Wer kann, flieht in den Nahen Osten und nach Nordafrika. Doch wer keine Aufenthaltsgenehmigung hat, kann nicht zur Schule gehen, kein Arabisch lernen, keine Arbeit finden. Und fühlt sich als Außenseiter und sehnt sich nach Hause.
Was macht es mit uns, wenn uns Vertrautes genommen wird und wir uns in einer schwer durchschaubaren und unverständlichen Welt bewegen müssen? Wenn Regeln und Verabredungen
nicht mehr gelten, bzw. anders gelten, als wir gewohnt sind?
Mit einer zusätzlich in den Spielplan aufgenommenen Produktion reagiert das Bautzener Theater auf die aktuelle politische Situation: „KRIEG-Stell dir vor, er wäre hier“ von Janne Teller wird am 12. März, 14 Uhr zum ersten Mal in der Gedenkstätte Bautzen gezeigt. Das Gemeinschaftsprojekt des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters und der Gedenkstätte Bautzen soll bis zum Ende der Spielzeit vor allem in Schulen als Klassenzimmerstück gespielt werden.
In ihrem Gedankenspiel verkehrt die Autorin Janne Teller die Verhältnisse der realen Welt.
Stell dir vor, es ist Krieg - nicht irgendwo weit weg, sondern hier in Europa. Die demokratische Politik ist gescheitert und faschistische Diktaturen haben die Macht übernommen. Mitten in Europa ist ein Krieg ausgebrochen, dessen Ursache im Ende der Europäischen Union liegt. Hunger, Kälte und die ständige Angst vor Angriffen bestimmen den Alltag.
Wer kann, flieht in den Nahen Osten, wie der 14-jährige Protagonist aus Deutschland. Damit beginnt das Flüchtlingsdrama eines deutschen Jungen und seiner Familie nach Ägypten, das nächstliegende friedliche Land. Die Familie hat Tote und Verletzte zu beklagen, die schwer erkrankte Mutter hat im weitgehend zerstörten Deutschland keine Überlebenschance.
In einem ägyptischen Flüchtlingslager versucht er mit seiner Familie ein neues Leben zu beginnen. Die Familie unterliegt strengen Bestimmungen. Weil er keine Aufenthaltsgenehmigung hat, kann er nicht zur Schule gehen, kein Arabisch lernen, keine Arbeit finden. Er fühlt sich als Außenseiter und sehnt sich nach Hause. Doch wo ist das?
Nach Jahren im Lager können sie sich eine neue Existenz aufbauen. Dabei haben sie mit Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit zu kämpfen und kommen immer wieder in Konflikt mit der arabisch-islamischen Leitkultur. Das Gastland wird nicht zur Heimat, die alte Heimat ist zerstört und als besiegte Nation nur noch Teilstaat eines autokratisch regierenden Europas unter französischer Vorherrschaft. Rückkehrende Emigranten gelten als Verräter und wer Deutschland auch nur für kurze Zeit bereist, verliert seinen Asylantenstatus in seinem Gastland.
Janne Teller setzt darauf, das Empathie mit den handelnden und so nah empfundenen Personen der erste Schritt zur Bereitschaft ist, sich mit den Schicksalen unserer neuen Mitbewohner auseinander zu setzen. "Eine ebenso einfache wie geniale Idee: Mit einem kleinen Dreh stellt die Autorin unsere Alltagswirklichkeit auf den Kopf und zwingt uns, in einen hässlichen Zerrspiegel zu schauen." Deutschlandradio Kultur
Janne Teller (1964 in Kopenhagen geboren) arbeitete als Konfliktberaterin der EU und UNO in aller Welt, bevor sie sich 1995 ganz dem Schreiben widmete. Für ihr literarisches Schaffen wurde sie vielfach ausgezeichnet.
Aus dem Dänischen von Sigrid C.Engeler
Regie: Ralph Hensel
Darsteller: Katja Reimann, Diego Carlos Seyfarth, Helena Büttner
Zusätzlich im Spielplan aus aktuellen Gründen!
Gemeinschaftsprojekt mit der Gedenkstätte Bautzen
Das Gemeinschaftsprojekt des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters und der Gedenkstätte Bautzen soll bis zum Ende der Spielzeit vor allem in Schulen als Klassenzimmerstück gespielt werden.
Die pädagogische Betreuung erfolgt durch die Gedenkstätte Bautzen.
Ab Herbst 2015 ist eine Erweiterung des Stoffes geplant und dann wird die Inszenierung in den Räumen der Gedenkstätte Bautzen für eine breite Öffentlichkeit gezeigt.