Georgette Tsinguirides feiert am 27. Februar außerdem ihren 82. Geburtstag.
Dem Wunsch John Crankos folgend ließ sich Georgette Tsinguirides in den 1960er Jahren in London zur Choreologin ausbilden. Als eine der ersten Absolventinnen des Benesh Instituts wurde sie Deutschlands erste Choreologin und hielt fortan sämtliche in Stuttgart geschaffenen Choreographien in der Benesh Notation fest – nicht nur die Werke John Crankos, sondern auch Ballette von Maurice Béjart, Kenneth MacMillan und weiteren Choreographen. Darüber hinaus studiert Georgette Tsinguirides seit
mehr als vier Jahrzehnten die Werke Crankos rund um den Globus mit den großen Ballettensembles der Welt ein. Für ihre lebenslangen Verdienste um den Tanz wird Georgette Tsinguirides mit dem Deutschen Tanzpreis geehrt, der alljährlich vom Deutschen Berufsverband für Tanzpädagogik e.V. und vom Verein zur Förderung der Tanzkunst e.V. verliehen wird und zu dessen Trägern unter anderem John Neumeier, Márcia Haydée, Reid Anderson, Pina Bausch, Hans van Manen, Maurice Béjart, Uwe Scholz und William Forsythe gehören.
Die Laudatio für Georgette Tsinguirides hält Márcia Haydée, die berühmteste
Tänzerin in der Geschichte des Stuttgarter Balletts, fast zwei Jahrzehnte lang
dessen Direktorin und heute Direktorin des Ballets Santiago de Chile. Im Programm der Preisverleihung spiegelt sich das Werk der Choreologin wider: Getanzt werden Ballette von John Cranko, die Georgette Tsinguirides mit den Tänzern des Stuttgarter Balletts, des chinesischen Nationalballetts und des Hamburg Balletts selbst einstudiert hat. Sue Jin Kang und Jason Reilly tanzen den Pas de deux Legende, Eric Gauthier und Egon Madsen schlüpfen noch einmal in die Rollen der beiden Clowns Bootface und Moondog für ein Duett aus The Lady and the Fool, Jian Zhang und Bin Hao vom Chinesischen Nationalballett zeigen den Balkon-Pas de deux aus Romeo und Julia. Alicia Amatriain tanzt an der Seite von Filip Barankiewicz einen Pas de deux aus Onegin. Iana Salenko vom Staatsballett Berlin präsentiert mit Marijn Rademaker den Pas de deux von Olga und Lenski aus dem ersten Akt von Onegin. Die in Kiew geborene Erste Solistin wird mit dem Deutschen Tanzpreis
"Zukunft" 2010 geehrt und eröffnet zuvor den Abend gemeinsam mit Breno
Bitencourt vom Aalto Ballett Theater in einem Pas de deux von George Balanchine.
Das Hamburg Ballett zeigt außerdem zwei Choreographien von John Neumeier.
Seine Werke wurden rund 30 Jahre lang von der Choreologin Susanne Menck
notiert. Susanne Menck und Christine Eckerle, Dozentin für
Kinetographie/Labanotation der Folkwang-Hochschule, werden bei der diesjährigen Verleihung des Deutschen Tanzpreises mit dem Anerkennungspreis geehrt. Den abschließenden Höhepunkt der Veranstaltung bildet die Aufführung von John Crankos einaktigem Ballett Poème de l'extase durch das Stuttgarter Ballett.
Georgette Tsinguirides ist Deutsch-Griechin, geboren in Stuttgart. Ihre Ballettausbildung begann sie an der Ballettschule des Staatstheaters Stuttgart. Im Anschluss nahm sie Unterricht bei Mme Preobrajenska und Mme Nora im Studio Wacker in Paris sowie an der Royal Ballet School in London.
1945 erhielt sie ihr erstes Engagement am Staatstheater Stuttgart. Unter der Direktion von Nicolas Beriozoff wurde sie 1957 Solistin. Noch bevor John Cranko 1961 die Leitung der Compagnie übernahm, tanzte sie bereits 1960 in seinem Ballett Der Pagodenprinz, später u.a. in The Lady and the Fool und in Romeo und Julia.
Parallel zu ihrer Laufbahn als Tänzerin wurde sie Assistentin von John Cranko, der das Stuttgarter Ballett von 1961 bis 1973 leitete. Cranko entsandte sie 1965 nach London, wo sie am Benesh Institute Choreologie studierte. Nachdem sie das Studium der Benesh Movement Notation 1966 mit
einem Diplom abgeschlossen hatte, begann sie damit, alle großen Werke, die Cranko in Stuttgart schuf, in dieser Tanzschrift aufzuzeichnen. Ihre Notationen und ihre profunde Kenntnis der Choreographien Crankos sind von unschätzbarem Wert für die bis heute werkgetreue Aufführung seiner Stücke.
1973 zeichnete das Benesh Institute of Choreology Georgette Tsinguirides mit der „Fellowship of The Institute of Choreology“ aus.
1980 erhielt sie den John Cranko-Preis für ihre Verdienste um das künstlerische Erbe Crankos. 1986 wurde sie von Richard von Weizsäcker für ihre außerordentliche künstlerische Arbeit mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. 1987 erhielt sie vom Benesh Institute of Choreology eine Auszeichung für besondere Verdienste in der 21-jährigen Ausübung der Benesh Movement Notation. Im April 2002 wurde ihr die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg bei einem Festakt im Neuen Schloss verliehen. Nachdem Georgette Tsinguirides bereits 1985 und 1995 für ihre 40 bzw. 50 Jahre andauernde Zugehörigkeit zum Staatstheater Stuttgart von den jeweiligen Ministerpräsidenten geehrt worden war, verlieh ihr das Land Baden-
Württemberg vertreten durch Kunstminister Peter Frankenberg im Juli 2006 anlässlich ihres 60- jährigen Dienstjubiläums die Ehrenmitgliedschaft des Stuttgarter Staatstheaters.