Sie setzt eine Anzeige in die Zeitung, um den Vater des Kindes zu finden; die mit dem Gedankenstrich verschwiegene Vergewaltigung drängt ans Licht. Die Marquise ist eine Frau, die sich aus der ihr zugeschriebenen Scham und der patriarchalen Gewalt herauszulösen trachtet. Sie findet Erkenntnis in der Auseinandersetzung mit sich selbst, ihrer Sexualität und dem ungeborenen Kind in ihrem Leib und emanzipiert sich von Zuschreibungen, mit denen sich das weibliche Geschlecht auch heute konfrontiert sieht. „Durch diese schöne Anstrengung mit sich selbst bekannt gemacht, hob sie sich plötzlich, wie an ihrer eigenen Hand, aus der ganzen Tiefe, in welche das Schicksal sie herabgestürzt hatte, empor.“
Die Regisseurin Lily Sykes widmet sich den Erkenntnisprozessen der Marquise und folgt der Protagonistin durch die Widerständigkeiten und Tiefen des Kleist-Textes, der Traumbilder ebenso bietet wie emotional zutiefst erschütternde Erfahrungen. Sie reichert die Novelle mit Kleists Briefen an und lässt die Bühne zu einer Bar werden, in der das Ensemble gemeinsam mit Live-Musiker David Schwarz agiert.
Lily Sykes verbindet eine regelmäßige Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus Graz, dem Schauspiel Hannover, dem Burgtheater Wien, Schauspiel Frankfurt und dem Staatsschauspiel Dresden, wo sie seit der Spielzeit 2022/23 Hausregisseurin ist.
Es spielen:
Carlotta Freyer
Agnes Lampkin
Oscar Olivo
Nadine Quittner
David Schwarz
Regie Lily Sykes
Bühne und Kostüme Jelena Nagorni
Musik David Schwarz
Dramaturgie Victoria Weich
Weitere Termine
Do. 06.04.2023, 19.30 / Fr. 21.04.2023, 19.30 / Sa. 29.04.2023, 19.30 / Fr. 12.05.2023, 19.30 / Mi. 17.05.2023, 19.30 / So. 28.05.2023, 18.00 / Fr. 02.06.2023, 19.30 / Mi. 14.06.2023, 19.30 Uhr, jeweils Kleines Haus