Doch für Julie fühlt Liliom mehr und begehrt sogar gegen seine eifersüchtige Chefin auf - wobei er prompt seine Anstellung verliert. Das macht ihm aber nichts aus, zu wohl fühlt er sich bei Julie, zu bedingungslos sind auch ihre Gefühle ihm gegenüber, zu sehr keimt in Liliom durch Julie die Hoffnung, „doch noch ein Mensch zu werden“. So heiratet der entlassene Jahrmarktsausrufer überglücklich das mittlerweile auch entlassene Dienstmädchen.
Aber Liliom hat kein Handwerk gelernt, verdingt sich auch prinzipiell nicht als Tagelöhner und steigert sich so in die Verzweiflung des Nichtstuns, ist darüber unglücklich - und schlägt seine Frau, weil sie Recht hat. Und Julie verzeiht ihm, weiß sie doch um sein gutes Herz, versteckt hinter der Grobheit. So taumelt Liliom durchs Leben, bis Julie ihm verkündet, dass sie ein Kind von ihm erwartet. Aus voller Verantwortung für die kleine Familie lässt sich Liliom von seinem Saufkumpanen Ficsur zu einem Raubüberfall überreden, aber schon vor dem Überfall verliert er seinen Anteil beim Kartenspiel mit Ficsur, der Coup misslingt und Liliom begeht auf der Flucht vor der Polizei Selbstmord - aus Liebe zu Julie und dem Kind unter ihrem Herzen.
Doch Liliom erhält die Möglichkeit zur Wiedergutmachung: Nach 16 Jahren darf er für einen Tag zur Erde hinab und seiner herangewachsenen Tochter Luise etwas Gutes tun, was seine Läuterung bewiese. Als Fremder spricht er sie an, lässt aber kein gutes Haar an sich, Liliom, dem ihr unbekannten Vater, so dass er des Hauses verwiesen wird. Zum Abschied will er seiner Tochter noch einen leuchtenden Stern schenken, den er vom Himmel gestohlen hat. Luise nimmt ihn nicht an - und Liliom schlägt in alter Unbeherrschtheit seine Tochter. Er ist scheinbar ein unverbesserlicher Mensch.
Ferenc Molnár (1878 - 1952), „unter den erfolgreichen ungarischen Dramatikern der erfolgreichste“, errang mit seinen virtuos gearbeiteten Stücken Weltruf. Mit „Liliom“ schuf er nicht nur eine Figur, die für viele große Schauspieler zur Paraderolle wurde, sondern auch eine fabelhafte Mischung aus schwermütigem Liebesmelodram, jahrmarktsseligem Volksstück und illusionärem Märchen.
Marc Lunghuß (Regie)
Jahrgang 1974, studierte in Heidelberg und Berlin Germanistik und Philosophie. Er hospitierte und assistierte am Maxim Gorki Theater Berlin und war von 2002 - 2005 Regieassistent am Schauspielhaus Bochum. Seitdem arbeitet er als freischaffender Regisseur an verschiedenen Theatern im deutschsprachigen Raum, u. a. in Bochum, Frankfurt/Main, Stuttgart, Kiel, Konstanz und Leipzig. Seine „Törless“-Inszenierung war 2010 Preisträger des Westwind-Festivals sowie Teilnehmer beim NRW-Theatertreffen, zudem wurde er dafür 2010 bei der Kritikerumfrage von Theater Heute als bester Nachwuchsregisseur nominiert. Zuletzt inszenierte er die Uraufführung „Wir sind viele und reiten ohne Pferd“ von Martin Heckmanns am Schauspiel Stuttgart. Dem Chemnitzer Publikum ist er bereits durch seine Inszenierung von Tennessee Williams' „Die Glasmenagerie“ (2007) bekannt.
Vorstadtlegende in sieben Bildern und einem szenischen Prolog
Für die deutsche Bühne bearbeitet von Alfred Polgar
Regie: Marc Lunghuß
Bühne: Tobias Schunck
Kostüme: Cleo Niemeyer
mit: Wenzel Banneyer (Liliom), Runa Schaefer (Julie), Anna-Sophie Fritz* (Marie), Hartmut Neuber (Frau Muskat), Gwendolin Unger** (Luise), Yves Hinrichs (Ficsur / Stephan Kadar), Karl Sebastian Liebich (Wolf Beifeld), Urs Rechn (Polizist)
*Studentin der Universität Mozarteum Salzburg
**Mitglied des Theaterjugendclubs “KarateMilchTiger”