In Krzysztof Warlikowskis Inszenierung liegen die traumatischen Ereignisse für Iphigénie in weiter Ferne. Der Vater, die Mutter, der geliebte Bruder, die eigene vom Krieg durchkreuzte Jugend – sie lösen sich immer wieder aus dem Nebel des Vergessens. Sie lassen nicht los, werden nicht losgelassen. Diese Iphigénie lebt Wand an Wand mit anderen Frauen, die ihre eigenen Geister mit sich herumtragen und sich in Gleichmut üben gegenüber allem, was in ihrem Leben leidvoll war – ein Chor der letzten Zeuginnen ihres eigenen Überdauerns wechselhafter und kriegerischer Zeiten.
Eine der wichtigsten Reformopern der Musikgeschichte: Christoph Willibald Glucks Iphigénie en Tauride in der Regie von Krzysztof Warlikowski und in der Ausstattung von Małgorzata Szczęśniak. Die Produktion avancierte nach ihrer Premiere an der Opéra national de Paris im Jahr 2006 innerhalb kurzer Zeit zum Kult. Nun wird sie vom Regisseur und seinem künstlerischen Team an der Staatsoper Stuttgart neu einstudiert. Am Pult des Staatsorchesters dirigiert der Barockspezialist Stefano Montanari, der in der kommenden Saison an der Staatsoper Stuttgart die Neuproduktion von Antonio Vivaldis Oratorium Juditha triumphans musikalisch leiten wird.
Bei der Premiere von Iphigénie en Tauride gibt Amanda Majeski ihr Haus- und Rollendebüt. Sie gastiert regelmäßig an den großen Opernhäusern der Welt, unter anderem an der Metropolitan Opera New York und der Lyric Opera in Chicago. Die Ensemblemitglieder Elmar Gilbertsson (Pylade) und Jarrett Ott (Oreste) debütieren ebenfalls in ihren Partien. Sieben Statistinnen aus Stuttgart im Alter von 76 bis 96 Jahren verkörpern den stummen Chor der Priesterinnen. Dabei sind manche der Frauen schon jahrzehntelang Teil der Statisterie des Hauses, andere wirken erstmals bei einer Produktion der Staatsoper Stuttgart mit.
Iphigénie en Tauride an der Opéra national de Paris war Warlikowskis erste Operninszenierung außerhalb Polens und wurde bereits damals von Viktor Schoner und Dramaturg Miron Hakenbeck, der mittlerweile ebenfalls fest an der Staatsoper Stuttgart engagiert ist, künstlerisch betreut. Sein Deutschland-Debüt gab Warlikowski am Schauspiel Stuttgart Ende der 1990er Jahre mit zwei Shakespeare-Produktionen. In Iphigénie en Tauride wird erstmals eine Opernarbeit des Regisseurs in Stuttgart zu sehen sein.
Uraufführung 1779 in Paris
Oper in vier Akten
Libretto von Nicolas-François Guillard
in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung Stefano Montanari
Regie Krzysztof Warlikowski
Bühne und Kostüme Małgorzata Szczęśniak
Licht Felice Ross
Choreografie Claude Bardouil
Dramaturgie Miron Hakenbeck
Chor Bernhard Moncado
Iphigénie Amanda Majeski
Oreste Jarrett Ott
Pylade Elmar Gilbertsson
Thoas Gezim Myshketa
Diane Carina Schmieger*
Aufseher des Thoas / Skythe Elliott Carlton Hines*
Griechin / Priesterin Ida Ränzlöv*
Iphigénie (Schauspielerin) Renate Jett
*Mitglieder des Internationalen Opernstudios der Staatsoper Stuttgart
Staatsopernchor Stuttgart
Staatsorchester Stuttgart
Weitere Vorstellungen
02. / 05. / 10. / 12. / 14. / 19. / 30. Mai 2019
Einführungen
Eine Einführung vor jeder Vorstellung findet jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Opernhaus, Foyer I. Rang, statt.
Karten
Online www.staatsoper-stuttgart.de
Telefonisch +49 711 20 20 90
Montag bis Freitag 10 bis 20 Uhr, Samstag 10 bis 18 Uhr
An der Theaterkasse
Königstraße 1D (Theaterpassage), 70173 Stuttgart
Montag bis Freitag 10 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 14 Uhr
Das Bild zeigt Christoph Willibald Gluck