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Nijinski Preis für Marco Goecke

Marco Goecke, Hauschoreograph des Stuttgarter Balletts, erhielt in Monte Carlo einen der bedeutendsten Preise der Ballettwelt, den Prix Nijinski, der im Zweijahresrhythmus beim Monaco Dance Forum verliehen wird.

Neben John Neumeier und Trisha Brown, die für ihr choreographisches Gesamtwerk ausgezeichnet wurden, erhielt Marco Goecke den Preis in der Kategorie „Aufstrebender Choreograph“ (chorégraphe émergent).

 

Der Nijinski Preis wurde im Jahr 2000 von Prinzessin Caroline von Monaco gemeinsam mit dem Monaco Dance Forum ins Leben gerufen und ist einer der weltweit renommiertesten Auszeichnungen für Tänzer und Choreographen. Eine Jury von rund 100 Fachleuten ermittelt die Preisträger. Zu diesen gehörten in der Vergangenheit u. a. Merce Cunningham, Jiří Kylián, William Forsythe, Pina Bausch und Maurice Béjart. 2002 wurde Márcia Haydée mit einem Nijinski für ihr Lebenswerk geehrt.  Die begehrte Trophäe in Form einer Nachbildung der berühmten Skulptur, die Auguste Rodin von Waslaw Nijinski schuf, wurde Marco Goecke von Karl Lagerfeld überreicht. Die Laudatio hielt Jean-Christophe Maillot, Direktor des Balletts von Monte Carlo. In seiner Rede betonte er, dass im Falle von Marco Goecke nicht einfach ein Nachwuchschoreograph, sondern vielmehr ein „aufstrebender Choreograph“, so Maillot, geehrt werde. Gleichzeitig gab er seine Absicht bekannt, Marco Goecke mit der Choreographie eines neuen Werkes für das Ballett von Monte Carlo zu beauftragen.

 

Begeistert reagierte Reid Anderson, Intendant des Stuttgarter Balletts, auf die Ehrung Marco Goeckes. „Ich war mir immer sicher, dass Marco Goecke zu den ganz großen Talenten gehört, und bin überglücklich zu sehen, dass seine Arbeit jetzt internationale Anerkennung erfährt.“ Die Verbindung Goeckes mit dem Stuttgarter Ballett hatte er frühzeitig unterstützt. Bereits ein Jahr nach seinem choreographischen Debüt am Theater Hagen begann die Zusammenarbeit mit Tänzern des Stuttgarter Balletts im Rahmen der Reihe „Junge Choreographen“ der Stuttgarter Noverre-Gesellschaft. Vier Noverre-Beiträge sowie das Solo Äffi, das Duo Ring them Bells und die groß besetzten Ballette Sweet Sweet Sweet und Viciouswishes hat Marco Goecke mittlerweile mit Tänzern des Stuttgarter Balletts erarbeitet. Im September 2005 ernannte Reid Anderson Marco Goecke zum Hauschoreographen des Stuttgarter Balletts. Am 16. Dezember zeigt Marco Goecke die Uraufführung seines neuesten Stücks für das Stuttgarter Ballett unter dem Titel Goecke im Kammer: Der Nussknacker.

 

Marco Goecke wurde 1972 in Wuppertal geboren und erhielt seinen ersten Ballettunterricht als Vierzehnjähriger. 1988 setzte er seine Ausbildung an der Ballettakademie Köln fort und studierte außerdem an der Heinz-Bosl-Stiftung München und am Königlichen Konservatorium in Den Haag. Nach seinem Abschluss war er an der Staatsoper Unter den Linden, Berlin, und am Theater Hagen als Tänzer engagiert. Seine erste Choreographie mit dem Titel Loch entstand im Jahr 2000 am Theater Hagen und wurde im selben Jahr beim Internationalen Choreographie-Wettbewerb in Hannover gezeigt. Eingeladen von Fritz Höver gab Marco Goecke 2001 sein Noverre-Debut. Es folgten Demigods (2002), Blushing (2003) und Ickyucky (2004). Im September 2002 nahm Marco Goecke eine Einladung des Choreographic Institute New York an und schuf im Rahmen des dortigen Diamond Project Workshops eine Choreographie für Tänzer des New York City Ballets. Hier wurde der Erste Solist Peter Boal auf Goecke aufmerksam und beauftragte ihn mit der Choreographie eines Solos, das im März 2004 unter dem Titel Mopey im New Yorker Joyce Theater uraufgeführt wurde. Die New York Times lobte das von Sean Suozzi getanzte Solo als „berührende Studie der Entfremdung“. Mopey wurde noch im selben Jahr beim Jacob’s Pillow Festival in Becket, Massachusetts, und auf der Tanzbiennale in Venedig gezeigt.

 

Im November 2005 übernahm zudem das Pacific Northwest Ballet, Seattle, das Stück in sein Repertoire. Ebenfalls im Jahr 2004 erhielt Marco Goecke eine Einladung, deren persönlicher Stellenwert für den gebürtigen Wuppertaler wohl jede offizielle Auszeichnung übertrifft: Pina Bausch bat Marco Goecke mit gleich zwei Arbeiten, Blushing und Mopey, zu ihrem alljährlichen Tanztheater-Festival. Mit dem Stück Blushing hatte Goecke bereits 2003 einen ersten großen Erfolg gelandet: Getanzt von acht Tänzerinnen und Tänzern des Stuttgarter Balletts, gewann Blushing 2003 in Hamburg den renommierten Prix Dom Pérignon. Ballettdirektor John Neumeier beauftragte Marco Goecke daraufhin mit der Choreographie eines neuen Stücks, das im Rahmen der Hamburger Ballett-Tage am 19. Juni 2005 unter dem Titel Beautiful Freak uraufgeführt und von der Kritik als Meisterwerk gefeiert wurde. Nach vier Arbeiten für die Noverre-Gesellschaft und einer Choreographie für die Gala „Aktion Weihnachten 2003“ arbeitete Marco Goecke für die Uraufführung seines Stückes Sweet Sweet Sweet (Februar 2005) erstmals im Rahmen eines Ballettabends im Schauspielhaus mit dem Stuttgarter Ballett zusammen. Das Stück war so erfolgreich, dass es vom Ballett der Staatsoper Hannover ins Repertoire übernommen wurde (Premiere am 28. Oktober 2005). Für das Scapino Ballett Rotterdam choreographierte Marco Goecke 2005 das Stück Der Rest ist Schweigen (Uraufführung am 6. Oktober 2005).

 

Im September 2005 wurde Marco Goecke zum Haus-Choreographen des Stuttgarter Balletts ernannt. Mit der Berufung von Marco Goecke, der ebenso wie Haus- Choreograph Christian Spuck für eine moderne künstlerische Ausrichtung steht, unterstreicht Ballettintendant Reid Anderson erneut den Stellenwert der innovativen Choreographie im Repertoire des Stuttgarter Balletts. Für eine Benefizgala im Holländischen Arnheim schuf Marco Goecke 2005 das Solo Äffi für den Tänzer des Stuttgarter Balletts Marijn Rademaker, der das Stück auch bei der Deutschen Erstaufführung im Stuttgarter Opernhaus anlässlich der Gala „Aktion Weihnachten“ am 4. Dezember 2005 tanzte. Äffi wurde außerdem im Februar 2006 auf der Tanzplattform Deutschland 2006 in Stuttgart präsentiert. Mit dem Solo gewann Marijn Rademaker, Erster Solist des Stuttgarter Balletts, den Deutschen Theaterpreis 2006 in der Kategorie „Beste darstellerische Leistung Tanz“. Ebenfalls mit Äffi gewann Tadayoshi Kokeguchi vom Scapino Ballet Rotterdam den Preis der niederländischen Stadttheater- und Konzertsaal-Direktoren. In der Spielzeit 2005/06 choreographierte Marco Goecke ein neues Stück für das Stuttgarter Ballett, das im Ballettabend GOECKE / LEE / SPRADLING: NEUE WERKE unter dem Titel Viciouswishes am 30. Juni uraufgeführt wurde. Für das Ballett des Staatstheaters Braunschweig choreographierte er zu einem Text von Ingeborg Bachmann das im Mai 2006 uraufgeführte Stück Alles. Im Frühjahr 2005 erhielt Marco Goecke den Förderpreis der Landesstiftung Baden- Württemberg. Bei den Kritikerumfragen der Zeitschrift Ballettanz gehörte Marco Goecke 2005 und 2006 zu den Meistgenannten. Für seine Stücke Beautiful Freak und Sweet, Sweet, Sweet wurde er mehrfach in den Kategorien Innovative und Wichtige Produktion genannt sowie in den Kategorien Bemerkenswerter Nachwuchschoreograph und Herausragender Choreograph.

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