Man sieht eine surreale Festtafel, zuvor ist Heu geerntet worden. Blitze zucken, es herrscht ein Gewitter. Zunächst hört man aber Vogelgezwitscher und sieht einen Mann im Bett liegen, der von von seinem Wecker recht unsanft geweckt wird. Als Träumer hat Filip Kvacak einen starken Auftritt, die von Daria Suzi suggestiv verkörperte Hostess reisst ihn aus seinen Fantasien. Als Liebende überzeugen ferner Sae Tamura und Lucio Kalbusch in leidenschaftlichen tänzerischen Sequenzen. Da scheint oftmals die Zeit einfach stehen zu bleiben.
Es entstehen natürlich-zarte Duos. Man sieht große Fische, die sogar von oben herabfallen. Als Fräulein überzeugt ferner Amanda Vieira und als Freundin Isabelle Maia. Neben dem reizvollen Slow Pas de Deux mit Daria Suzi und Francesco Nigro fallen immer wieder Sequenzen mit kopflosen Männern auf, die von Simone Dale und Arthur Henderson getanzt werden. Außerdem erscheinen als Gäste diverse Damen und Herren, die auch mal direkt aufs Publikum zugehen. Radikale Bilder und absurder Witz herrschen hier vor. Es gibt auch einen von Francesco Nigro subtil dargestellten Koch sowie Mr Canon (Matheus Vaz) und A Bubbler (Lucio Kalbusch).
Tanz, Komik, Performance und Nachtmahr-Assoziationen wechseln sich hier in rasanter Weise ab. Das volkstümliche Fest im Stil einer Kirmes erfährt im Lauf des Abends eine geheimnisvolle Verwandlung. Lange Tische und Betten heben sich wie von Geisterhand und die Bühne verwandelt sich in einen unheimlichen Wald. Wir befinden uns in der Nacht der Sommersonnenwende, wo Menschenleben mit Mythen und Legenden verschmelzen. Lichteffekte begleiten dieses fantastische Geschehen mit magischer Deutlichkeit. Traditionelle Rituale werden zitiert. In der Nacht lebt die menschliche Natur auch bei diesem Stück wieder auf. Instinkte und Triebe siegen über Gebote und Normen. Spitzen- und Schreittanz wechseln sich ab.
Diese subtile Choreografie entstand 2015 für das Royal Swedish Ballet. Und die stark von folkloristischen Elementen geprägte Musik von Mikael Karlsson passt punktgenau zu diesem magischen Geschehen. Vor allem die bekannte schwedische Jazzsängerin Hannah Tolf kann dabei überzuegen. Sie wird von Alexander Prushinkiy, Yunram Kim (Violinen), Hindenburg Leka (Viola), Tobias Sykora (Violoncello), Alexander Maczewski (Schlagzeug) und Petra Riesenweber (Klavier) einfühlsam begleitet.
Auch die Kostüme von Bregje van Balen besitzen einen starken Abwechslungsreichtum. Die montrösen Orgien des "Heidentums" treffen mit Shakespeares "Komödie der panischen Verzauberung" zusammen. Die Elementargeister werden gerufen und üben dämonische Einflüsse auf die Menschen aus. Verliebte und Verrückte finden ganz zusammen, bilden Gruppen und treten auch vereinzelt in Erscheinung. Manchmal wähnt man sich auf einem Festbankett der legendären Königin Elisabeth.
Romantik und Realismus und vor allem Menschen- und Geisterwelt erleben dabei eine wundersame Renaissance. Das Liebespaar zeigt in einer weiteren Begegnung eine große Nähe zueinander. Großer Jubel, "Bravo"-Rufe, tosender Schlussapplaus.