Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Die TraumfabrikDie TraumfabrikDie Traumfabrik

Die Traumfabrik

"Ein Sommernachtstraum" von William Shakespeare im Düsseldorfer Schauspielhaus

Copyright: Sebastian Hoppe

 

Offenbar hat sich der Regisseur Àlex Rigola von der Tatsache, dass Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ von Liebesverwicklungen handelt, dazu angeregt gefühlt nach heutigen Parallelen zu suchen. Gelandet ist der dabei in Andy Wahrhols in den 1960er Jahren sehr hippen Factory-Kommune. Das war dann auch schon gestern. Diese Factory war für ihre Freizügigkeit bekannt. Daher fährt Puck auf dem Fahrrad nackt durch die Wohnung, trifft man sich zum Gequatsche auf dem Klo, hat wechselnde Partner beiderlei Geschlechts, feiert mit Groupies Drogenpartys im mit Alufolie beschlagenen stylischen Club-Wohnzimmer, aalt sich im Bett. Partystimmung überall.

 

Statt Athen also New York. Oberon (Sven Walser) ist nun Andy Warhol, Titania ist passend dazu mit Edgar Eckert männlich besetzt. Puck (Moritz Führmann) ist der toughe Mitarbeiter, der nicht nur Zaubermittel verabreicht, sondern auch die Kunstproduktion übernimmt. Die Handwerkertruppe um Zettel führt dann folgerichtig auch kein Schauspiel mehr auf, sondern eine Performance. Lysander, Demetrius, Hermia und Helena treten als pubertierende Internatszöglinge auf, die ständig ihre Hände verkrampfen und vor lauter Unbeholfenheit schon leicht debil wirken. Der Wald vor Athen ist jetzt ein Ausstellungsraum. Dass man sich vor einem dunklen Wald fürchten kann, ist einsehbar. Warum Lsyander und Hermia aber angesichts großer, in einem hell ausgeleuchteten white cube aufgebauter Brillo-Verpackungskartons in hysterisches Gekreische ausbrechen, ist dagegen schwer nachvollziehbar.

 

Sex, Drugs, ein bisschen Rock and Roll, bei dem ein große Leere durchscheint, das ist nur mäßig witzig, mehr Show als Shakespeare.

 

Theseus – Artus-Maria Matthiessen

Lysander – Andreas Helgi Schmid

Demetrius – Heisam Abbas

Peter Squenz (Quince) – Daniel Fries

Schnock (Snug) – Lutz Wessel

Zettel (Bottom) – Urs Peter Halter

Flaut (Flute) – Marcus Calvin

Schnauz (Snout) – Katharina Lütten

Hermia – Sarah Hostettler

Helena – Pia Händler

Oberon – Sven Walser

Titania – Edgar Eckert

Puck – Moritz Führmann

Elfe – Klara Deutschmann

 

Regie – Àlex Rigola

Bühne – Max Glaenzel

Kostüme – Regina Rösing

Musik – Nao Albet

 

Premiere 20.09.2014 19.30, Grosses Haus.

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 10 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

DIE AUSGRENZUNG DES EINZELNEN -- Uraufführung "Im Ferienlager" von Olga Bach im Kammertheater STUTTGART

Irrungen und Wirrungen in einem Ferienlager stehen im Mittelpunkt dieses neuen Stücks von Olga Bach, die auch als Juristin in Palermo Rechtsberatung für Geflüchtete macht. Zwischen Hitchcock, Chabrol…

Von: ALEXANDER WALTHER

DIE WILDEN ZWANZIGER -- Konzert des Ballhausorchesters im Kronenzentrum Bietigheim-Bissingen

Das Ballhausorchester wurde 1994 von dem Schauspieler und Sänger Peter Wittmann und dem Pianisten Horst Plössner gegründet. Das Repertoire wurde rasch erweitert und enthält heute auch Komponisten und…

Von: ALEXANDER WALTHER

DER SCHWAN VON PESARO IN VENEDIG -- 3. Liedkonzert "Ein italienischer Abend" in der Staatsoper/STUTTGART

Den Anfang dieses wunderbaren italienischen Liederabends machte die aus Brescia stammende Sopranistin Claudia Muschio, die bei Vincenzo Bellinis "La ricordanza" einfühlsam von Vlad Iftinca am Flügel…

Von: ALEXANDER WALTHER

KÜHNE IMPROVISATIONEN -- Olivier Latry spielt Johann Sebastian Bach in der Kathedrale Notre-Dame beim Label la dolce volta

Der bei Gaston Litaize ausgebildete Organist Olivier Latry widmet sich hier ausschließlich bedeutenden Orgelwerken Johann Sebastian Bachs. Neben den strukturell ausgefeilten Wiedergaben des Ricercare…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT GEBALLTER WUCHT -- Neujahrskonzert in der Staatsoper Stuttgart

Wieder einmal zeigte der fulminante Staatsopernchor Stuttgart unter der elektrisierenden Leitung von Manuel Pujol, was in ihm steckt. Unter dem Motto "Viva l'opera!" wurde der Abend mit dem Chor…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑