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„Ein Maskenball“ von Giuseppe Verdi im Theater Pforzheim

Premiere am Samstag, 21. September 2013 um 19.30 Uhr im Großen Haus. -----

Tatort: Stockholmer Opernhaus am 16. März 1792. Der schwedische König Gustav III. wird während eines Maskenballs vor den Augen der Ballgesellschaft angeschossen und erliegt wenige Tage nach dem Attentat seinen Verletzungen.

 

Diese in Wirklichkeit politisch motivierte Begebenheit verwendete der französische Dramatiker Eugène Scribe für einen wirksamen Opernstoff, wobei er sehr frei mit den historischen Fakten umging: Weder die Gründe der Rebellion des schwedischen Adels noch die tatsächliche homoerotische Liebesbeziehung des Königs sind dargestellt. Daniel-François-Esprit Auber bestückte das französische Libretto 1833 erstmals mit Musik, bevor sich Giuseppe Verdi 25 Jahre später in Paris nach einem geeigneten Sujet für Neapel umsah. Das Spannungsfeld zwischen höfischem Prunk und romantischem Grusel schienen es dem Komponisten angetan zu haben und so ließ er den Text von Antonio Somma ins Italienische übertragen und bearbeiten.

 

Amelia, Ehefrau des Machthabers Renato, wird vom besten Freund und Untergebenen ihres Gatten, Riccardo, begehrt. Da auch sie Gefühle für ihn entwickelt hat, fragt sie bei der Wahrsagerin Ulrica nach einem Mittel gegen die verbotene Liebe. Als Renato von Amelias Empfindungen erfährt, erwacht eine nicht zu stillende Eifersucht in ihm. Das fatale Ende ist nicht zu verhindern: Auf einem Maskenball erfährt Renato, welches Kostüm Riccardo trägt und tötet ihn.

 

Eine Oper angelehnt an einen Königsmord – die Streitigkeiten mit der Zensurbehörde waren vorprogrammiert. Um den Ansprüchen zu genügen, musste der ursprünglich konzipierte König in einen Herzog verwandelt sowie der Spielort von Stockholm ins ferne Boston verlegt werden. Trotz der Änderungen überzeugt Verdis Oper mit einer tragischen Mischung aus Politik und Privatem – die Menschen der Gesellschaft verstellen sich und können ihre Gefühle nicht artikulieren; ihr Innerstes bleibt der Außenwelt durch Masken verborgen. Die Eigenschaften der am Abgrund stehenden Menschen werden kompromisslos charakterisiert und sobald die Masken fallen, sind sie der nackten Realität ausgeliefert. Regisseur Wolf Widder meint dazu: "Wo die Verstellung, also die Maskierung, die Basis menschlicher Umgangsformen ist, müssen Wahrhaftigkeit und tiefe Gefühle scheitern." Die Musik Verdis spielt mit den geheimnisvollen, dunklen Rätseln Ulricas, zauberhaften Liebesgeständnissen und prächtigen Chorszenen voller Italianità.

 

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

 

Musikalische Leitung: GMD Markus Huber | Inszenierung: Wolf Widder | Bühne und Kostüme: Sibylle Schmalbrock | Dramaturgie: Isabelle Bischoff

 

Mit: Anna Agathonos, Cornelius Burger, Eric Fennell/Alessandro Rinella, Hans Gröning/Heikki Killpeläinen, Axel Humbert, Suzanna Levonen, Georg Lickleder und Maria Perlt/Franziska Tiedtke

 

Chor und Extrachor des Theaters Pforzheim

Badische Philharmonie Pforzheim

 

Weitere Vorstellungen am Di, 24.9. um 20 Uhr und Sa, 28.9. um 19.30 Uhr, jeweils mit Einführung 20 Minuten vor der Vorstellung im Foyer sowie an weiteren Terminen im Laufe der Spielzeit

 

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