Die menschliche Notwendigkeit, sich vor den Zumutungen des Lebens hinter Lügen und einfachen Wahrheiten zu verschanzen, ist eines der Lebensthemen des norwegischen Autors Henrik Ibsen. In „Ein Volksfeind“ macht ein Wissenschaftler die Entdeckung, dass das Wasser des heimischen Kurbades verseucht ist. Mit großer Beharrlichkeit und ohne Rücksicht auf die Konsequenzen drängt er darauf, dass der Betrieb, von dem die Stadt lebt, umgehend geschlossen wird. In „Die Wildente“ fristet eine Familie ihr kleines Leben und erzieht mit einer sorgsam voreinander verborgenen Lüge ein Kind. Geht es nicht allen gut damit?
Was passiert, wenn das Aufdecken von Geheimnissen in Ruin und Zerstörung führt? Und wer hat das Recht, seine Sicht der Dinge im Namen einer selbsternannten Moral durchzusetzen?
In der Figur des Wissenschaftlers Gregers Werle, der sich entschlossen gegen die Lügen auflehnt, die er überall zu entdecken meint, verschränkt Thorleifur Örn Arnarsson beide Ibsen-Dramen miteinander. In surrealen Bildwelten schafft er ein komplexes, vieldeutiges Kaleidoskop radikaler Sinn- und Wahrheitssuche.
Der isländische Regisseur war zuletzt Schauspieldirektor an der Volksbühne in Berlin, er arbeitet u.a. am Reykjavik City Theatre Iceland, am Norwegischen Nationaltheater in Oslo und am Wiener Burgtheater. Seine Neuerzählung der »Edda« - der großen Erzählung über die nordische Mythologie und Göttergeschichte wurde 2018 mit dem Faust-Preis ausgezeichnet und war in Hamburg bei den Lessingtagen 2020 zu sehen.
Regie
Thorleifur Örn Arnarsson
Bühne
Wolfgang Menardi
Kostüme
Andy Besuch
Dramaturgie
Susanne Meister
Musik
Gabriel Cazes
Licht
Jan Haas
Mit
Marina Galic (Helena Werle)
Jens Harzer (Gregers Werle, ihr Bruder)
Tilo Werner (Der alte Ekdal)
Merlin Sandmeyer (Hjalmar Ekdal, sein Sohn)
Cathérine Seifert (Gina Ekdal, Hjalmars Frau)
Rosa Thormeyer (Hedwig Ekdal, ihre Tochter)
Live-Musik
Gabriel Cazes
Tom Gatza