Aus der Bedrohung werden Überlebensstrategien, aus den einzelnen Überlebensstrategien entsteht eine Positionierung in der Gruppe. Spielerinnen und Spieler ö¡nen ein Panorama der Bedrohung und dessen, wie wir unsere Heimat vielleicht erst als solche begreifen, wenn sie verlustig zu gehen droht.
«Die perfekte Katastrophe» lässt in die Höhen des schweizerischen Alltagslebens und die Abgründe aller Lebensillusionen blicken. Sie tritt nur ein, wenn man – sonst wäre sie keine – nicht darauf vorbereitet ist. «Me mues haut gäng o mit de Konsequänze rächne u dermit chönne umga.»
Unter dem Arbeitstitel Berner Bühne präsentieren wir einen Theaterabend, den wir im Laufe eines Jahres mit 14 Bernerinnen und Bernern entwickelt haben. Sie sind der Mittelpunkt dieses Abends. Sie geben Einblick in ihre Geschichten, erzählen von ihren Leben, ihren Entwürfen und dem, was daraus geworden ist. Und sie geben Einblicke in die vielen Länder der Schweiz – in die Länder ihrer Seele, ihrer Wirklichkeit und ihrer Stadt.
Die Spieler auf der Bühne sind keine Profis mit angelernter Rolle, sondern Bürgerinnen und Bürger von Bern. Hier stehen jene Menschen im Rampenlicht, die in Theaterstucken üblicherweise im Zuschauersessel sitzen: In Castings wurden Interessierte, die Lust auf diesen Rollenwechsel haben, ausgewählt. Nun präsentieren am Ende der Probenarbeiten eine Gruppe von Bernerinnen und Bernern ihre eigene Rolle.
Ein professionelles Regieteam hat mit den Laien und ihren Erzählungen das Stück entwickeln. In gemeinsamer Arbeit und anhand der Interessen und Fähigkeiten aller Beteiligten entstanden während des Probenprozesses der Text, die Bilder, die Handlung.
. Scho alei wemä usem Zug usstigt, isch dr Groove vo Bärn sone andere. Ich gehöre nicht zu dieser Stadt, zu diesem Land. Aber gleichzeitig finde ich mein Leben hier so schön.
. Me muess haut immer o mit de Konsequänze rechne u dermit chönne umga. Meischtens hiuft e chli reflektiere.
. Dr ächt Schwizer gits ja nid. Mir si aui igwanderet irgendwo.
. Auso als junge Mönsch hani mer o scho überleit, irgendwo e Bombä häre z lege.
. Die Schweiz ist ja eher so ein Zufallstreffer.
. Es git mer sone inneri Unrueh.
. Es git so Sagegchstalte, Wilhelm-Tell-mässig. Hüt würdmese vilech als Terrorischte aluege.
. Demokratie heisst, dass das Diktat der Mehrheit bestimmt.
. Das findi eigentlech o richtig, dass me gseuschaftlechi Norme ufbricht.
. Ich habe viel in meinem Kopf, aber ich werde nicht sprechen, wenn man mich zwingt.
Regie
Nele Jahnke, geboren 1984, aufgewachsen in Ostholstein und Berlin. Von 2001-2005 war Nele Jahnke Mitglied von P14, des Jugendtheaters der Volksbühne-am-Rosa-Luxemburg-Platz Berlin und arbeitet seit 2005 kontinuierlich mit beim „Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht- Wissen“, einem Projekt von Hannah Hurtzig und der Mobilen Academy. Sie studierte Schauspielregie an der Zürcher Hochschule der Künste und schloss dies 2011 mit dem Master of Arts ab. Seitdem arbeitet sie regelmässig als freischaffende Performerin (u.a. Claudia Bosse/theatercombinat, kraut_produktion) und Regisseurin und seit Oktober 2012 zudem als feste künstlerische Mitarbeiterin am Theater HORA. Regie/Mitarbeit bei La Petite Mort (2013), Freie Republik HORA (2013-2016), Mars Attacks (2014), Goal
Mania in Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus Zürich (2014).
Ein Heimatszenario
Mit 14 Bernerinnen und Bernern
KOOP - Berner Bühne
Regie Nele Jahnke
Bühne & Kostüme Sebastian Hirn
Video Valentin Merz
Dramaturgie Dr. Sophie-Thérèse Krempl
Ausstattungsmitarbeit Myriam Casanova
Mit Helen Verardo, Ryan Delieutraz, Derya Keller, Fides Kistler, Marianne
Kaiser, Ruedi Keller, Juliette Kettler, Ursula Schneeberger, Tim Prior, Max
Neuhaus, Rahel Grunder, Karin Ringgenberg, Kaspar Wild, Daniela Lutz
Weitere Vorstellungen 23., 25., 29., 30. Apr 2015
PUBLIKUMSGESPRÄCH Am 25. Apr im Anschluss an die Vorstellung