Dabei liegen ihnen die ungeratenen, erwachsenen Kinder auf der Seele, die sich der mütterlichen Fürsorge entziehen. Die jüngere Mariedl hat diese Probleme nicht. Sie hat ihre Berufung zum Beruf gemacht und beweist gottesfürchtige Nächstenliebe, indem sie die verstopften Klosetts ihrer Mitmenschen reinigt – ohne Gummihandschuhe und mit der bloßen Hand!
Jetzt wollen die drei mal »den ganzen Lebensschmutz vergessen« und steigern sich beim gepflegten Achterl in ihre Glücksvisionen hinein: Ein Dorffest, auf dem sich Grete in einen feschen Musikanten verliebt, Erna endlich mit dem angehimmelten, tugendhaften Fleischhauer Wottila zusammenkommt und Mariedl dank ihrer speziellen Künste gleich als Retterin des ganzen Festes gefeiert wird. Doch als Mariedl die Rede auf die Kinder bringt, platzt die Phantasieblase …
Werner Schwab sah seine Stücke nicht in der Tradition des kritischen Volksstücks. Sprache diente ihm weniger zur Beschreibung einer sozialen Realität, sondern ist selbst Hauptthema: eine dialektal klingende Kunstsprache voller ungrammatischer und vor allem komischer Sprachspiele, die Figuren und deren Weltbild gleichermaßen formt und demontiert. Zwanzig Jahre nach dem Tod des Grazer Dramatikers Werner Schwab inszeniert die Schweizer Regisseurin Simone Blattner sein erstes Stück Die Präsidentinnen.
Zum Autor: Werner Schwab
Geboren 1958 in Graz, studierte er zunächst an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, fertigte Skulpturen aus rohem Fleisch, das er dem natürlichen Verfallsprozess überließ und schrieb zunächst Prosaskizzen. Gekonnt pflegte er auch sein Image als Theateraufrührer und Sprachenerneuerer. Nach wenigen sehr produktiven Jahren, starb er in der Silvesternacht des Jahres 1993. Innerhalb kürzester Zeit wurde er zum gefragtesten Bühnenautor auf deutschsprachigen Bühnen.
Zur Regisseurin: Simone Blattner
Simone Blattner stammt aus Basel. Sie absolvierte ihr Regiestudium an der Otto-Falckenberg-Schule in München und arbeitet seit 1998 als freie Regisseurin, u. a. am Theater Neumarkt in Zürich, am Theater Basel, am Thalia Theater Hamburg, am Bayerischen Staatsschauspiel München, am Schauspiel Frankfurt, sowie am Berliner Ensemble. Ihre erfolgreiche Theaterarbeit umfasst u. a. auch viele zeitgenössische Texte. Mit dem Autor Martin Heckmanns verbindet sie dahingehend eine besondere Arbeitsbeziehung. Einige seiner Texte brachte Simone Blattner zur Uraufführung darunter Schieß doch, Kaufhaus! am TIF Dresden, Kränk am Schauspiel Frankfurt, die beide zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen wurden und jeweils den Publikumspreis erhielten. Für Heckmanns Zukunft für immer! am Staatsschauspiel Dresden erhielt Blattner eine Einladung zu den Autorentheatertagen 2010 des Deutschen Theaters Berlin. In der vergangenen Saison führte sie Regie bei Georg Büchners Dantons Tod und Schillers Kabale und Liebe am Staatstheater Karlsruhe. Am Schauspielhaus Graz arbeitet die Regisseurin zum ersten Mal.
Regie Simone Blattner
Bühne Thilo Reuther
Kostüme Teresa Vergho
Kostümmitarbeit Johanna Hillert
Licht Thomas Trummer
Dramaturgie Christian Mayer
Grete: Steffi Krautz
Erna: Birgit Stöger
Mariedl: Verena Lercher
weitere Vorstellungen am 7., 10., 15., 18. und 30. Oktober, jeweils 19.30 Uhr, sowie ab November
Tickets
T 0316 8000, F 0316 8008-1565 - E tickets@buehnen-graz.com
I www.schauspielhaus-graz.com