Aber daraus eine Komödie schmieden? Dem Mönch Tirso de Molina ist dies im 17. Jahrhundert gelungen. Er bediente sich gleichsam der Zutaten des Liebesfrusts und -leids, um eine der erfolgreichsten Komödien der Weltliteratur zu kreieren. Juana ist in Männerkleidung als „Don Gil“ unterwegs, um inkognito das Treiben ihres Ex-Verlobten Don Martin zu korrumpieren. Dieser will nämlich – des Geldes wegen – lieber die wohlhabende Ines heiraten. Flugs entscheidet sich Juana besagter Ines in Männerkleidung selbst den Hof zu machen. Der Coup gelingt! Ines verliebt sich unsterblich in Don Gil – und Don Martin wird verschmäht. Der sinnt nun auf Rache gegenüber dem geheimnisvollen Nebenbuhler Don Gil, dem bald die Damenwelt Madrids zu Füßen liegt – und schon entspinnt sich eine Verwechslungskomödie vom Feinsten, in der die Grenzen der Identität verschwimmen.
Tirso de Molina gehört neben Lope de Vega und Calderón de la Barca zu den größten Dramatikern Spaniens. Dass er sich als Ordensmann in seinen literarischen Werken weltlichen Themen widmete, wurde als „unstatthaft“ empfunden, weswegen man ihm sogar mit der Exkommunikation drohte. De Molina ließ sich jedoch nicht von seiner Leidenschaft abhalten und verfasste in seiner Lebenszeit etwa 400 Stücke. Er selbst meinte, sein Amt als Beichtvater habe ihm „tiefe Einblicke in die menschliche Seele“ gewährt.
Tirso de Molina kam um 1580 in Madrid als Gabriel Téllez zur Welt. In Toledo, wo er Theologie und Kunst studierte, wurde er zum Priester geweiht. Strafversetzungen und Reisen führten ihn in die verschiedensten Gegenden Spaniens, nach Portugal, ebenso in die Karibik. Seine unterschiedlichen Aufenthaltsorte hatten starken Einfluss auf sein literarisches Schaffen. Der in späteren Jahren renommierte Theologe verfasste als offizieller Chronist seines Ordens auch ein Werk über dessen Geschichte. Bekannt ist er aber aufgrund seiner vielen Theaterstücke, in denen sich Tragisches und Komisches meist mischen. Außerdem verdankt die Welt Tirso de Molina die Figur des Helden und Bösewichts Don Juan. Er führte sie in die Literatur ein, bevor sie durch Mozarts Oper „Don Giovanni“ Unsterblichkeit erlangte.
Thomas Birkmeir, Autor, Regisseur und Schauspieler, wurde 1964 in Bayern geboren. Nach dem Studium der Pädagogik, Psychologie und Philosophie in München studierte er am Max Reinhardt Seminar in Wien Regie. Er arbeitete zunächst als Assistent und Schauspieler am Burgtheater, danach inszenierte er u. a. in München, Augsburg, Frankfurt, Wien (Theater der Jugend, Theater in der Josefstadt, Volkstheater, Wiener Staatsoper) und am Schlossparktheater Berlin, wo er als Oberspielleiter tätig war. Daneben war er Gastprofessor am Konservatorium der Stadt Wien sowie Rollenlehrer am Max Reinhardt Seminar. Seine Stücke erfuhren in den letzten Jahren zahlreiche Aufführungen im deutschen Sprachraum und darüber hinaus. Seit der Saison 2002/03 hat Thomas Birkmeir die Künstlerische Leitung des Theaters der Jugend inne und zeichnet verantwortlich für die Regie vieler erfolgreicher Produktionen wie z. B. „Das Herz eines Boxers“, „Der geheime Garten“, „Das Mädchen am Ende der Straße“, „Komödie der Irrungen“ oder „Wie man unsterblich wird“. Neben seiner Tätigkeit am Theater der Jugend arbeitet er u. a. auch am Volkstheater Wien („Harold und Maude“ – „Dorothea-Neff-Preis“ für die „Beste Regieleistung in der Spielzeit 2010/2011“) und am schauspielhannover, wo er bei der Uraufführung von Cornelia Funkes „Tintenblut“ sowie bei „Arsen und Spitzenhäubchen“ von Joseph Kesselring für die Regie verantwortlich zeichnete. Für das Staatsschauspiel Dresden setzte er u. a. „Sein oder Nichtsein“, Shakespeares „Viel Lärm um nichts“ und zuletzt 2012 Lutz Hübners „Blütenträume“ in Szene. Ebenso 2012 inszenierte er am Münchner Residenztheater „Pünktchen und Anton“ sowie 2013 „Hochzeit auf Italienisch – Filumena Marturano“ am Theater in der Josefstadt. Im November 2013 wurde Thomas Birkmeir mit dem Nestroy-Preis in der Kategorie „Spezial Preis“ für „10 Jahre innovatives, zeitgemäßes Kinder- und Jugendtheater“ ausgezeichnet.
Regie: Thomas Birkmeir
Bühne: Silke Pielsticker
Kostüme: Jessica Karge
Licht: Lukas Kaltenbäck
Kalender
Don Gil von den grünen Hosen 13 +
von Thomas Birkmeir
nach einer Komödie von Tirso de Molina
Stückinfo
Stückinfo
Ort: Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Zeitraum: 25. März 2014 - 28. April 2014
Premiere: 27. März 2014
Regie: Thomas Birkmeir
»Fabio: Spekulieren ist wie Liebe:
Denn du setzest, was du nicht hast,
auf etwas, das nicht da ist –
aber wenn Fortuna will,
blüht aus nichts ein höchst realer
respektabler Wunderbaum…«
Tirso de Molina. Don Gil von den grünen Hosen
Von seiner großen Liebe »sitzen gelassen« zu werden, gehört wohl zu den schmerzvollsten und traumatischsten Erfahrungen im Leben. Wir reagieren mit Eifersucht, Hass und Rachegefühlen – selten freuen wir uns über die Freiheit, die wir dem ehemaligen Partner nun angedeihen lassen können…
Aber daraus eine Komödie schmieden? Dem Mönch Tirso de Molina ist dies im 17. Jahrhundert gelungen. Er bediente sich gleichsam der Zutaten des Liebesfrusts und -leids, um eine der erfolgreichsten Komödien der Weltliteratur zu kreieren.
Juana ist in Männerkleidung als »Don Gil« unterwegs, um inkognito das Treiben ihres Ex-Verlobten Ramón zu korrumpieren. Dieser will nämlich – des Geldes wegen – lieber die wohlhabende Inés heiraten. Flugs entscheidet sich Juana besagter Inés in Männerkleidung selbst den Hof zu machen. Der Coup gelingt! Inés verliebt sich unsterblich in Don Gil – und Ramón wird verschmäht. Der sinnt nun auf Rache gegenüber dem geheimnisvollen Nebenbuhler Don Gil, dem bald die Damenwelt Madrids zu Füßen liegt – und schon entspinnt sich eine Verwechslungskomödie vom Feinsten, in der die Grenzen der Identität verschwimmen. Tirso de Molina gehört neben Lope de Vega und Calderón de la Barca zu den größten Dramatikern Spaniens. Dass er sich als Ordensmann in seinen literarischen Werken weltlichen Themen widmete, wurde als »unstatthaft« empfunden, weswegen man ihm sogar mit der Exkommunikation drohte. De Molina ließ sich jedoch nicht von seiner Leidenschaft abhalten und verfasste in seiner Lebenszeit etwa 400 Stücke. Er selbst meinte, sein Amt als Beichtvater habe ihm »tiefe Einblicke in die menschliche Seele« gewährt.
Besetzung
Juana Iréna Flury
Camino Lukas Sartori
Osorio Markus Schöttl
Ramón Johannes Gaan
Inés Claudia Kottal
Don Pedro Horst Eder
Clara Felicitas Franz
Don Antonio Florian Stohr
Weitere Vorstellungen:
täglich außer sonntags bis 28. April 2014
ab 13 Jahren