1. Deutsche Erstaufführung: DAS GEISTERHAUS nach dem Roman von Isabel Allende in einer Fassung von Johanna Wehner, Adrian Herrmann
Die Chilenin Isabel Allende gehört zu den wichtigsten Gegenwartsautorinnen Lateinamerikas. Ihre Romane setzen sich regelmäßig mit den großen Fragen Emanzipation, Politik und Vergangenheitsaufarbeitung auseinander. Ihr Debütroman »Das Geisterhaus« spannt einen erzählerischen Bogen über das Chile des 20. Jahrhunderts und mehrere Generationen der Familie Trueba hinweg bis in die Zeit nach dem blutigen Putsch General Pinochets.
Die Geschichte der Familie Trueba beginnt mit der Heirat von Esteban Trueba, Emporkömmling und Landbesitzer, und der hellsichtigen Clara in einer scheinbar geordneten Gesellschaft. Zusammen begründen sie eine Familie, deren persönliche Geschichte und Geschichten eng verbunden sind mit den Geschehnissen und der politischen Gewalt in Chile. In flirrenden Bildern wird vom Aufstieg Estebans, der Geburt der Kinder und Enkelin, dem drohenden Zerfall der Familie und nicht zuletzt vom Schicksal einer ganzen Nation erzählt, die im blutigen Kampf der politischen Systeme versinkt. Gerade die Frauen der Familie und ihre Beziehung zum Familienpatriarchen Esteban sind dabei Spiegel einer Welt, in der geisterhafte Geschehnisse und politische Umbrüche mit unbezähmbarer Gewalt alles umwälzen.
Johanna Wehner wurde in Bonn geboren, studierte dort Philosophie und Germanistik, bevor sie an der Bayrischen Theaterakademie »August Everding« das Regiestudium aufnahm. Für ihre Inszenierung von Schimmelpfennigs »Der goldene Drache« am Staatstheater Stuttgart wurde sie 2011 von »Theater heute« mehrfach als beste Nachwuchsregisseurin nominiert. Zuletzt leitete sie die Box des Schauspiels Frankfurt, mit der Spielzeit 2014/15 wechselt sie als Oberspielleiterin ans Theater Konstanz.
REGIE Johanna Wehner
BÜHNE Elisabeth Vogetseder
KOSTÜME Miriam Draxl
DRAMATURGIE Adrian Herrmann
MIT Gabi Geist, Natalie Hünig, Laura Lippmann; Ralf Beckord, Thomas Ecke, Julian Härtner
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2. AMERIKA
nach dem Roman von Franz Kafka, Dramatisierung von Thomas Spieckermann
Karl Roßmann ist ein Spiegelbild von Joseph K, dem Protagonisten aus »Der Prozess«. Der Unterschied sei, so Kafka in seinen Tagebüchern selbst, dass Joseph K schuldig ist und Karl Roßmann nicht. Roßmann ist 16 Jahre alt und muss nach Amerika auswandern. Mit Tausenden, die sich ein neues Leben in Amerika erhoffen, erreicht er New York, und das Glück scheint ihm zunächst hold: Unvermutet trifft er auf seinen reichen Onkel Jakob, der ihn aufnimmt. Doch das Glück währt nicht lange. Der Onkel verstößt ihn wieder und für Karl Roßmann beginnt ein langer Weg durch die USA auf der Suche nach einem Lebensunterhalt.
Vor diesem Hintergrund zeigt der berühmte Roman von Franz Kafka einen naiven, offenen, gutgläubigen jungen Mann auf der Suche nach dem amerikanischen Traum. Kafka führt ihn in harte Prüfungen und in absurde wie komische Situationen, bis er zuletzt Ruhe und Hoffnung im Theater von Oklahoma findet.
Andrej Woron inszeniert den Stoff bildgewaltig und deutet ihn als eine Reise in das Gehirn von Kafka und seinem Protagonisten selbst. Konsequent wird das Theater von Oklahoma, dieses berühmte letzte Fragment des Romans, zu einer Vision im Prozess des Sterbens. Das Theater, das jeden brauchen kann und keinen abweist, in dem jeder seinen Platz findet, wird so zu einer Art jenseitigem Paradies.
REGIE, BÜHNE und KOSTÜME Andrej Woron
CHOREOGRAPHIE Miroslaw Zydowicz
MUSIKALISCHE LEITUNG Torsten Knoll
DRAMATURGIE Thomas Spieckermann
MIT Friederike Pöschel, Jana Alexia Rödiger; Jürgen Bierfreund, Wolfgang Erkwoh, Axel Julius Fündeling, Andreas Haase, Odo Jergitsch, Thomas Fritz Jung, Arlen Konietz, Torsten Knoll
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3. Deutschsprachige Erstaufführung
GESTERN HABE ICH AUFGEHÖRT, MICH ZU TÖTEN. DANK DIR, HEINER MÜLLER
Auf Kuba spielt die deutsche Dramatik in der Theaterwelt seit langem eine große Rolle, Brecht, Fassbinder, Loher – und Heiner Müller, vor dem sich der junge kubanische Autor Rogelio Orizondo Gómez mit seinem Stück »Gestern habe ich aufgehört, mich zu töten. Dank dir, Heiner Müller« verbeugt, das ab Spielzeiteröffnung 14/15 in deutschsprachiger Erstaufführung in Konstanz zu sehen sein wird. Orizondo stellt vier Figuren auf die Bühne, die jedem Theatergänger ein Begriff sind: Amlet, Ophelia, Laertes und Braz (Fortinbras). Sie streiten, kämpfen und lieben, immer auf der Suche nach sich selbst, nach einer eigenen Identität, nach einem Weg, um sich abzugrenzen von der alles beherrschenden Generation der Väter und Großväter.
Geschickt verbindet der Autor dabei seinen Rückgriff auf Müllers »Hamletmaschine« mit den Anliegen einer jungen Generation, die sich – sei es in Kuba oder Deutschland – vor allem nach einem sehnt: einer Zukunft. Orizondo findet dabei seine ganz eigene, poetische Sprache, die Andreas Bauer in Zusammenarbeit mit der Bühnen- und Kostümbildnerin Petra Linsel in Bilder übersetzt. Die Schauspieler des Stadttheaters – Julia Ludwig als Ophelia, Jonas Pätzold als Laertes, Georg Melich als Amlet – erhalten dabei Unterstützung von einer Gastschauspielerin aus Kuba, Clara Gonzáles.
In deutscher und spanischer Sprache mit spanischer und deutscher Übertitelung.
REGIE Andreas Bauer
BÜHNE und KOSTÜME Petra Linsel
DRAMATURGIE Miriam Denger
MIT Clara de la Caridad Gonzáles García, Julia Ludwig; Georg Melich, Jonas Pätzold