Da der Minister Don Fernando von Unregelmäßigkeiten gehört hat, will er das Gefängnis inspizieren. Don Pizarro ordnet an, den Gefangenen vorsorglich zu beseitigen. Doch Rocco vermag nicht zu morden, ist aber bereit, die von Pizarro geforderten Vorkehrungen hierfür zu treffen. Fidelio erwirkt unter Vorwänden, dabei hel-fen zu können. Er erkennt in dem Gefangenen Florestan. Als Pizarro diesen wie geplant töten will, stellt sich Fidelio Pizarro in den Weg und gibt sich als Leonore zu erkennen.
In dem Moment trifft der angekündigte Minister ein. Die Gefangenen preisen die allen Gefahren und Widerständen trotzende Leo-nore und damit auch die Kraft der Liebe. Marzelline hingegen, die Fidelio vertraut hat, erlebt die größte Enttäuschung ihres Lebens.
In Ludwig van Beethovens einziger Oper „Fidelio“ siegt die Kraft der Liebe über politische Willkür. Doch ähnlich wie sich Beethoven einst in Napoleon getäuscht hatte, scheitern auch in seiner Oper Hoffnun-gen an der Realität. Zunächst wird eine Utopie statuiert, die vom kleinen Glück träumen lässt. Rocco plant sein Haus für seine Tochter Marzelline und ihren Verlobten Jaquino. Doch der Traum von der Fa-milienidylle platzt, als sich Marzelline in Fidelio verliebt und dieser all die in eine Verlobung gesetzten Hoffnungen zerbrechen lässt. Wie behält wiederum Leonore, die wie ein Tier für ihren verschwundenen Mann Florestan kämpft, die Hoffnung, dass sie ihn noch lebend finden wird? Rechtfertigt Leonores Befreiung von Florestan ihre Mittel, wenn sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen (Fidelio) Marzelline Hoffnungen auf eine Heirat macht und deren Gefühle billigend missbraucht? Bleibt Marzelline ein Weg zurück zu Jaquino offen, obwohl sie ihn für eine bessere Zukunft mit Fidelio eintauschen wollte?
Ausgerechnet das Buffo-Paar Marzelline und Jaquino, das einer Utopie von Glück hinterher zu jagen scheint, droht an der Wirklichkeit zu scheitern. Diesen Fragen und den Ängsten der Figuren des Stücks geht der Regisseur Robert Lehmeier assoziativ auf den Grund. Gemeinsam mit seinem Regieteam hat er in Chemnitz 2017 bereits die Uraufführung „Südseetulpen“ in einer rasanten Inszenierung auf die Bühne gebracht.
Text von Joseph Sonnleithner, Stephan von Breuning und Georg Friedrich Treitschke
Einrichtung der Zwischentexte von Robert Lehmeier
Musikalische Leitung: Guillermo García Calvo
Inszenierung: Robert Lehmeier
Bühne: Tom Musch
Kostüme: Ingeborg Bernerth
Chor: Stefan Bilz
Besetzung: Andreas Beinhauer (Don Fernando), Krisztián Cser (Don Pizarro), Viktor Antipenko (Flores-tan), Pauliina Linnosaari (Leonore/Fidelio), Magnus Piontek (Rocco), Guibee Yang (Marzelline), Siyabonga Maqungo (Jaquino), Edward Randall (Erster Gefangener), André Eckert (Zweiter Gefangener);
Chor und Extrachor der Oper Chemnitz, Robert-Schumann-Philharmonie
Die nächsten Vorstellungen sind am 29. Mai und 15. Juni, je 19.00 Uhr sowie am 23. Juni, 15.00 Uhr im Opernhaus Chemnitz.
Das Bild zeigt Ludwig van Beethoven