Sie durchwandert, immer ein Gedicht des Zyklus („Der Lindenbaum“ und „Der Leiermann“, u. a.) als Ausgangspunkt, in acht Kapiteln so unterschiedliche Themenkreise wie ihre lebenslange Symbiose mit der eigenen Mutter, die scheinbare Allmacht des Finanzsektors und dessen betrügerische Machenschaften, die narzisstischen Reaktionen der Öffentlichkeit auf die jahrelang in einem Verlies gefangen gehaltene Natascha Kampusch und die Geschichte ihres Vaters, der seinen Lebensabend geisteskrank in einer Klinik verbrachte.
Auch die Situation als Autorin in ihrem Heimatland Österreich, wo sie immer wieder angefeindet wurde, Mechanismen der kollektiven Vergangenheitsverdrängung und philosophische Fragen nach einem adäquaten Begriff von Zeit werden auf die Jelinek-typische Art in einem so sprachgewaltigen wie musikalischen Text verhandelt.
So entsteht eine Reise durch den Kopf der Autorin, die eigene Zeitlichkeit, Sterblichkeit, die Möglichkeit zu scheitern ebenso wie die Philosophie von Martin Heidegger immer im Blick. Es ist der persönlichste Text der in den 80er Jahren noch als Skandalautorin betitelten Elfriede Jelinek, in dem sie nicht nur sich selbst schonungslos offenbart, sondern auch den Finger in die offenen Wunden der Gegenwart legt, böse und kalauernd zugleich.
Regie führt Jenke Nordalm, die am LTT in den letzten Jahren als Regisseurin und Dramaturgin gearbeitet hat. Sie inszenierte in der Spielzeit 2011/2012 „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ und „Die Stützen der Gesellschaft“ und betreute in der aktuellen Spielzeit als Dramaturgin „Zusammen!“. Nordalm arbeitet seit 1999 als freie Regisseurin (2000 – 2006 als Regieteam Kranz/Nordalm), u. a. an den Sophiensaelen Berlin, am Theater Freiburg, am Theater Aachen und an der Jungen Oper Stuttgart. Schwerpunkte ihrer Theaterarbeit sind Stückentwicklungen, die Dramatisierung nichttheatraler Texte und Inszenierungen zeitgenössischer Stücke. Ihr Film „Waschen und Leben“ wurde mit der „Goldenen Zwiebel“ für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.
Die Bühnenmusik wird von Henrik von Holtum beigesteuert. Der unter dem Namen Textor bekannte Musiker, Texter und Komponist sowie Rapper und Produzent der Hiphop-Band „Kinderzimmer Productions“ arbeitet zum einen mit Versatzstücken von Schuberts Liedern und zum anderen mit differenzierten Rhythmen. Er studierte an der Musikhochschule Stuttgart mit Hauptfach Kontrabass und lehrte an der Karlsruher Hochschule für Gestaltung.
Inszenierung Jenke Nordalm
Bühne Jelena Nagorni
Kostüme Vesna Hiltmann
Musik Henrik von Holtum
Dramaturgie Armin Breidenbach
Regieassistenz Sonja Streifinger
Inspizienz Heike Bartenbach
Soufflage Janine Viguié
Mit
David Liske
Gotthard Sinn
Silvia Pfändner
Julienne Pfeil
Philip Wilhelmi
Patrick Seletzky
Uta Krause
weitere Vorstellungen: 27.4. / 4.5. / 11.5.