Heiter, beschwingt beginnt der Balletabend "b26" mit einer Zusammenstellung von Szenen aus zwei Balletten des dänischen Choreographen August Bournonville: "Napoli" von 1842 und "Blumenfest in Genzano" von 1858. Bournonville zählt zu den wichtigsten dänischen klassischen Choreographen. Und so ist es verdienstvoll, seine schwungvollen Ballette jetzt als Divertissement auch in der Rheinoper zu präsentieren. Bournonville ließ sich bei diesen Stücken von seinen Italienreisen inspirieren, der Taranatella aus neapolitanischen Volktänzen, der fröhlichen und ausgelassenen Stimmung. Das Divertissement ist technisch anspruchsvoll und ermöglicht, die hohe Virtuosität der Tänzer und Tänzerinnen zur Schau zu stellen. Das ist romantisch klassisches Ballett vom Feinsten - und von Schläpfers Ballettkompagnie wie immer brillant getanzt!
Dass das Leben nicht nur heiter ist, macht das zweite Stück des Abends deutlich. "Dark Elegies" hat als musikalische Grundlage Gustav Mahlers Vertonung von Rückerts Kindertotenliedern. Ausdrucksstark betrauert eine Dorfgemeinschaft ihre toten Kinder. Schmerz und Verzweiflung, Ausweglosigkeit, der Verlust bleibt unfassbar. Antony Tudor gebraucht starke Gesten, lehnt sich an rituelle Formen des Trauerns an. "Dark Elegy" vermag emotional tief zu berühren.
Zu Johannes Brahms Sinfonie Nr. 1 kreierte Terence Kohl "One", das er eigens für das gesamte Ensemble des Balletts am Rhein konzipierte. In einer Landschaft von riesigen, grauen Blöcken rennen, stürzen, kämpfen sich die Tänzer hervor, formieren sich zu Gruppen, finden sich zum Paar. Als Akt der Befreiung tritt dann im dritten Satz "Durch Nacht zum Licht" die Tänzerin Yuko Kato in einem heiteren großen Solo auf. Fasziniert von den unterschiedlichen Stadien und Wirkungen eines Sturms findet Terence Kohl in "One" starke Bilder. Zugleich spiegeln die äußeren Kräfte innere Regungen wider.
Die Vielfältigkeit der tänzerischen Ausdrucksformen zeigte "b26" mit drei sehr unterschiedlichen, äußerst anspruchsvollen Choreographien und fand beim Publikum begeisterten Zuspruch. Auch die Leistungen der Düsseldorfer Symphoniker unter Leitung von Axel Kober und Dmitri Vargins Interpretation der Rückert-Lieder wurden einhellig gewürdigt.
"Bournonville Divertissement" von August Bournonville
MUSIK Tarantella und Pas de six aus „Napoli“ sowie Pas de deux „Blumenfest in Genzano“ von Edvard Mads Ebbe Helstedt und Holger Simon Paulli
Choreographie: August Bournonville
Musikalische Leitung: Axel Kober
Kostüme: Maja Ravn
Licht: Franz-Xaver Schaffer
Choreographische Einstudierung: Johnny Eliasen
Tänzerinnen: Doris Becker, Ann-Kathrin Adam, Sonia Dvorak, Nathalie Guth, Feline van Dijken, Alexandra Inculet, So-Yeon Kim
Tänzer: Brice Asnar, Michael Foster, Bruno Narnhammer, Philip Handschin, Marcus Pei, Sonny Locsin, Eric White
Orchester: Düsseldorfer Symphoniker
"Dark Elegies" von Antony Tudor
MUSIK „Kindertotenlieder“ auf Gedichte von Friedrich Rückert für Bariton und Orchester von Gustav Mahler
Choreographie: Antony Tudor
Musikalische Leitung: Wen-Pin Chien / Axel Kober
Bühne und Kostüme: Thomas Ziegler
Licht: Franz-Xaver Schaffer
Choreographische Einstudierung: John Gardner / Amanda McKerrow
Bariton: Dmitri Vargin
Tänzerinnen: Camille Andriot, Wun Sze Chan, Nathalie Guth, Christine Jaroszewski, So-Yeon Kim, Asuka Morgenstern, Virginia Segarra Vidal, Elisabeta Stanculescu
Tänzer: Michael Foster, Marcos Menha, Boris Randzio, Alexandre Simões
Orchester: Düsseldorfer Symphoniker
"One" von Terence Kohler
MUSIK Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 von Johannes Brahms
Choreographie: Terence Kohler
Musikalische Leitung: Wen-Pin Chien / Axel Kober
Bühne: Verena Hemmerlein
Kostüme: Louise Flanagan
Licht: Franz-Xaver Schaffer
Tänzerinnen: Ann-Kathrin Adam, Marlúcia do Amaral, Camille Andriot, Doris Becker, Wun Sze Chan, Sabrina Delafield, Feline van Dijken, Sonia Dvorak, Nathalie Guth, Alexandra Inculet, Christine Jaroszewski, Yuko Kato, So-Yeon Kim, Norma Magalhães, Asuka Morgenstern, Virginia Segarra Vidal, Elisabeta Stanculescu, Irene Vaqueiro
Tänzer: Rashaen Arts, Brice Asnar, Odsuren Dagva, Michael Foster, Filipe Frederico, Philip Handschin, Vincent Hoffman, Richard Jones, Sonny Locsin, Tomoaki Nakanome, Bruno Narnhammer, Chidozie Nzerem, Alban Pinet, Friedrich Pohl, Boris Randzio, Alexandre Simões, Eric White
Orchester: Düsseldorfer Symphoniker
Premiere 19. November 2016