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Premieren im Schauspiel Hannover

ab 18.9.2020

1.Don Karlos

von Friedrich Schiller

Regie: Laura Linnenbaum

Premiere 18.09. / Schauspielhaus

Regie Laura Linnenbaum Bühne Valentin Baumeister Kostüme David Gonter Musik Fiete Wachholtz Dramaturgie Johanna Vater

Mit Sebastian Jakob Doppelbauer, Philippe Goos, Stella Hilb, Lukas Holzhausen, Wolf List, Viktoria Miknevich, N. N., Hajo Tuschy

 

Spanien im 16. Jahrhundert. Philipp II. regiert sein Weltreich mit harter Hand – denen, die aufbegehren, droht tödliche Strafe durch die Inquisition. Unterstützt von Herzog Alba und Pater Domingo überwacht er in paranoider Sorge sein Land und seinen Hof. Niemandem ist zu trauen, nicht einmal dem eigenen Sohn Karlos. Aus gutem Grund: Denn Karlos liebt Elisabeth, seine Stiefmutter, die einst seine Verlobte war und nun Königin an Philipps Seite ist. Der Prinz liebt die Königin – ein Begehren, das den Thronfolger den Kopf kosten könnte. Da kehrt Marquis von Posa aus den niederländischen Provinzen zurück, wo sich ein Aufstand gegen Philipps Unterdrückung anbahnt. Posas Visionen von einem besseren Staat setzen auf Toleranz und Freiheit. Um von der Idee zur Tat zu schreiten braucht er jedoch einen entschlossenen Verbündeten und baut dabei auf seinen Freund aus Kindertagen – Karlos. Doch die Dinge laufen nicht so wie geplant, Leidenschaften trüben die kühl erdachten Pläne und plötzlich findet sich Posa inmitten eines Netzes aus Intrigen, dessen Fäden ihm zu entgleiten drohen.
Friedrich Schillers Drama zeichnet ein System staatlicher Unterdrückung, in dem auch das Private zum Politischen werden muss. Wie keine andere Zeit verkörpert die der Inquisition für Schiller menschenverachtenden Despotismus und dient ihm als Folie für die Zwänge seiner eigenen Zeit, des absolutistischen Deutschlands. Er stellt ihnen die freiheitlichen Ideale der Aufklärung entgegen, jene Grundpfeiler, auf denen unsere heutigen Demokratien errichtet sind – und die angesichts eines erstarkenden Autoritarismus in Europa einer Belastungsprobe unterzogen werden.
Nach Zeit aus den Fugen ist Schillers Drama über ein System staatlicher Unterdrückung Laura Linnenbaums zweite Arbeit in Hannover.
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2.Der Ursprung der Welt
nach dem Comic von Liv Strömquist
Regie: Franziska Autzen
Premiere 19.09. / Ballhof Eins
Regie Franziska Autzen Bühne För Künkel Kostüme För Künkel Musik Johannes Hofmann Dramaturgie Friederike Schubert
Mit Irene Kugler, Alrun Hofert, Katherina Sattler, Lucia Kotikova

Was ist der Unterschied zwischen Vulva und Vagina? Wie groß ist die Klitoris? Warum sind uns diese Fragen peinlich? Woher kommt das Bild, das wir von dem sogenannten „weiblichen Geschlechtsorgan“ haben? Warum verdoppelte sich die Zahl der Intimkorrekturen in den letzten fünf Jahren? Was ist der Unterschied zwischen Gender und Geschlecht? Bin ich normal? Will ich das überhaupt sein? Was ist non-binär? Was hat Hautfarbe damit zu tun? Welche Rolle spielt dabei der Erfinder der Kellogg’s Cornflakes? Warum heißt es das ,schwache Geschlecht‘? Wer bestimmt eigentlich, was weiblich ist? Does sex sell? Können wir darüber sprechen?
In Der Ursprung der Welt begeben wir uns anhand des gleichnamigen Comics der Künstlerin und Politikwissenschaftlerin Liv Strömquist auf die Suche nach Antworten in der Kulturgeschichte der Vulva.
Der Ursprung der Welt, in Schweden bereits 2014 erschienen, wurde seither unter anderem in Finnland, Dänemark, den Niederlanden, Spanien und Großbritannien veröffentlicht.
Die Kritik preist ihn als „Aufklärungswerk, das es verdient hätte zur Pflichtlektüre an allen Schulen gemacht zu werden“.
Franziska Autzen studierte Literatur- und Medienwissenschaften, Germanistik und Skandinavistik in Kiel. Sie war Regieassistentin am Thalia Theater Hamburg, wo sie auch ihre ersten eigenen Arbeiten verwirklichte. U.a. Auerhaus von Bov Bjerg und Im Herzen der Gewalt von Èdouard Louis.

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3. Der zerbrochne Krug
von Heinrich von Kleist
Regie: Lisa Nielebock
Premiere 20.09. / Schauspielhaus
Regie Lisa Nielebock Bühne Oliver Helf Kostüme Ute Lindenberg Musik Thomas Osterhoff Dramaturgie Hannes Oppermann
Mit Mohamed Achour, Fabian Felix Dott, Tabitha Frehner, Torben Kessler, Kaspar Locher, Sabine Orléans, Werner Wölbern

Es ist Gerichtstag im Dorf. Frau Marthe tritt vor den Richter Adam, in den Händen die Scherben ihres Kruges. Sie beschuldigt Ruprecht, den Verlobten ihrer Tochter Eve, in deren Zimmer eingedrungen und dort im Eifer des Gefechts einen Krug zerstört zu haben. Doch Ruprecht widerspricht heftig. Eve selbst schweigt – und Dorfrichter Adam wirkt bei der ganzen Angelegenheit ungewöhnlich nervös. Seine Ermittlungen zielen mehr darauf, schnell einen Täter festzulegen, als die Ereignisse gründlich und wahrheitsgemäß aufzuklären. Als eine weitere Zeugin auftritt, wird die Beweislast gegen Adam erdrückend. Nun bricht auch Eve endlich ihr Schweigen und Adam ergreift die Flucht.
Die Figuren im Kleist’schen Lustspiel ringen um Wahrheit beziehungsweise um das, was sie für die Wahrheit halten oder zur Wahrheit machen. Die Strategien sind bekannt: Das Abwerten der Glaubwürdigkeit Anderer und das Bezweifeln belegbarer Tatsachen. Die Grundpfeiler des Miteinanders bröckeln, Wahrheit droht zu einer reinen Frage der Perspektive zu werden. Noch nie waren so viele Informationen verfügbar und noch nie waren sie für die Menschen so wenig wert.
Lisa Nielebock, geboren 1978, ist bekannt für ihre analytischen und eindringlichen Theaterarbeiten. Seit 2004 ist sie leitende Professorin für Regie an der Universität der Künste in Essen.

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4. Die Politiker
von Wolfram Lotz
Regie: Marie Bues
Premiere 27.09. / Schauspielhaus
Regie Marie Bues Bühne Carolin Gödecke Kostüm Lara Nikola Linnemeier Kostüme Lara Nikola Linnemeier Dramaturgie Barbara Kantel
Mit Bernhard Conrad, Bärbel Schwarz
„Die Politiker die Politiker die Politiker / die Politiker – / Die Politiker die Politiker die Politiker / die Politiker die Politiker – / Die Politiker gehen die verschneiten Abhänge hinab / ich sehe sie aus der Entfernung / Was haben sie vor?“ So beginnt das Theatergedicht von Wolfram Lotz. In poetischen Sprachbildern und musikalischen Wortkaskaden beschreibt der u.a. mit dem deutschen Dramatikerpreis ausgezeichnete Autor die an die Bezeichnung „Politiker“ gebundenen Erwartungshaltungen. Immer tiefer bohrt sich das, was die Politiker können, müssen, dürfen, sollen, nicht sollen und nicht dürfen und überhaupt nicht dürfen, durch das Gehör ins Gehirn und setzt sich bis ins Private fort. Ohne Punkt und Komma fragt Lotz nach unserer eigenen Verantwortlichkeit und der von denen da oben und verwischt diese Grenzen in der nächsten Zeile gleich wieder mit Wumms und Verve. Ein eiskalter Platzregen unbändiger Sprache mit einem Furor, einer Not, einer Trauer und – einem übermütig hüpfenden Witz. Lotz denkt und redet und lacht an gegen Vorurteile und ruft dazu auf, Schuld nicht bei anderen zu suchen und Verantwortung zu deleg­ieren, sondern selbst zu handeln. Der Text ist ein Hilferuf aus der Quarantäne, deren Einsamkeit nur kurz vom Besuch einer Katze unterbrochen wird.
Marie Bues, freie Regisseurin seit 2008 und seit 2013 Intendantin des Theater Rampe in Stuttgart, die in der Spielzeit 2019/20 bereits Köcks Antigone. Ein Requiem für den Ballhof Eins inszenierte, bringt dieses apokalyptische Sprachspiel aus Poesie und Kalauern auf die Bühne.

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