Die beiden Frauen brennen dabei als weibliche "Opferwürste" ein rasantes rhetorisches Feuerwerk ab. Gabor und Armin sind die Hüter der Erbschaftslotterie - Hinterlassenschaften werden per Losentscheid verteilt. Christiane Roßbach als Maude residiert als "Königin der Trivialliteratur" in den heiligen Hallen des Jobcenters, ihr Sachbearbeiter Gabor ist hoffnungslos gesichtsblind, sie beschimpft ihn als "Sau", und die "Neiddebatte" wird gnadenlos losgetreten und eröffnet. Doch auch hier haben alle die Chance, etwas von den jährlich in Deutschland verlosten 400 Milliarden Euro zu bekommen. Celina Rongen als überaus furiose Silke revoltiert leidenschaftlich gegen ihre Enterbung, denn sie möchte natürlich, dass das Geld ihres Vaters in ihr Start-up-Unternehmen fließt.
Als zugespitzte Gesellschaftssatire explodiert dieses Stück im Foyer des Kammertheaters im kompakten Bühnenbild und den kessen Kostümen von Ariane Königshof im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Protagonisten bedrohen sich nicht nur mit dem Revolver, sondern zünden tatsächlich Bomben. Klassenunterschiede werden so gnadenlos entlarvt. Neben "Penis-Witzen" bringt diese "Eierstock-Lotterie" die vier Schauspieler wahrhaft auf die Palme. Das Wohlstandsbürgertum wird sarkastisch bloßgestellt. Celina Rongen als genervte Silke bekommt ihren Tobsuchtsanfall nicht unter Kontrolle: "So dumm wie Scheiße!" Der Wolf frisst hier buchtäblich das Lamm - frei nach Jean de la Fontaine.
Das Verhältnis des Jobcenters zum Kapital wird dabei seziert und auf die Schippe genommen. "Ein klarer Fall von Amtsmissbrauch!" lautet der Vorwurf der empörten Frauen an die Herren der Abteilung "Leistungsgewährung". Die Wut über "vorgefickte Formulare" strebt ihrem Höhepunkt zu. Türen knallen zwischen Gelächter und rasenden Verzweiflungsausbrüchen, die immer weiter eskalieren. Da bleibt fast der Atem weg. Auf der anderen Seite müssen sich die Frauen aber eingestehen, dass es ohne Jobcenter für sie einfach nicht geht. Daran ändern auch empfindliche Abzüge bei der Grundsicherung nichts. "Niemand wusste von uns, wo das Jobcenter überhaupt ist!" lautet deswegen das Schlussfazit. Ein gelungener Theaterabend.
Ovationen, Jubel, Begeisterung.