1. Uraufführung: DOKUSOAP. EPISODE 451 - ein Projekt von Luise Voigt
Premiere: Freitag 23. Februar 2018, 20 Uhr, Exerzierhalle
Sie heißen ,Die Auswanderer, dein schlimmster Alptraum‘ oder ,Zuhause im Glück‘. Die Stilblüten des allabendlichen Privatfernsehens versprechen echte Menschen, echte Emotionen, echte Schicksale. In Ihrem neuen Projekt ,Dokusopap. Episode 451‘ hinterfragt die Medienkünstlerin Luise Voigt, die mit ihrem ,Krieg der Welten‘ bereits Ufos über Delmenhorst fliegen ließ, die Echtheitsversprechen der Fernsehwelt. Zusammen mit Ihrem Team aus acht Schauspielerinnen und Schauspielern produziert sie ein so genanntes „Reanactment“ der Folge einer bekannten Vorabendserie. Jeder Schnitt, jede Geste, jeder Zungenschlag des Fernsehoriginals werden dabei 1:1 kopiert und auf die Bühne der Exerzierhalle gestellt. Alltagssprache wird zu Literatur. Von den Schauspieler*innen wird dabei Höchstleistung abverlangt. Ihre Performance gleicht mehr einer schweißtreibenden Choreografie als gewöhnlichem Sprechtheater und dennoch erinnert viel an diesem Abend an die klassischen Dramen der Antike oder die Wundererzählungen des frühen Christentums. Diese Parallelen aufzuzeigen und zu verstehen hat sich ,Dokusopap. Episode 451‘ zur Aufgabe gesetzt. Doch keine Angst vor trockener Theorie – das medienkritische Experiment wird bei aller Wissenschaft grandios unterhaltsam und gnadenlos komisch.
Regie & Raum: Luise Voigt;
Video & Raum: Stefan Bischoff;
Musik: Björn SC Deigner;
Kostüme: Clara Kaiser;
Dramaturgie: Jonas Hennicke
Mit: Lea Gerstenkorn, Nientje C. Schwabe, Katharina Shakina; Rajko Geith, Fabian Kulp, Alexander Prince Osei, Johannes Schumacher, Lukas Winterberger
Die nächsten Vorstellungen: Sa 03.03., So 04.03., Di 06.03., Fr 09.03., So 11.03., Mi 14.03., Fr 16.03.
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2. GEÄCHTET von Ayad Akhtar
Premiere: Samstag 24. Februar 2018, 20 Uhr, Kleines Haus
Amir hat geschafft, wovon andere träumen. Liiert mit der Künstlerin Emily, blickt er in seinem New Yorker Upper- Class-Apartment der lang ersehnten Beförderung zum Kanzleipartner entgegen. Dann ist alles perfekt und der amerikanische Traum erfüllt sich für den Sohn pakistanischer Einwanderer. Damit seine Herkunft ihm keinen Strich durch die ehrgeizigen Pläne macht, hat er vor einigen Jahren seinen Nachnamen von Abdullah in Kapoor abändern lassen. Denn für ihn als muslimischen Pakistani ist es nach 9/11 schwer geworden mit dem amerikanischen Traum. Und so hat Amir nach außen hin alle Zeichen, die Auskunft über seine Herkunft geben könnten, aus seinem Leben verbannt. Während er Religion an sich ablehnt und mit dem Islam hart ins Gericht geht, ist seine Frau umso faszinierter davon. Aus den endlosen, meditativen Wiederholungen des Gebets und der muslimischen Malerei schöpft Emily Inspiration für ihre Kunst, die wiederum den jüdischen Kurator Isaac begeistert, der darin eine Begegnung des Westens mit dem Islam und darüber hinaus höchst lukrative Vermarktungsmöglichkeiten sieht. Als Isaac mit seiner afroamerikanischen Frau Jory zu Besuch kommt, verwandelt sich der nette Abend im Stile einer Konversationskomödie à la Yasmina Reza bei Fenchel-Anchovis-Salat und Wein schnell in ein gesellschaftliches Minenfeld, in dem kein Blatt vor den Mund genommen wird und die Wahrheit ungeschönt ans Licht kommt.
Für seinen schonungslos ehrlichen Debüterfolg ‚Geächtet‘ wurde Ayad Akhtar, der selbst pakistanische Wurzeln hat und in Amerika lebt, mit dem Pulitzer-Preis sowie mit der Auszeichnung als „bestes ausländisches Stück 2016“ in der Kritikerumfrage von Theater heute geehrt.
Regie: Peter Hailer;
Bühne: Dirk Becker;
Kostüme: Britta Leonhardt;
Sounddesign: Matthias Mohr;
Licht: Steff Flächsenhaar;
Video: Christopher Fromm;
Dramaturgie: Matthias Grön
Mit: Agnes Kammerer, Valentina Schüler, Helen Wendt; Fabian Felix Dott, Jens Ochlast
Die nächste Vorstellung: Mi 28.02
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3. NATHAN DER WEISE von Gotthold Ephraim Lessing
Premiere: Sonntag 25. Februar 2018, 18 Uhr, Großes Haus
Als Nathan von Sultan Saladin nach der einzig wahren Religion gefragt wird, lässt Lessing seinen Titelhelden mit der Ringparabel antworten, die weltberühmt geworden ist. Keine der drei großen Religionen, weder das Judentum noch das Christentum oder der Islam sei die einzig wahre, bringt Nathan damit zum Ausdruck.
Seit Ende des 17. Jahrhunderts wird das geistige Europa anderen Religionen gegenüber aufgeschlossener. Die Kritik am christlichen Glauben und dessen Entmythologisierung bringt die Philosophen der Aufklärung zu einer teils begeisterten Aufnahme fremder Kulturen. Zutiefst von dieser Strömung erfasst, schreibt Lessing 1779 mit ‚Nathan der Weise‘ eine Geschichte um Toleranz und Humanismus: Der jüdische Geschäftsmann Nathan kommt von einer Reise zurück und erfährt, dass seine Tochter Recha von einem christlichen Tempelherrn vor dem Feuertod gerettet worden ist. Dieser war kurz zuvor vom Sultan begnadigt worden, weil er große Ähnlichkeit mit dessen verstorbenem Bruder aufweist. Als der Tempelherr trotz seiner anfänglichen Bedenken, eine Jüdin zu heiraten, bei Nathan um Rechas Hand anhält und zurückgewiesen wird, ist er außer sich. Was der junge Mann zu diesem Zeitpunkt nicht ahnt, ist, dass Nathan in ihm bereits den Bruder „seiner Recha“ wähnt, die nicht seine leibliche Tochter und christlicher Abstammung ist. Am Ende vereinigen sich alle drei Weltreligionen in ein und derselben Familie.
Regisseur Klaus Schumacher, der schon mehrfach in Oldenburg inszeniert hat, zuletzt ‚Sein oder Nichtsein‘, nimmt sich dieses klassischen Stoffes an, der auch nach knapp 250 Jahren nichts von seiner Gültigkeit eingebüßt hat
Regie: Klaus Schumacher;
Bühne: Ulrich Frommhold;
Kostüme: Karen Simon;
Musik: Tobias Vethake;
Licht: Sofie Thyssen;
Dramaturgie: Anna-Teresa Schmidt
Mit: Caroline Nagel, Rebecca Seidel, Franziska Werner; Jan Breustedt, Gerrit Frers, Matthias Kleinert, Johannes Lange, Ksch. Thomas Lichtenstein, Klaas Schramm
Die nächsten Vorstellungen: So 04.03., Do 08.03., Fr 09.03., Mi 14.03., Fr 16.03., So 18.03., Fr 30.03.