Ein dunkler Raum, eine Karree voller Sand, in dem sich sechs liegende Männer im Zeitlupentempo um die eigene Achse drehen, monotoner, ohrenbetäubender Motorenlärm, der die Sinne abstumpft, betäubt. Irgendwann lässt sich dazwischen das Geräusch der Meeresbrandung ausmachen. Die erschöpft wirkenden Körper erwachen zu Leben, raffen sich auf, nehmen Beziehung zueinander auf, bis sie aggressiv und spielerisch zugleich den Sand aufwerfen und Kaskaden von leuchtenden Sandkörnern niederregnen lassen. Frontal zum Publikum bilden sie eine Formation und blicken die Zuschauer zugleich abwesend und durchdringend an. Voller Lebenskraft und -freude , sich verausgabend bauen sie einen Schutzwall, um dann doch schließlich erschöpft niederzusinken. Nur einer hat noch die Kraft, die anderen umzubetten und sie wie rituell zu Grabe zu legen.
Intensiv und kraftvoll und doch reduziert ist die Formensprache von Olivier Dubois choreographischer Arbeit "Souls", mit der man aufgrund des Settings das Schicksal von Flüchtlingen aus Afrika, die an den europäischen Mittelmeerstrand gespült werden, assoziiert. Geschichten, wie man sie täglich in den Nachrichten erfährt, wenn die Reise mal wieder ein desaströses Ende gefunden hat. Ja, es sind Seelen, die das Risiko auf sich nehmen und ihr Heimatland verlassen, um in der Fremde ihr Glück zu suchen, das sie dort vielleicht niemals finden werden. Und es gibt Seelenverkäufer, die sich die Not anderer zu Nutze machen und keine Skrupel kennen. Und es gibt Künstler, die uns eindringlich mit poetischen Mitteln daran erinnern. Euphorischer Beifall für eine überzeugende Leistung.
Kreation, Choreografie: Olivier Dubois
künstlerische Assistenz: Cyril Accorsi
Musik: François Caffenne
Licht: Patrick Riou
Bühnensetting: Robert Pereira
Bühnenbild: François Michaudel
Tanz: Tshireletso Molambo, Youness Aboulakoul, Jean-Paul Mehensio, Hardo Papa Salif Ka, Ahmed El Gendy, Djino Alolo Sabin
Produktionsleitung: Béatrice Horn.
Eine Produktion der COD, koproduziert durch das Institut français Paris, Ägypten und Senegal, das National Choreographic Center of Roubaix-Nord Pas de Calais, das CENTQUATRE-Paris, das Théâtre Paul Eluard in Choisy le Roi, TARMAC, L’apostrophe scène nationale de Cergy-Pontoise et du Val d’Oise, Rotterdamse Schouwburg-Festival De Keuze und das Falaki Theatre in Kairo.
20. bis 22. März 2015 in Düsseldorf