So versuchen sie für ein paar Stunden ihrem devoten Dienstbotendasein zu entfliehen - und damit zugleich einer Welt, die sie zwar tagtäglich erleben, der sie aber nur am Rande angehören. Doch nie reicht die Zeit, das Spiel zu Ende zu bringen. Als auch der Plan, den Liebhaber ihrer Herrin mit falschen Anschuldigungen ins Gefängnis zu bringen und die Gnädige Frau still und heimlich mit vergiftetem Tee umzubringen, scheitert, wird ihnen ihre Abhängigkeit unerträglich. Ein Ausbrechen scheint unmöglich – bis die Grenzen zwischen rituellem Spiel und Wirklichkeit schließlich verschwimmen.
Der französische Romanautor, Dichter und Dramatiker Jean Genet wurde 1910 unehelich in Paris geboren und wuchs in einem Waisenhaus auf. Er lebte ein ungestümes Leben als Fremdenlegionär und Vagabund, bevor er sich als Schriftsteller der Außenseiter einen Namen machte. Bereits mit 10 Jahren begann Genet eine stattliche Karriere als Kleinkrimineller, die ihn schon früh in eine Strafkolonie für Jugendliche, immer wieder ins Gefängnis, 1930 zur Fremdenlegion, nach seiner Desertation und Jahren des Vagabundierens als Strichjunge und Dieb durch Europa schließlich 1942 wieder nach Paris ins Gefängnis führte. Hier begann er zu schreiben: Seinen ersten, teils autobiografischen Roman „Notre Dame des Fleurs“ widmete er einem Mörder. Das Buch und nicht zuletzt seine späteren Theaterstücke machten ihn in Frankreich und auf der ganzen Welt bekannt. 1946 begann Genet mit der Arbeit an den „Zofen“. Obwohl die Uraufführung des Stückes in der Regie von Louis Jouvet im darauffolgenden Jahr am Pariser Théâtre de l'Athénée von heftigen öffentlichen Protesten begleitet wurde, erhielt Genet für „Die Zofen“ noch im selben Jahr den „Prix de la Pléiade“ vom Gallimard-Verlag.
Namhafte Schriftsteller wie Sartre und Cocteau verehrten Genet für seinen Stil. Sie machten ihn in Paris bekannt, vermittelten ihm Kontakte zu Verlegern und unterzeichneten nicht zuletzt eine Petition, die Genet 1948 vor einem erneuten Gefängnisaufenthalt bewahrte und 1949 zu seiner endgültigen Begnadigung führte. – Auch wenn manche seiner Werke zeitweise verboten waren, stieg Genets Ansehen als Roman- und Theaterautor bis zu seinem Tod 1986 stetig und hält bis heute an.
Bogdan Koca (Regie und Bühne) arbeitet als Schauspieler, Dramatiker, Regisseur, Schauspiellehrer, Komponist, Bühnen- und Kostümbildner. Er studierte bis 1975 Schauspiel an der Warschauer Theaterakademie, war anschließend am Polnischen Theater in Wrocław engagiert und wurde für seine Darstellungen mit zahlreichen Preisen geehrt. Ende der 1970er-Jahre emigrierte er aus dem sozialistischen Polen nach Australien. In Sydney etablierte er die „Thalia Theatre Company“ und später das „Sydney Art Theatre“, wo er eigene Stücke ebenso inszenierte wie europäische Dramatik von Shakespeare bis Gombrowicz. Von 1994 bis 1997 war er Leiter des Departments Schauspiel der University of Western Sydney. Für seine schauspielerische Leistung in „Ghosts … of the Civil Dead“ (1988) wurde er für die „Australian Film Industry Awards“ als bester Nebendarsteller nominiert. Kocas Stück „Mein Name ist Soundso“ wurde 1994 für den renommierten „Green Room Award“ vorgeschlagen. Nach Polen zurückgekehrt, leitete er von 2009 bis 2013 das Cyprian Kamil Norwid Theater in Jelenia Góra. Am Schauspiel Chemnitz inszenierte er bereits „Hamlet“ (Shakespeare), „Mein Name ist Soundso“ (Koca), „Hannahs Dämon“ (Rault) sowie „Jeanne oder Die Lerche“ (Anouilh).
Übersetzung von Simon Werle
Regie und Bühne: Bogdan Koca
Kostüme: Ricarda Knödler
Mit: Christine Gabsch, Lysann Schläfke, Susanne Stein