Die bürgerlichen Grenzen will er sprengen. Ein philosophisches Werk schaffen, das Welten vereint – seine eigene freie mit der seiner christlichen Eltern. Und vor allem möchte er: endlich über seine Ideen sprechen können. Da taucht die Studentin Anna Mahr auf – in der Johannes sofort eine Seelenverwandte erkennt. Während Johannes sich an Anna klammert, vom gemeinsamen Leben mit ihr und seiner Frau Käthe träumt – gerät seine Familie in immer panischere Aufregung...
Gerhart Hauptmann, der wichtigste deutsche Vertreter des literarischen Naturalismus, schuf vor über 100 Jahren ein Werk, das voller Konflikte steckt, die noch heute brisant sind. Einsamkeit in der Familie. Die (Un)Möglichkeit platonischer Liebe. Zerrissenheit zwischen zwei Frauen. Der Wunsch, alles zu vereinen, alle glücklich zu machen. Und die Katastrophe die – trotz allem guten Willen – aus genau diesem Bestreben folgen kann.
Johannes Vockerat meint sich in und durch Anna endlich zu erkennen, fühlt sich endlich nicht mehr allein mit seinen Gedanken. Immer länger soll Anna als Gast im Haus der Familie bleiben. Käthe, Johannes’ Frau, fühlt sich zurückgesetzt, Mutter Vockerat gerät in helle Aufregung und selbst der in politischen Dingen sonst revolutionäre Hausfreund Braun kann die neue Beziehung nicht gutheißen. Johannes versteht die Sorgen nicht, er hält seine Beziehung zu Anna für eine rein geistige: „Können denn die Menschen absolut nicht einsehen, dass ein Zustand kein Verbrechen sein kann, in welchem beide Teile nur gewinnen, beide Teile besser geworden sind?“
Mutter Vockerat stellt ihren Sohn vor die Wahl: „Ich oder diese Person!“ Aber für Johannes und Anna stellt sich eine ganz andere Frage: Können sie überhaupt noch ohne einander weiterleben?
Regie: Harald Clemen, Ausstattung: Martin Kukulies, Musik: Peter Kaizar
Es spielen: Barbara Blümel, Monika Bujinski, Claus Dieter Clausnitzer, Juliane Gruner, Christian Higer, Chris Pichler, Andreas Wrosch
Premiere am 11. Oktober
Weitere Vorstellungen am 17. und 23. Oktober
Informationen und Karten unter 0231/5027222 oder www.theaterdo.de
Neue Gesichter am Schauspiel Dortmund
„Einsame Menschen“ inszeniert von Harald Clemen – mit Chris Pichler und Christian Higer
Erstmals steht Christian Higer auf der Dortmunder Schauspiel-Bühne – als Johannes Vockerat. Christian Higer war zuletzt fest am Theater Würzburg engagiert, vorher am Stadttheater Konstanz. Er gewann verschiedene Preise, zuletzt 2006 den Preis für den besten Darsteller bei den Bayrischen Theatertagen.
Chris Pichler spielt Johannes’ Ehefrau, Käthe Vockerat. Auch sie ist erstmals auf der großen Dortmunder Bühne zu sehen – im Studio zeigte sie Ende der vorigen Spielzeit bereits ihren Romy Schneider-Abend. Chris Pichler ist aus verschiedenen Fernseh-Rollen bekannt und spielte unter anderem am Volkstheater Wien, am Nationaltheater Weimar und bei den Wiener Festwochen.
Auch Harald Clemen arbeitet erstmals in Dortmund – als Regisseur war er u.a. an den Münchner Kammerspielen, am Hamburger Thalia Theater und am Wiener Burgtheater engagiert. Bekannt wurde Harald Clemen durch psychologisch feine Arbeiten von großer Musikalität. Er arbeitet mit dem Ausstatter Martin Kukulies und dem Musiker Pater Kaizar zusammen, der für „Einsame Menschen“ eine ganz eigene Bühnenmusik komponiert.