Ihre Lebenslügen holen sie ein, traumatische Ereignisse folgen und am Ende wird sie in eine Nervenheilanstalt eingewiesen. Tennessee Williams reflektierte in diesem wie auch in anderen Werken seine eigenen Ängste und die scheinbare Unentrinnbarkeit aus der bigotten Moral des Amerikas der 50er Jahre. Mit Stoffen wie diesen nahm er auch in Kauf, seine Zeitgenossen zu verstören – der Hang zum Extremen gehörte zu seiner Persönlichkeit und zu der seiner Figuren.
1947 am Broadway uraufgeführt, hatte das Stück schon knapp vier Jahre später seine Leinwandpremiere, in beiden Fällen in der Regie von Elia Kazan und auch mit demselben Schauspieler in der männlichen Hauptrolle. Der damals noch weitgehend unbekannte Marlon Brando avancierte durch diese Rolle zum Weltstar und stahl seinen Schauspiel-Kolleginnen weitgehend die Show. Dabei geht es in dem Drama, für das der US-Autor den Pulitzer-Preis erhielt, weniger um Brandos Figur als vielmehr um das Schicksal der alternden Südstaatenschönheit Blanche DuBois, deren schleichender, letztlich tragischer Absturz auch für den Untergang des amerikanischen Geldadels an sich steht.
Dieser Aspekt reizt naturgemäß auch den Regisseur, der sich nach der „Glasmenagerie“ zum zweiten Mal eines Stoffes des US-Dramatikers annimmt: „Man kann sich schon sehr an so einer Diva wie der Blanche abarbeiten, insofern, als dass man ja eine Haltung finden muss, einen Ausdruck für diese Verzweiflung, die unter der Oberfläche dieser Figur steckt“. Zugleich müsse man über die rollenspezifischen Geschlechterbilder nachdenken – wobei sich schnell die Frage stellt: Wie aktuell ist dieses Stück? „Man merkt dem Stück die Zeit schon an“, räumt der Regisseur ein, fügt aber hinzu: „Das Psychogramm dieser Frau ist schon sehr heutig – das ganze Verhalten kommt mir jedenfalls alles andere als fremd vor“.
Sebastian Kreyer studierte Theaterwissenschaft, Philosophie und Soziologie an der Universität Leipzig und der Freien Universität Berlin. Im Anschluss an diverse Hospitanzen am Schauspielhaus Hannover war er ab der Spielzeit 2008/09 als Regieassistent am Schauspiel Köln tätig. Dort arbeitete er unter anderem mit Karin Beier, Karin Henkel und Herbert Fritsch zusammen. Außerdem rief er dort die Reihe „Was vom Tage übrig blieb“ ins Leben, in deren Rahmen er Personen des Zeitgeschehens kleine Denkmäler setzt. So zum Beispiel der Soziologin Gerburg Treusch-Dieter und auch Désirée Nick mit dem Abend „Was hat die denn? – Die Welt der Gerburg Treusch-Dieter“, welcher unter anderem am Theaterdiscounter Berlin und am Politbüro-Theater Hamburg gastierte. In der Spielzeit 2012/13 inszenierte Kreyer Tennessee Williams Drama „Die Glasmenagerie“ am Schauspiel Köln, womit er zum Festival Radikal Jung am Münchner Volkstheater eingeladen wurde. Seither arbeitet er u.a. in Dresden, Zürich, München und am Hamburger Schauspielhaus. Des Weiteren war er als Regisseur am Staatstheater Kassel sowie am Theater Bonn tätig. Nach der Operette „Im weißen Rössl“ inszeniert Kreyer zum zweiten Mal am Theater Bremen.
Regie: Sebastian Kreyer
Bühne: Thomas Dreißigacker
Kostüme: Maria Roers
Musik: Andreas Seeligmann
Licht: Joachim Grindel
Dramaturgie: Viktorie Knotková
Mit:
Betty Freudenberg, Lisa Guth, Johannes Kühn, Franz-Erdmann Meyer-Herder, Mahammad Khalkhalian, Gabriele Möller-Lukasz, Merlin Monroe, Zaire Orté, Tom Plückebaum, Rose Sanyang-Hill, Johannes Scheffler, Matthieu Svetchine, Joel de Tiège.
Sonntag, 07. Mai 2017, 18:30 Uhr
Freitag, 12. Mai 2017, 20:00 Uhr
Mittwoch, 31. Mai 2017, 20:00 Uhr / ausverkauft (eventuell Restkarten an der Abendkasse)
Donnerstag, 15. Juni 2017, 20:00 Uhr
Samstag, 17. Juni 2017, 20:00 Uhr
Freitag, 23. Juni 2017, 20:00 Uhr