Bei seiner Bearbeitung von Sophokles’ gleichnamiger Tragödie legte Hofmannsthal den Fokus auf die psychologischen Aspekte des Dramas. Im Zentrum steht Elektra, die in tragisch erlittener und zugleich selbst gewählter Einsamkeit ausschließlich für die Erinnerung an die ungesühnte Ermordung ihres Vaters Agamemnon durch ihre Mutter Klytämnestra und deren Liebhaber Aegisth sowie für den beständig visionär geschauten Vollzug der Rache an den Mördern lebt, ohne jedoch selbst zu der befreienden Tat fähig zu sein. Sie wartet auf die Rückkehr ihres Bruders Orest, den sie als Kind vor dem Zugriff der Mörder rettete und der in der Fremde als Rächer aufgezogen werden soll.
ELEKTRA stellt in vielerlei Hinsicht einen Gipfel im Schaffen von Richard Strauss dar. Strauss selbst sprach gerne davon, dass er mit diesem Werk die Grenzen der Funktionsharmonik erreicht und das Tor zur Atonalität geöffnet habe. Der Orchesterapparat ist auf das Äußerste erweitert, im tönenden Schwelgen wie in der aggressiven Expressivität des orgiastisch gesteigerten Orchesterklanges erreichte Strauss eine höchste Verdichtung seines musikalischen Materials.
Insofern ist es nicht verwunderlich, dass ELEKTRA seit jeher ein bevorzugtes Werk vieler bedeutender Dirigenten war. Zum 100. Jahrestag der Dresdener Uraufführung, auf den Tag und die Uhrzeit genau, erlebt die Bonner Neuinszenierung des Generalintendanten Klaus Weise ihre Premiere. Als neuer GMD gibt an diesem Abend Stefan Blunier seinen lang erwarteten Einstand am THEATER BONN.