht mit seiner „Geliebten“ Coppélia ein romantisches Tête-a-Tête, in dessen Verlauf er seine selbst gefertigten Puppen zur Unterhaltung tanzen lässt. Die versteckten Mädchen verkleiden sich schließlich und spielen Coppélius übel mit, indem sie in einem unbeobachteten Moment Coppélia gegen Swanilda austauschen. Während Swanilda die echten Gefühle Coppélius’ für seine Schöpfung bemerkt und ihr Mitleid geweckt wird, verursachen ihre Freundinnen ein großes Chaos im Atelier. Alle zusammen lassen den getäuschten und enttäuschten Coppélius zurück, der sich ein weiteres Mal in seine heile Scheinwelt mit Coppélia zurückzieht. Der 3. Akt bringt ein Happy End für alle: Die Bürgermeisterin gibt Segen und Mitgift für die Hochzeit der einzelnen Paare, zu welchen auch Swanilda und Frantz zählen, es findet ein großes Hochzeitsfest statt und Swanilda und Frantz gehen ganz in ihrer Liebe und einem bezaubernden Pas des deux auf.
SCAFATIS CHOREOGRAFIE
Roberto Scafati legt in seiner Choreografie den Schwerpunkt auf die Liebe und damit auf das Zusammenfinden des Paares Swanilda und Frantz. Was im Originallibretto als Voraussetzung gilt, entwickelt sich bei Scafati langsam: Die beiden Liebenden finden erst über einen lockeren Flirt und viel Eifersucht zueinander. Da die Figur des Frantz in der Uraufführung und bis hinein in die 1950er Jahre von einer Frau getanzt wurde, räumte Delibes in seiner Musik keinen Platz für ausgeprägte Pas des deux ein. In Scafatis Choreographie finden sich hingegen drei solche Nummern, in denen sich Tänzer wie Zuschauer im schwelgerischen Augenblick verlieren können. So umgeht Scafati beispielsweise das wenig zeitgemäße Ährenorakel im 1. Akt, indem er es kurzerhand zur Liebesszene macht. Juliane Nawo und Zhiyong Zang schweben hier voller Leichtigkeit und Leidenschaft über die Bühne. Die Innigkeit dieser Szene wird höchstens noch durch das Pas des deux im 3. Akt übertroffen, in welchem die Liebesbeziehung aus jedem Zusammenhang heraus genommen wird und absolut steht. Aber nicht nur dieses Paar, sondern auch alle anderen Paare, die im 3. Akt von der Bürgermeisterin alias Rodica Vartej-Domakis mit einer Mitgift versehen werden, finden sich erst im Verlauf des Stückes. Was also tänzerisch in klassisch fest gefügter Formation beginnt, löst sich zeitweise in wechselnde, dann wieder in feststehende Paarkonstellationen auf. Auch Massimo Lanzas Coppélius hat mit seiner Puppe Coppélia keineswegs nur einen Automaten oder gar – wie in vielen Fassungen – eine Tochter geschaffen, sie ist vielmehr seine Gefährtin, seine Geliebte.
MUSIKALISCHE LEITUNG Gordian Teupke
CHOREOGRAFIE Roberto Scafati BÜHNE Marianne Hollenstein
KOSTÜME Britta Lammers
DRAMATURGIE Silke Meier-Künzel
MIT Massimo Lanza (Coppélius), Juliane Nawo (Swanilda), Zhiyong Zhang (Frantz), Sophie Balet, Sarah Hochster, Gisela Montero i Garcia, Antonia Pütz, Caspar Hees, Lóránt Mártonfi, James Müller (Freunde von Frantz und Swanilda), Rodica Vartej-Domakis (Bürgermeisterin), Schüler der Ballettschule des Theaters Ulm
Termine im März und April:
05.03. / 10.03. / 12.03. / 15.03. / 20.03. / 03.04. / 04.04. / 18.04.2009