Reise: 14.05. - 05.07.2009,
Festival in Stuttgart: 09. - 19.07.2009, Hafen Stuttgart.
13 Städte - 6 Länder - 1 Zug
Das Projekt
Von Mai bis Juli 2009 fährt ein Theater-Zug mit einem zur rollenden Bühne umgebauten Eisenbahnwagon quer durch Europa. Start der Reise ist Ankara, und nach Stationen in Istanbul (Türkei), Bukarest, Craiova und Temeswar (Rumänien), Novi Sad (Serbien), Zagreb (Kroatien), Ljubljana und Nova Gorica (Slowenien), Spoleto und Vicenza (Italien) sowie Freiburg (Deutschland) erreicht der Zug im Sommer 2009 Stuttgart.
An Bord führt der Zug neue Stücke und Inszenierungen in sechs verschiedenen Sprachen, erarbeitet und auf die Reise geschickt von den namhaftesten Theatern aus jenen Ländern, die der Zug auf seiner Reise durchquert. Die eigens für dieses Projekt in Auftrag gegebenen Stücke handeln von der Begegnung von Ost und West, von Reise, Vertreibung, Flucht und Ankunft, von Furcht und Hoffnung moderner Mobilität.
Jede Inszenierung wird in mindestens zwei verschiedenen Ländern zu sehen sein. Zum Abschluss des Projekts werden in Stuttgart alle Produktionen im Rahmen des internationalen Festivals Orient-Express gezeigt, das vom 09. - 19. Juli 2009 im Stuttgarter Hafen stattfinden wird.
Hintergründe
Die Geschichte des legendären Zugs „Orient-Express“, der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Westeuropa mit dem Balkan und mit Istanbul verband, und dessen Linienführung sich auf Grund der Weltkriege und der zahlreichen politischen Umbrüche in Osteuropa im Verlauf des 20. Jahrhunderts mehrfach änderte, spiegelt auch die wechselvolle Geschichte des europä-ischen Kontinents selbst wider. Stuttgart war lange Zeit eine Station auf jener Route, die vor allem abenteuerlustige und geschäftstüchtige Westeuropäer nach Osten führte. In den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts setzte jedoch reger Verkehr in der Gegenrichtung ein: Der wirtschaftliche Aufschwung in Westeuropa und insbesondere in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg führten zu einer Welle der Migration, in deren Gefolge der Islam und der "Orientalismus" in ganz Westeuropa Verbreitung fanden.
Als eine Art rollendes Theaterlabor widmet sich der Orient-Express des Jahres 2009 den Vorstellungen von Identität und Anderssein sowie den Ängsten, Hoffnungen und Sehnsüchten in Bezug auf die EU-Osterweiterung. Vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse in Südosteuropa in den letzten 20 Jahren sowie der Debatte um die Aufnahme der Türkei in die EU gewinnt dieses ungewöhnliche Projekt an zusätzlicher Bedeutung.
Umsetzung
Jedes am Projekt beteiligte Theater führt in der eigenen Stadt auf der Bühne des Theater-Wagons ein eigens für dieses Projekt geschriebenes neues Stück auf. Nach der Premiere reist diese Produktion mit dem Theater-Zug zur nächsten Station der Route und wird dort gemein-sam mit dem Beitrag des nächsten Partnertheaters gezeigt. In jedem Land werden daher mindestens zwei verschiedene Inszenierungen zu sehen sein. Stuttgart ist die erste und einzige Station auf der Reise, in der alle beteiligten Teams aufeinander treffen und alle Inszenierungen gezeigt werden.
Die Reise beginnt am 14. und 15. Mai mit den Premieren des türkischen und des deutschen Beitrags am Hauptbahnhof von Ankara.
Reise 14.05. - 06.07. 2009
14. - 17.05. Ankara
20. - 23.05. Istanbul
27. & 28.05. Bukarest
29. & 30.05. Craiova
31.05 & 01.06. Temeswar
06. - 09.06. Novi Sad
12. - 17.06. Zagreb
19. & 20.06. Ljubljana
21. & 24. - 28.06. Nova Gorica
30.06. Spoleto
01. & 02.07. Vicenza
04. & 05.07. Freiburg
09. - 19.07. Festival mit allen Inszenierungen in Stuttgart
Die Auswahl der Autoren und der Regieteams wurde von den Partnertheatern gemeinsam vorgenommen. Es ist uns gelungen, einige der renommiertesten europäischen Gegenwartsdramatiker für unser Projekt zu begeistern, unter ihnen Matéi Visniec (Rumänien), Tena Štivičić (Kroatien) und Soeren Voima (Deutschland).
Das Festival
Vom 09. - 19. Juli 2009 werden vor der spektakulären Kulisse des Stuttgarter Neckar-Hafens alle für den Zug erarbeiteten Inszenierungen gezeigt. Die fremdsprachigen Inszenierungen werden deutsch übertitelt. Von der S-Bahn-Station Stuttgart-Obertürkheim und der U-Bahn-Station Stuttgart-Hedelfingen verkehren vor und nach den Vorstellungen Shuttle-Busse zum und vom Spielort. Das Theaterprogramm wird ergänzt durch Konzerte, Partys und von den Partnerländern inspirierte gastronomische Angebote.
Kooperation
Das Projekt Orient-Express steht unter der Schirmherrschaft der European Theatre Convention, einem Verbund von mehr als 30 Theatern aus 20 europäischen Ländern. Diese 1988 ins Leben gerufene Organisation mit Sitz in Paris versteht sich als Netzwerk und Plattform für den Erfahrungsaustausch, den Wissenstransfer und die künstlerische Zusammenarbeit zwischen europäischen Theatermachern. Die am Orient-Express beteiligten Theater sind Mitglieder der ETC.
Orient-Express ist ein Projekt von Schauspiel Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Türkischen Staatstheater Ankara, dem Teatrul National „Marin Sorescu“ Craiova (Rumänien), dem Serbischen Nationaltheater Novi Sad, dem Jungen Theater Zagreb (Kroatien), dem Slowenischen Nationaltheater Nova Gorica sowie weiteren Partnern in Italien und Deutschland.
Das Festival in Stuttgart wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, den Verein der „Freunde und Förderer der Staatstheater Stuttgart e.V.“ sowie das Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Baden-Württemberg. Mit freundlicher Unterstützung durch das Hotel Maritim Stuttgart und das Rumänische Kulturinstitut „Titu Maiorescu“ Berlin. Präsentiert von LIFT Stuttgart.
Projektleitung: Christian Holtzhauer, Internationale Koordination: Pierre-Yves Bazin
Premiere auf dem Theater-Zug: 15. Mai 2009, Ankara (Hauptbahnhof)
Weitere Vorstellungen: Ankara (16.05.), Istanbul (21. und 22.05.), Bukarest (28.05.), Craiova (30.05.), Temeswar (31.05.), Freiburg (04. oder 05.07.)
Stuttgarter Premiere im Rahmen des Festivals ORIENT-EXPRESS: 9. Juli 09, Hafen Stuttgart
80 Tage, 80 Nächte
von Soeren Voima
Regie: Christian Tschirner, Bühne: Aljoscha Begrich, Kostüme: Hanne Schmitt, Musik: Shaban, Dramaturgie: Christian Holtzhauer
Mit: Dorothea Arnold, Jan Krauter, Markus Lerch, Claudia Renner, Michael Stiller sowie Johannes Benecke und Oscar Olivo (Puppenspieler)
Die Produktion "80 Tage, 80 Nächte" ist der Beitrag des Schauspiel Stuttgart für den internationalen Theaterzug ORIENT-EXPRESS.
Wer kennt nicht Jules Vernes' "In 80 Tagen um die Welt"? Was im 19. Jahrhundert noch Anlass zu einer Wette war, ist durch Technik und Globalisierung längst zur Alltäglichkeit geworden - zumindest für die Privilegierten dieser Erde. Fernab der modernen Verkehrsströme aber begegnen wir den Sitzengebliebenen und Zukurzgekommenen.
In seinem Stück erzählt der Autor Soeren Voima die Geschichte eines für den deutschen Markt produzierten Teddybären und seines Begleiters. Leider werden beide als Plagiate entlarvt und deshalb an der deutschen Grenze abgewiesen. Nun beginnt eine abenteuerliche Reise entlang der Route des alten Orient-Expresses, auf der beide zahlreiche Abenteuer zu bestehen haben.
Mit seinem Kunstgriff - Puppen treffen auf Menschen - ermöglicht der Autor eine eigenwillige und fantastische Perspektive auf die unterschiedlichen sozialen und kulturellen Wirklichkeiten, auf die die beiden Reisenden während ihrer Odyssee durch Europa treffen.
Christian Tschirner hat als Regisseur in Frankfurt am Main, Halle und Bochum gearbeitet. Mit "80 Tage, 80 Nächte" zeigt er seine erste Inszenierung in Stuttgart.
Hinter dem Pseudonym Soeren Voima verbirgt sich ein Autorenkollektiv, das in wechselnden Konstellationen neue Stücke schreibt oder bereits existierende Texte bearbeitet. Die Stücke von Soeren Voima wurden bislang u.a. am Schauspiel Frankfurt, am Nationaltheater Mannheim, an der Berliner Schaubühne sowie am Schauspiel Köln gespielt. Am Schauspiel Stuttgart waren von Soeren Voima die Don-Quijote-Bearbeitung "Herr Ritter von der traurigen Gestalt" (2006) und "Eos" (2008) zu sehen.
Ein Videoblog mit täglich aktualisierten Berichten ist online. Hier der direkte Link:
orientexpressfestival.blogspot.com
Außerdem alle Programm-Infos zum "Orient-Express" unter:
www.staatstheater.stuttgart.de/schauspiel