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Doppelabend: "Die spanische Stunde" und "Gianni Schicchi" im Hessischen Staatstheater Wiesbaden

Premiere: Samstag, 13. März 2010, 19.30 Uhr, Großes Haus

 

Doppelabend mit den beiden von umwerfender Komik und sprühender Musikalität geprägten Werken von Ravel und Puccini.In den beiden Meisterwerken der musikalischen Komödie stehen zwei Schlitzohren im Mittelpunkt:

Die ebenso schöne wie schlaue Conception nutzt die ‚spanische Stunde’ für ein Stelldichein mit ihrem Liebhaber, während ihr Mann die Uhren in der Stadt aufzieht. Der bauernschlaue Gianni Schicchi fälscht zugunsten seiner Tochter und für sich selber das Testament des soeben verstorbenen Florentiners Buoso Donato. Er schlüpft dafür in das Nachthemd des Verblichenen, denn noch weiß in ganz Florenz keiner von dem Todesfall.

 

Im Zentrum der „spanischen Stunde“ steht Conception, die Frau des Uhrmachers Torquemada. Dieser muss jeden Donnerstag zu festgelegter Stunde die Uhren der Stadt Toledo aufziehen. Seine Frau nutzt die Pause von ihrem Ehemann zu einem Schäferstündchen mit ihrem Liebhaber Gonzalve. Dabei kommt es zu absurden und grotesken Situationen, in denen Conception ihren Liebhaber und andere Verehrer aneinander vorbei organisieren muss. Der temporeiche Männerbesuch endet für Conception glücklich, sie findet den „wahren“ Liebhaber in Ramiros starken Armen und kann sich auf viele weitere, erfüllte „spanische Stunden“ freuen.

 

Während bei der spanischen Stunde die ablaufende Zeit das Lustempfinden steigert, beginnt Puccinis Einakter „Gianni Schicchi“ nach dem Schlag des letzten Stündleins für einen reichen Herrn namens Buoso Donati. An seinem Totenbett beklagen die Verwandten mit geheuchelter Anteilnahme dessen Hinscheiden. Da macht das Gerücht die Runde, der steinreiche Buoso habe seinen gesamten Besitz dem Kloster vermacht. Alle machen sich nun fieberhaft auf die Suche nach dem Testament. Es wird gefunden und die Verwandten müssen mit Schrecken feststellen, dass sich das Gerücht bewahrheitet hat; alle brechen in laute Verwünschungen aus. Da kommt Runuccio mit der Idee auf, dass nur einer in der Lage sei, eine Wende zum Besseren herbeizuführen: Gianni Schicchi.

 

Und tatsächlich hat der Schlaumeier einen Einfall, er führt jedoch in eine ganz andere Richtung als es die heuchlerische Verwandtschaft Buosos gerne hätte. Nachdem Schicchi sich vergewissert hat, dass die Nachricht von Buosos Tod noch nicht aus dem Haus gedrungen ist, lässt er den Toten ins Nebenzimmer tragen und spielt, als der Arzt den Kranken aufsuchen will, die Rolle des Sterbenden. Dann diktiert er dem herbeigerufenen Notar ein Testament zu seinen Gunsten und benachteiligt Buosos Verwandtschaft aufs Empfindlichste. Es ist nicht nur Eigennutz von Gianni Schicchi, sondern auch eine private Abrechnung mit der Sippe des Verstorbenen, die die Heirat von Rinuccio mit seiner eigenen - bis zu diesem Zeitpunkt mittellosen - Tochter Lauretta nicht akzeptieren wollte.

 

Die 15 Rollen in Puccinis einziger lustiger Oper werden in Carlos Wagners einfallsreicher Inszenierung von Kiril Manolov an der Nase herumgeführt. Er ist dem Wiesbadener Publikum seit seinem gefeierten Falstaff bestens bekannt und stellt als Gianni Schicchi eine weitere Facette seines Könnens unter Beweis.

 

Carlos Wagner hat am Hessischen Staatstheater Wiesbaden mit großem Erfolg in der vergangenen Spielzeit Mozarts ‚Don Giovanni’ inszeniert. Der international gefragte Regisseur hat u.a. in Bordeaux, Nancy, Montpellier, am ‚Gran Teatre del Liceu’ in Barcelona, an der Oper Leipzig sowie am ‚Royal Opera House Covent Garden’ Regie geführt.

 

Der in Sofia/Bulgarien geborene Kiril Manolov verkörpert nach seinem bejubelten Falstaff den Gianni Schicchi in Puccinis gleichnamigem Einakter. Nach seinem Studium in seiner Heimatstadt und Gesangskursen in Wien und Mailand wurde der junge Bass-Bariton dort bald auch Ensemblemitglied der Staatsoper. Für seine Rollengestaltung des „Barbiers von Sevilla“ wurde er von der Staatsoper Zagreb als „Bester männlicher Opernsänger“ ausgezeichnet. Gastspiele führten ihn u.a. nach Belgrad, Skopje, Larnaca, Palma di Mallorca und Thessaloniki.

 

Die spanische Stunde und

Gianni Schicchi

 

Musikalische Leitung Marc Piollet

Inszenierung Carlos Wagner

Bühnenbild Conor Murphy

Kostüme Christof Cremer

Dramaturgie Bodo Busse/Serge Honegger

 

Die spanische Stunde (L'heure espagnole)

Musikalische Komödie in einem Akt von Maurice Ravel

Dichtung von Franc-Nohain

 

Mit: Ute Döring/Merit Ostermann (Conception), Jonas Gudmundsson/Felipe Rojas Velozo (Gonzalvo), Erik Biegel/Christopher Busietta (Torquemada), Brett Carter/Thomas de Vries (Ramiro), Hye-Soo Sonn (Don Inigo Gomez)

 

Gianni Schicchi

Oper in einem Akt von Giacomo Puccini

Dichtung von Giovacchino Forzano

 

Mit: Kiril Manolov (Gianni Schicchi), Sharon Kempton/Emma Pearson (Lauretta), Ute Döring (Zita), Jonas Gudmundsson/Felipe Rojas Velozo (Rinuccio), Erik Biegel/Christopher Busietta (Gherardo), Betsy Horne/Annette Luig (Nella), N.N. (Gherardo), Hye-Soo Sonn (Betto von Signa), Bernd Hofmann (Simon), Brett Carter/ Reinhold Schreyer-Morlock (Marco), Merit Ostermann (Ciesca), Axel Wagner (Magister Spinelloccio), N.N. (Amantio di Nicolao), N.N. (Pinellino), N.N. (Guccio)

 

Orchester und Statisterie des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden

 

Weitere Vorstellungen: 19. März, 7., 14. und 29. April 2010, jeweils 19.30 Uhr

 

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