Dem österreichischen Komponisten gelang mit „Fatinitza“ nichts weniger als ein Geniestreich, der bis weit ins 20. Jahrhundert hinein die Operettenspielpläne beherrschte. Das Staatstheater Mainz haucht nun seinem Werk neues, opulentes Leben ein und setzt damit die Reihe unbekannterer oder selten gespielter Werke der sogenannten „Leichten Muse“ fort.
Die Erfolgslibrettisten Friedrich Zell und Richard Genée, berühmt u.a. für die zwei Jahre zuvor entstandene „Fledermaus“, schrieben für Suppé eine exotische Handlung: Fatinitza ist nichts als ein erotisches Phantom zwischen den Fronten, für das sich der russische Leutnant Wladimir eines Tages ausgegeben hat. Gerade hat der Leutnant sich wieder einmal als Fatinitza verkleidet, da taucht der General Kantschukoff auf und ist an der Front entsetzt über die mangelnde Disziplin, aber verliebt in Fatinitza. Wladimir bleibt nun vorerst in seine Rolle gebannt, was dazu führt, dass Izzet Pascha – von gegnerischer osmanischer Seite – ihn und Lydia, die von Wladimir geliebte Nichte des Generals, seinem Harem zuschlägt. Ihm müssen Wladimir und Lydia entkommen und dazu noch den General außer Gefecht setzen. Lustvoll deponiert „Fatinitza“ somit eine gewaltige Sprengladung anarchischen Humors in der Festung geheiligter Werte und nationaler Identitäten.
Falschinformation und Täuschung sind das Thema dieser äußerst schwungvollen und mitreißenden Operette: Franz von Suppé besetzt nicht nur die Figur des Wladimir mit einem Mezzosopran, der einen Mann spielt, der vorgibt eine Frau zu sein, sondern erweitert das Thema noch zusätzlich um die Ebene der Medien mit der Rolle des Reporters Julian.
Zum ersten Mal am Staatstheater Mainz führt Lydia Steier bei dieser Neuinszenierung Regie. Die gebürtige Amerikanerin lebt seit 2002 in Berlin und wurde bereits in Weimar („I Pagliacci“ und Busonis „Turandot“), Oldenburg, Bremen, Stuttgart und Los Angeles („Lohengrin“) für ihre erzählstarken Inszenierungen gefeiert.
Text von Friedrich Zell und Richard Genée
Musikalische Leitung Florian Csizmadia
Inszenierung Lydia Steier
Bühne Katharina Schlipf
Kostüme Ursula Kudrna
Studienleitung Michael Millard
Musikalische Assistenz Mino Marani
Choreinstudierung Sebastian Hernandez Laverny
Dramaturgie Carsten Jenß
Graf Kantschukoff, russischer General Ks. Hans-Otto Weiß
Fürstin Iwanowna Lydia Uschakoff Vida Mikneviciute
Izzet Pascha Alexander Spemann
Osipp/Wasil Reiner Weimerich
Wache/Iwan Patrick Hörner
Fedor/Dmitri Agustín Sánchez Arellano
Steipann, Sergeant Ks. Jürgen Rust
Wladimir Samoiloff Patricia Roach
Julian von Golz Thorsten Büttner
Hassan Ion Dimieru
Nursidah Danaila Dimitrova
Zuleika Katja Ladentin
Diona Ewa Wargin
Besika Aviva Piniane
Wuika Hans-Helge Gerlik
Mustapha Statisterie
Weitere Vorstellungen am 9., 23., 27. November, 19.30 Uhr; 1., 6., 19. Dezember, 19.30 Uhr;
sowie Silvestervorstellung am 31. Dezember, 19.30 Uhr, weitere Termine im Februar und März 2012
Karten unter (06131) 2851-222 und unter www.staatstheater-mainz.de