Leoš Janáčeks sechstes und nach »Jenůfa« wohl bedeutendstes Werk folgt in der Thematik solch literarischen Figuren wie Effi Briest oder Madame Bovary und erzählt von den psychischen Qualen einer in ihrer Ehe gefangenen Frau. Auch in »Káťa Kabanová/Katja Kabanowa« geht die nach Freiheit und Selbstverwirklichung drängende Titelheldin nach aussichtslosen Befreiungsversuchen an den vorherrschenden Gesellschaftszwängen und Moralvorstellungen zugrunde.
Mit dem 1921 in Brno/Brünn uraufgeführten Werk, für das Janáček selbst – inspiriert von Alexander Ostrowskis russischem Drama »Das Gewitter« – das Libretto verfasste, gelang dem Komponisten ein unvergleichlich zartes und lyrisches Musiktheater. Die innige musikalische Sprache der farbig vielschichtigen Partitur drückt die Emotionen der Protagonist*innen auf das Gefühlvollste aus, während die packende Handlung eine bis heute gültige Kritik an gesellschaftlichen Ordnungsbildern formuliert.
Bereits einen Tag nach der Dresdner Erstaufführung am 14. August 1949 im Großen Haus der Staatstheater wurde »Káťa Kabanová« im Steinsaal des Deutschen Hygiene-Museums Dresden auf Tonband aufgezeichnet. Sopranistin Elfriede Trötschel, die an der Staatsoper Dresden in den 1930er und -50er-Jahren in zahlreichen lyrischen und später jugendlich-dramatischen Partien brillierte, galt zu jener Zeit als »die ideale Káťa«. Einen Eindruck von diesem »Klangschatz aus der Geschichte der Staatsoper in Dresden« vermittelt die Hörprobe auf der Stückseite zu »Káťa Kabanová/Katja Kabanowa« auf semperoper.de.
Am Premierenabend der aktuellen Neuproduktion erwartet das Dresdner Publikum nun mit dem ehemaligen Ensemblemitglied Amanda Majeski in der von ihr erstmals in Dresden interpretierten Titelpartie sowie den Rollendebüts von u.a. Christa Mayer, Kurt Rydl, Štěpánka Pučálková, Simeon Esper, Martin Mitterrutzner und Ilya Silchuk ein ebenso aufregendes Opernerlebnis. Am Pult der Sächsischen Staatskapelle Dresden ist der Argentinier Aléjo Perez zu Gast, der zuletzt in der Semperoper die Vorstellungsserie von Bizets »Carmen« dirigierte. Mit der Dresdner Neuproduktion gibt der Musikdirektor der Opera Vlaanderen ebenfalls sein Debüt als Musikalischer Leiter von Janáčeks »Káťa Kabanová/Katja Kabanowa«.
Libretto vom Komponisten
Musikalische Leitung Alejo Pérez
Inszenierung Calixto Bieito
Bühnenbild Aida Leonor Guardia
Kostüme Eva Butzkies
Licht Calixto Bieito
Dramaturgie Benedikt Stampfli
Choreinstudierung Jonathan Becker
Savël Prokofjevič Dikój Kurt Rydl
Boris Grigorjevič Magnus Vigilius
Marfa Ignatěvna Kabanová Christa Mayer
Tichon Ivanyč Kabanov Simeon Esper
Katěrina, genannt Káťa Amanda Majeski
Váňa Kudrjaš Martin Mitterrutzner
Varvara Štěpánka Pučálková
Kuligin Ilya Silchuk
Gláša Nicole Chirka
Fekluša Sabine Brohm
Ein Vorbeigehender Zhi Yi
Eine Frau Lucie Ceralová
Sächsischer Staatsopernchor Dresden
Sächsische Staatskapelle Dresden
In Kooperation mit dem Nationaltheater Prag
Dekoration und Kostüme des Nationaltheaters Prag
Weitere Vorstellungen am 1., 6., 10. und 19. Mai 2024