»Die Angleichung von Heiligkeit und Humor«, so merkte er einmal an, sei vielleicht »der große jüdische Beitrag zur Zivilisation, und jeder wirkliche Humor ist schwarz.« Die Inszenierung von Dominique Horwitz wird zeigen, wie recht er damit hat.
Taboris Farce steht damit programmatisch am Anfang einer Spielzeit, die sich im Schauspiel angesichts drängender Themen wie Flucht, Terror oder Nationalismus mit dem Fremden in seinen unterschiedlichen Facetten beschäftigen wird. Die Schauspielsparte, mit Beginn der Spielzeit unter der Leitung von Schauspieldirektorin Almut Fischer, wartet mit aktuellem und politischem Theater und mit renommierten Künstlern auf: Den Anfang macht Dominique Horwitz, der als Schauspieler, Sänger und Regisseur einem internationalen Publikum bekannt ist. Er inszeniert das Stück, das mit geradezu groteskem Humor die Ungeheuerlichkeit der Judenverfolgung deutlich macht, in Dessau wie er selbst sagt »mit viel Musik, guter Laune und einer Prise Zynismus« als »knallige Revue«.
Fast drei Jahrzehnte sind seit der Uraufführung von Taboris Stück vergangen, seither hat es zahlreiche Theateraufführungen und eine Verfilmung erfahren – und doch wird der Text durch die Zeitgeschichte immer wieder mit neuer Aktualität aufgeladen. Nun ist seit Anfang dieses Jahres auch das titelgebende Buch – Adolf Hitlers »Mein Kampf« – allgemein zugänglich. Der Freistaat Bayern hat als Inhaber der Urheberrechte beschlossen, nach Ablauf der entsprechenden Fristen eine kommentierte Ausgabe herauszugeben, die nicht nur Schüler durch Entmystifizierung des nationalsozialistischen Gedankengutes aufklären soll. Eine solche Entzauberung ist Tabori freilich schon viel früher geglückt: Seine Geschichte spielt in einem Wiener Männerasyl, in dem der mittellose Hitler von der Aufnahmeprüfung an der Wiener Kunstakademie träumt. Das reale Ergebnis ist bekannt: Der Bewerber wurde wegen Talentlosigkeit abgelehnt, man empfahl ihm stattdessen den Beruf des Anstreichers. Tabori aber spinnt die Fakten fort und bringt den warmherzigen Juden Schlomo Herzl ins Spiel, der aus Mitleid mit Hitler zum Geburtshelfer des Bösen wird. Er überlässt ihm nicht nur den Titel seines geplanten Romans »Mein Kampf«, sondern rät ihm auch zu einer Karriere in der Politik.
Mit Taboris Farce stehen als Adolf Hitler und Gretchen erstmals auch die beiden neuen Ensemblemitglieder Andreas Hammer und Mirjana Milosavljević auf der Bühne im Alten Theater.
Inszenierung Dominique Horwitz
Bühnenbild und Kostüme Katharina Sichtling
Dramaturgie Almut Fischer
Herzl Gerald Fiedler
Lobkowitz Dirk S. Greis
Hitler Andreas Hammer
Gretchen Mirjana Milosavljević
Frau Tod Christel Ortmann
Himmlisch Stephan Korves
Weitere Vorstellungen:
Freitag, 14.10.2016 — 20 Uhr
Dienstag, 18.10.2016 — 15 Uhr
Donnerstag, 20.10.2016 — 15.30 Uhr
Donnerstag, 3.11.2016 — 18 Uhr
Freitag, 25.11.2016 — 18 Uhr
Tickets und Informationen unter: 0340 - 2511 333 sowie unter www.anhaltisches-theater.de, an der Theaterkasse (Montag bis Freitag 9 bis 17 Uhr) oder an den weiteren Vorverkaufsstellen (Rathaus-Center und Tourist-Information Roßlau) sowie an allen Reservix Vorverkaufsstellen.