Warwara Michajlowna und die Ärztin Marja Lwowna werden nicht müde, im Kreis der Sommerfrischler*innen die Möglichkeit eines besseren Lebens für alle und ein Bewusstsein gemeinsamer politischer Verantwortung zu formulieren. Doch mit jedem Gespräch, jedem Streit, jeder Selbstenthüllung wird fraglicher, ob diese Sommergäste für ein anderes, wahrhaftigeres Leben und die Verwirklichung gerechterer Verhältnisse ausgestattet sind.
«Sie werden mich fragen, wie sie leben sollen. Und was soll ich dann antworten?»
In virtuos skizzierten, der Realität abgelauscht wirkenden Szenen entwirft Gorki in seinem 1904 in St. Petersburg uraufgeführten Schauspiel das Panorama einer sozialen Schicht – der russischen Intelligenzija –, die in einer historischen Schwellenzeit ratlos zu erstarren droht. Es ist der Vorabend der Russischen Revolution von 1905, die mit dem Marsch tausender Arbeiter*innen auf den Petersburger Winterpalast und dessen blutiger Zerschlagung durch die Armee des Zaren ihren Anfang nehmen wird. Und weder der Autor noch seine Figuren können ahnen, wie nahe sie einem historischen Wendepunkt gekommen sind. In dieser Dringlichkeit und in Gorkis beharrlicher Frage nach unserer Fähigkeit zu Solidarität mit Benachteiligten und Schwächeren liegt das radikal Gegenwärtige dieses modernen Klassikers.
Mit «Sommergäste» stellt sich der britische Regisseur Joe Hill-Gibbins, dessen künstlerische Handschrift sich durch präzise Dialog- und Figurenarbeit auszeichnet, erstmals dem Münchner Publikum vor.
Inszenierung Joe Hill-Gibbins
Bühne Johannes Schütz
Kostüme Astrid Klein
Musik Polly Lapkovskaja
Licht Tobias Löffler
Dramaturgie Ewald Palmetshofer
Mit
Enea Boschen, Valentino Dalle Mura, Robert Dölle, Christian Erdt, Vincent Glander, Michael Goldberg, Brigitte Hobmeier, Katja Jung, Sophie von Kessel, Thomas Lettow, Aurel Manthei, Thomas Reisinger, Hanna Scheibe und Luana Velis
Das Bild zeigt Maxim Gorki