Während die einen ihre schmutzigen Hände in Unschuld waschen, landet der junge Dichter Iwan Besdomny in einer psychiatrischen Anstalt. Hier trifft er auf den Meister. Der hatte einen biblischen Pilatus-Roman geschrieben, dessen Veröffentlichung allerdings an Kritik und Zensur scheiterte. Ohnmächtig, mittellos und ohne Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft verließ er seine Geliebte Margarita und zog sich in die Anstalt zurück, wo er auf das Ende der Geschichte wartet. Der Teufel nimmt schließlich das Schicksal der beiden Liebenden in die Hand und schenkt ihnen die Freiheit – denn die magische Fiktion hat die Wirklichkeit längst eingeholt.
Die Vorlage
Michail Bulgakow (1891-1940) schrieb „Meister und Margarita“ unter dem Eindruck der stalinistischen Diktatur als kritische Satire auf die Gesellschaft seiner Zeit. Indem er mit der Erzählung um Pontius Pilatus am Tag der Kreuzigung Jeshuas und den mysteriösen Ereignissen in der Gegenwart zeitkritische, magische und allegorische Erzählstränge verknüpft, stellt er nicht zuletzt die reale Umsetzung einer gerechten und wahrhaftigen Lebenswirklichkeit infrage. Diese
erscheint bisweilen auch heute noch als Utopie und macht den Roman zu einem Schlüsselwerk der Moderne.
Bulgakows reale Welt zeigt sich als Fiktion, aus welcher der Einzelne längst nicht mehr herauskommt. In jener Wirklichkeit, in der alles möglich scheint und so wenig gilt, verliert so mancher den Überblick. Wer nicht mitspielt, wird an den Rand der Gesellschaft gedrängt oder gleich ganz aussortiert. Nur die wenigsten haben den Mut, sich dieser Entwicklung entgegenzustellen. Voland, jener Teufel, der schon bei Pontius Pilatus im Garten stand oder mit Kant frühstückte und mit ihm über dessen Gottesbeweis diskutierte, muss gar nicht mehr viel tun – die Menschheit gräbt selbst an ihrem Untergang. Das göttlich-teuflische Spiel um die Welt scheint längst verloren. Und so fügt Bulgakow seiner Gesellschaftskritik und der epischen Bibelgeschichte des Meisters noch eine andere, berührende Erzählung hinzu: Die Geschichte zweier Liebender, die das Leben trennt und denen der Teufel die Ewigkeit schenken wird.
Der Autor
Michail Afanassijewitsch Bulgakow wurde 1891 in Kiew geboren. Der Vater Geistlicher und Dozent, die Mutter Lehrerin, wird in der Familie viel Wert auf Bildung und Kultur gelegt. Nach dem Abitur studiert Bulgakow Medizin und dient während des 1. Weltkrieges in einem Lazarett. Nach der Revolution arbeitet er als Landarzt, fühlt sich aber immer stärker zur Literatur hingezogen und gibt seinen Beruf 1920 auf. Mit seiner Frau zieht er nach Moskau, wo er bis zu seinem Tod lebt. Bulgakow arbeitet als freier Schriftsteller und Zeitungsjournalist, Conférencier, Schauspieler und Feuilletonist. Der sowjetische Alltag liefert ihm für viele seiner Stücke und Erzählungen die Vorlage. Dennoch werden die Teufeliaden 1925 seine einzige größere Veröffentlichung zu Lebzeiten bleiben. Doch seine Theaterstücke finden den Weg auf die russischen Bühnen.
Mit der Uraufführung von „Die weiße Garde“ wird er für kurze Zeit einer der führenden Dramatiker. Schließlich aber unterliegt auch Bulgakow dem Kampf mit den Zensurbehörden. Ab 1929 verschärfen sich die Gesetze und Vorschriften unter Stalin und Bulgakow findet als Autor im öffentlichen Raum nicht mehr statt. Er erhält Bühnenverbot. Mehrmals bittet er um ein Ausreisevisum, immer wird es verweigert. Stalin schließlich verschafft dem verarmten Autor zumindest eine Anstellung am Künstlertheater. Bulgakow bleibt nur die innere Rebellion, wie seine Tagebücher zeigen, die seine dritte Frau ab den 30er Jahren für ihn schreibt. Zwischen 1928 und 1940 arbeitet er an „Meister und Margarita“ – einem Roman für die Schublade, den er bis zu seinem Tod nicht beendet. Erst 1966, 26 Jahre nach Bulgakows Tod, wurde „Meister und Margarita“ stark zensiert in mehreren Episoden veröffentlicht. Seitdem gehört der Roman zur Weltliteratur.
Malte Kreutzfeldt (Regie und Bühnenfassung)
studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin und wurde nach seiner Abschlussinszenierung Oberspielleiter in Quedlinburg/Halberstadt. Dort entstanden über zehn Schauspielproduktionen, und mit Händels „Cesare in Egitto“ gab Malte Kreutzfeldt in der Spielzeit 2002/2003 auch sein Operndebüt. Seitdem ist er freischaffend tätig und erarbeitete über dreißig Inszenierungen. Am Opernhaus Kiel inszenierte er Waits‘/Wilsons „The Black Rider“, am Staatstheater Darmstadt anlässlich des Büchner-Jahres 2013 dessen drei Dramen „Woyzeck“, „Leonce und Lena“ und „Dantons Tod“. Mit Henriette Dushes „In einem dichten Birkenwald, Nebel“ wurde er zu den Autorentheatertagen an das Deutsche Theater Berlin eingeladen. Am Schauspiel Chemnitz inszenierte er 2015 bereits Shakespeares „Richard III“ und zuletzt Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“.
In einer Bühnenfassung von Malte Kreutzfeldt
Regie: Malte Kreutzfeldt
Bühne: Nikolaus Porz
Kostüme: Anke Wahnbaeck
Musikalische Einstudierung: Steffan Claußner
Mit: Andreas Manz-Kozár (Der Meister), Ulrike Euen (Margarita), Jan Gerrit Brüggemann (Voland, der Teufel), Stefan Schweninger (Korowjew), Susanne Stein (Kater Behemoth / Pontius Pilatus), Philipp von Schön-Angerer (Azazello), Maria Schubert (Gella, eine Hexe), Martin Esser (Iwan Besdomny), Christian Ruth (Michail Berlioz / Stepan Lichodejew / Nikolaj Bossoi), Wolfgang Adam (Dr. Strawinski / Kantinenwirt), Marko Bullack (Latunski / Jesus, genannt Jeshua), Jan Beller (Pfleger / Marcus), Wolfgang Adam (Kaiphas), Martin Valdeig (Levi Matthäus)
Die nächsten Vorstellungen sind am 24. März, 5. April und 14. April 2018, je 19.30 Uhr.
Bild: Michail Bulgakow