Federico Fellinis bewegender Film sorgte 1954 für einen Skandal in der italienischen Filmszene, da sich der Regisseur nicht allzu eng an die neorealistische Ästhetik hielt und er deswegen von orthodoxer Seite abgelehnt wurde. In Frankreich aber wurde „La Strada“ berühmt und in den USA 1957 mit einem Oscar geehrt. Die Welt der detailgenau fotografierten Drehorte mag inzwischen vergangen sein, doch die Poesie der Geschichte, die hart gefügten Widersprüche, das nahe Beieinander von trostloser Armut und seelischer Fülle, von bedrückender Realität und der traumleichten Fantasie des Jahrmarkts erscheinen absolut zeitlos. Genau wie die kraftvollen Figuren: Ohne ein Zuhause treiben sie unter einem weiten Himmel durch eine unbarmherzige Welt, immer auf der Suche nach etwas Herzenswärme, nach einem Ort zum Lieben.
Regisseur Robert Czechowski begreift „La Strada“ als ein überzeitliches poetisches Gedicht, welches mehr Fragen aufwirft als Antworten gibt. Voller Symbolkraft wie dem Zirkusring (für Einheit, Märchen, Kindheit, Naivität), dem Krieg (Tod), dem weiten Himmel (Ort aller Fragen, der Sehnsüchte) und dem Wagen (Haus, Reise des Lebens) ist es in vergleichsweise einfachen Verhältnissen situiert und erzählt von der Zeit nach einem Krieg, dessen Traumata und Verheerungen den Menschen weiterhin auf der Seele liegen. Die Figuren des Stückes ziehen ohne Heimat, aber voller Sehnsucht von Ort zu Ort, auf der Suche nach etwas Nahrung, einem Ruheplatz zum Schlafen, einer warmen Schulter zum Anlehnen. Ganz einfache Bedürfnisse eigentlich, aber schwer zu haben in einer verrohten Welt. Man mag dies in Zeiten zunehmender Polarisierungen als Warnung verstehen, aber auch als eine Parabel auf die Zerbrechlichkeit des Menschen und sein Bedürfnis nach Zärtlichkeit.
Für die Bühne adaptiert von Gerold Theobalt
Regie: Robert Czechowski
Bühne: Wojtek Stefaniak
Kostüme: Ełzbieta Terlikowska
Musik: Damian-neogenn-Lindner
Choreografie: Alexander Azarkiewicz
Mit: Dirk Glodde (Zampano), Seraina Leuenberger (Gelsomina), Dominik Puhl (Matto), Ulrike Euen (Mutter / Wirtin), Katka Kurze (Hure / Nonne / Bedienung), Philipp von Schön-Angerer, Marko Capor*, Rebecca Halm*, Daniel Hölzinger*, Svenja Koch* (Soldaten)
* Schauspielstudio Chemnitz
Das Bild zeigt Federico Fellini