Die raffinierte Polytonalität dieses Werkes ist für Galvan eine Chance, seine explosiven tänzerischen Fantasien auszuleben. Auch die Zerlegung rhythmischer Motive findet in den tänzerischen Abläufen hier ihre punktgenaue Entsprechung. Es gibt ein Nebeneinander mehrerer Tonarten - und die Themen werden immer wieder kühn übereinandergetürmt. Auch dissonante Klänge greift Israel Galvan wiederholt in minuziöser Weise mit trippelnden Schritten oder donnernden Ausbrüchen auf. Elementares und Barbarisches stehen so dicht beieinander. Häufige Taktwechsel und heftige Akzentverschiebungen illustrieren diese exzentrischen "Bilder aus dem heidnischen Russland", deren Melodie sich in einer horizontalen Linie entwickelt und die Israel Galvan kunstvoll nachzeichnet.
Intensive Dynamik begleitet den Tänzer bei den panischen Schrecken der Natur vor der Schönheit sowie der Furcht vor der Mittagssonne. Der heidnische Sakralkult gewinnt immer mehr Kontur, dämonische Elementargewalt setzt sich durch. Das Folkloristische steigert sich bei Israel Galvan ins Unheimliche und Übersinnliche. Rhythmus und Melodie bilden so eine starke Einheit. Es wird den Zuschauern bei dieser abwechslungsreichen tänzerischen Darbietung nie langweilig, das Mädchenopfer gipfelt schließlich in einer exaltierten Bewegungsattacke.
Bei Domenico Scarlattis Sonate h-Moll K 87 (die virtuos von Gerard Bouwhuis gespielt wird) erscheint der Flamenco gleichsam in einem neuen Gewand. Der Ausgleich von thematischer Bindung und brillanter Ausschmückung findet hier in der konsequenten tänzerischen Umsetzung ihre Entsprechung. Die kurze, prägnante, gefällige und elegante Form nutzt Israel Galvan für weite Sprünge und Kreuzungen der Hände - ganz im Sinne Scarlattis.
Bei der sozialkritischen Komposition "Winnsboro Cotton Mill Blues" aus den "Vier nordamerikanischen Balladen" von Frederic Rzewski werden die harten Bedingungen für die Arbeiter in einer Textilfabrik in den 1930er-Jahren geschildert. Mit Fäusten und Ellbogen illustrieren die beiden Pianisten die dumpfen Maschinen-Geräusche - und Israel Galvan setzt motorische Bewegungen hier sehr konzentriert ein, was der Musik nur nützt.
Zuletzt ist von Rzewski noch eine spanische Sevillana aus dem 18. Jahrhundert zu hören ("Sevillana del siglo XVIII"), die bei Israel Galvan zu einem glutvollen optischen Feuerwerk wird.