Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Elfriede Jelineks WINTERREISE im Landestheater Württemberg-Hohenzollern Tübingen ReutlingenElfriede Jelineks WINTERREISE im Landestheater Württemberg-Hohenzollern...Elfriede Jelineks...

Elfriede Jelineks WINTERREISE im Landestheater Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen

Premiere am 19. April 2013 / 20 Uhr / LTT-Werkstatt. ------

Entlang des Liederzyklus „Winterreise“ ihres Lieblingskomponisten Franz Schubert, den dieser nach dem Gedichtzyklus „Die Winterreise“ des Dichters Wilhelm Müller komponiert hat, entfaltet die Nobelpreisträgerin von 2004 ein Panorama ihrer Lebensthemen.

Sie durchwandert, immer ein Gedicht des Zyklus („Der Lindenbaum“ und „Der Leiermann“, u. a.) als Ausgangspunkt, in acht Kapiteln so unterschiedliche Themenkreise wie ihre lebenslange Symbiose mit der eigenen Mutter, die scheinbare Allmacht des Finanzsektors und dessen betrügerische Machenschaften, die narzisstischen Reaktionen der Öffentlichkeit auf die jahrelang in einem Verlies gefangen gehaltene Natascha Kampusch und die Geschichte ihres Vaters, der seinen Lebensabend geisteskrank in einer Klinik verbrachte.

 

Auch die Situation als Autorin in ihrem Heimatland Österreich, wo sie immer wieder angefeindet wurde, Mechanismen der kollektiven Vergangenheitsverdrängung und philosophische Fragen nach einem adäquaten Begriff von Zeit werden auf die Jelinek-typische Art in einem so sprachgewaltigen wie musikalischen Text verhandelt.

 

So entsteht eine Reise durch den Kopf der Autorin, die eigene Zeitlichkeit, Sterblichkeit, die Möglichkeit zu scheitern ebenso wie die Philosophie von Martin Heidegger immer im Blick. Es ist der persönlichste Text der in den 80er Jahren noch als Skandalautorin betitelten Elfriede Jelinek, in dem sie nicht nur sich selbst schonungslos offenbart, sondern auch den Finger in die offenen Wunden der Gegenwart legt, böse und kalauernd zugleich.

 

Regie führt Jenke Nordalm, die am LTT in den letzten Jahren als Regisseurin und Dramaturgin gearbeitet hat. Sie inszenierte in der Spielzeit 2011/2012 „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ und „Die Stützen der Gesellschaft“ und betreute in der aktuellen Spielzeit als Dramaturgin „Zusammen!“. Nordalm arbeitet seit 1999 als freie Regisseurin (2000 – 2006 als Regieteam Kranz/Nordalm), u. a. an den Sophiensaelen Berlin, am Theater Freiburg, am Theater Aachen und an der Jungen Oper Stuttgart. Schwerpunkte ihrer Theaterarbeit sind Stückentwicklungen, die Dramatisierung nichttheatraler Texte und Inszenierungen zeitgenössischer Stücke. Ihr Film „Waschen und Leben“ wurde mit der „Goldenen Zwiebel“ für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.

 

Die Bühnenmusik wird von Henrik von Holtum beigesteuert. Der unter dem Namen Textor bekannte Musiker, Texter und Komponist sowie Rapper und Produzent der Hiphop-Band „Kinderzimmer Productions“ arbeitet zum einen mit Versatzstücken von Schuberts Liedern und zum anderen mit differenzierten Rhythmen. Er studierte an der Musikhochschule Stuttgart mit Hauptfach Kontrabass und lehrte an der Karlsruher Hochschule für Gestaltung.

 

Inszenierung Jenke Nordalm

Bühne Jelena Nagorni

Kostüme Vesna Hiltmann

Musik Henrik von Holtum

Dramaturgie Armin Breidenbach

Regieassistenz Sonja Streifinger

Inspizienz Heike Bartenbach

Soufflage Janine Viguié

 

Mit

David Liske

Gotthard Sinn

Silvia Pfändner

Julienne Pfeil

Philip Wilhelmi

Patrick Seletzky

Uta Krause

 

weitere Vorstellungen: 27.4. / 4.5. / 11.5.

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 13 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

ENORMER KLANGFARBENREICHTUM -- Bietigheimer Orgelherbst mit Jürgen Benkö in der katholischen Kirche St. Laurentius/BIETIGHEIM-BISSINGEN

Wieder konnte Jürgen Benkö mit seinen Interpretationen in besonderer Weise überzeugen. Als Dekanatskirchenmusiker gestaltete er den faszinierenden Auftakt des diesjährigen "Bietigheimer…

Von: ALEXANDER WALTHER

FASZINIERENDES BASSFUNDAMENT -- Neue CD mit Werken von Sofia Gubaidulina bei Orfeo erschienen

Die in Tschistopol (Tatarstan) aufgewachsene Sofia Gubaidulina ist inzwischen über 90 Jahre alt und wurde von Dimitri Schostakowitsch gefördert. Neben Edison Denissow und Alfred Schnittke gehörte sie…

Von: ALEXANDER WALTHER

DER TANZ ALS MYSTERIENSPIEL -- "Ich bin nur anders oder Primzahlen sind wie das Leben" als Tanztheater von Katja Erdmann-Rajski im Treffpunkt Rotebühlplatz/STUTTGART

Katja Erdmann-Rajski hat sich bei ihrem neuen Tanztheater-Projekt von Mark Haddons Roman "Supergute Tage" inspirieren lassen. Hier steht der Protagonist Christopher im Mittelpunkt des Geschehens. Er…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINGREIFEN DES ÜBERMÄCHTIGEN -- Salzburger Festspiele - Live-Stream von BR-Klassik mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Sir Simon Rattle

Paul Bekker bezeichnete Mahlers sechste Sinfonie in a-Moll "als Kampf des Wollenden gegen das Starre, das Niederzwingende, das Stumpfe". Im reichen Schlagzeug fallen Herdenglocken auf. Laut Bekker…

Von: ALEXANDER WALTHER

ERFRISCHENDER OPTIMISMUS - Heidelberger Sinfoniker mit Sinfonien von Joseph Haydn

Pünktlich zu den Festivitäten rund um das 30jährige Bestehen der Heidelberger Sinfoniker erscheint diese Box mit 4 CDs beim Label Hänssler Classic. Der Dirigent Johannes Klumpp meint, dass der…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑