Monteverdis Opern gelten zurecht als die ersten Meisterwerke der Operngeschichte. Wie eine DNA der Oper bergen sie bereits alles in sich, was die kommenden 400 Jahre der Operngeschichte bis heute prägt. Auf der Grundlage von Monteverdis musikalischem Material, das kaum Angaben zu einer konkreten Orchestrierung enthält, hat die aus Taschkent stammende, international erfolgreiche Komponistin Elena Kats-Chernin die drei Opern mit einer neuen, eigenwilligen Instrumentierung versehen. Ähnlich wie Monteverdi zu seiner Zeit eignet sich Elena Kats-Chernin auf äußerst vitale Weise verschiedene Traditionen an, mit Hilfe derer sie auch populäre Quellen wie Jazz, Klezmer, Tango oder Ragtime in ihren Stil integriert. So finden in ihrer »Neuschöpfung« der Monteverdi-Opern nicht nur die traditionellen Instrumente eines modernen Opernorchesters Verwendung, sondern auch exotische Instrumente aus Osteuropa, dem Mittleren Osten und Westafrika.
Im Mittelpunkt jeder der drei Opern steht ein Liebespaar, dessen Liebe zueinander unterschiedlicher nicht sein könnte: Der jugendlich-leidenschaftlichen Liebe Orpheus’ und Eurydikes steht die abgeklärte Sehnsucht der jahrelang getrennten Eheleute Odysseus und Penelope gegenüber, wohingegen in der knisternden Erotik zwischen Nero und Poppea Machtstreben und sexuelle Besessenheit untrennbar miteinander verbunden sind. Kein anderer als Gott Amor selbst eröffnet die Trilogie, um uns mitzunehmen auf eine Reise durch die Höhen und Tiefen der Liebe …
Orpheus
Claudio Monteverdi/Elena Kats-Chernin
Favola in musica in einem Prolog und fünf Akten [1607/2012]
Libretto von Alessandro Striggio d.J.
Deutsche Textfassung von Susanne Felicitas Wolf
Barockoper in deutscher Sprache
Auftragswerk der Komischen Oper Berlin
Am Anfang der Geschichte der Musik steht ein Mythos: die Sage vom thrakischen Sänger Orpheus, der mit seinem Gesang nicht nur die belebte, sondern auch die unbelebte Natur zu rühren imstande ist. Mit der Kraft seiner Musik wagt er denn auch den für Sterbliche gefahrvollen Weg in die Unterwelt, um seine geliebte Eurydike zurückzugewinnen. Liebe und Musik sind untrennbar miteinander verbunden in diesem Ur-Mythos einer Künstlergestalt: Ist es die bedingungslose Liebe zu seiner Eurydike, die die Herrscher der Unterwelt rührt, oder die betörende Kraft seines Klagegesangs? Ist es übermäßige Liebe, die zu Orpheus’ Scheitern auf dem Rückweg aus der Unterwelt führt, oder ist es die unerträgliche Stille einer musiklosen Welt, die ihn den fatalen Blick zurück werfen lässt?
Am Anfang der Oper Orpheus erscheint »Die Musik« höchstpersönlich, um die tragische Liebesgeschichte des Titelhelden zu präsentieren. Oder ist es nicht doch vielleicht die Musik gewordene Liebe selbst? Zwei Akte lang werden in Tänzen und Liedern, Chören und Sologesängen Natur und Liebe zugleich gefeiert – bis die Nachricht von Eurydikes Tod die arkadische Ausgelassenheit urplötzlich zum Schweigen bringt. Doch die Musik verstummt nur für einen kurzen Augenblick. Denn wie sie vorher Ausdruck des Glücks und der Ausgelassenheit war, so stimmt sie nun Töne der Klage und der Trauer an, wird zur Hoffnung auf Orpheus’ Weg in die Unterwelt und behält auch ganz am Ende, nach dem erneuten tragischen Verlust der geliebten Eurydike, das letzte Wort oder vielmehr: den letzten, tröstenden Ton.
Musikalische Leitung André de Ridder
Inszenierung Barrie Kosky
Bühnenbild, Kostüme Katrin Lea Tag
Kostüme Katharina Tasch
Choreographie Otto Pichler
Dramaturgie Ulrich Lenz
Chöre André Kellinghaus
Licht Alexander Koppelmann
Orpheus Dominik Köninger
Eurydike Julia Novikova
Amor Peter Renz
Sylvia / Proserpina Theresa Kronthaler
Charon Stefan Sevenich
Pluto Alexey Antonov
Figuren Orpheus und Eurydike Frank Soehnle
Tänzer
Meri Ahmaniemi, Martina Borroni, Sarah Bowden, Alexson Capelesso, Suleika Fichtner, Paul Gerritsen, Jesco Himmelrath, Nikos Fragkou, Marcell Prét, Alessandra Bizzarri
*****
Odysseus
Claudio Monteverdi/Elena Kats-Chernin
Dramma per musica in einem Prolog und drei Akten [1640/2012]
Libretto von Giacomo Badoaro
Deutsche Textfassung von Susanne Felicitas Wolf und Ulrich Lenz
Barockoper in deutscher Sprache
Auftragswerk der Komischen Oper Berlin
20 Jahre lang wartet Penelope darauf, dass ihr geliebter Mann Odysseus endlich aus dem Krieg gegen Troja heimkehrt. Keiner in ihrer Umgebung glaubt mehr ernsthaft an eine Rückkehr des Helden. Von allen Seiten bedrängt, doch endlich mit der Vergangenheit abzuschließen und ein neues Leben an der Seite eines neuen Mannes zu beginnen, hält Penelope an ihrer Liebe fest und widersteht hartnäckig den um sie werbenden Freiern. Odysseus hofft nach 20 Jahren des Krieges und der Irrfahrten endlich auf die Rückkehr ins verlorene Arkadien, seiner einstigen Heimat. Doch bei der ersten Begegnung mit Penelope, die in einem Blutbad an den Freiern endet, erkennt die Gattin den Ersehnten, vom Krieg Gezeichneten nicht. So wird die Annäherung zwischen den beiden lang getrennten, entfremdeten Eheleuten zu einer letzten Bewährungsprobe der Liebe.
In den 30 Jahren zwischen der Entstehung des Orpheus und der des Odysseus ist Monteverdis Stil zu einer einheitlicheren Musiksprache gereift. Das musikalische Band, mit dem er das Leiden und die Sehnsucht seiner beiden Helden verfolgt, zieht sich nahtlos durch das gesamte Werk, ohne in einzelne Nummern zu zerfallen. Die Musik ist es, die Odysseus und Penelope trägt und zusammenführt, bis sich ganz am Ende einer langen musikalischen Reise endlich auch ihre Stimmen in einem Duett der Wiedersehensfreude vereinen können.
Musikalische Leitung André de Ridder,
Inszenierung Barrie Kosky
Bühnenbild, Kostüme Katrin Lea Tag
Kostüme Katharina Tasch
Dramaturgie Ulrich Lenz
Chöre André Kellinghaus
Licht Alexander Koppelmann
Odysseus Günter Papendell
Penelope Ezgi Kutlu
Telemachos Tansel Akzeybek
Amor / Iros Peter Renz
Melanto Mirka Wagner
Eurymachos Adrian Strooper
Eurykleia Christiane Oertel
Eumaios Thomas Michael Allen
Die Zeit / Antinoos Jens Larsen
Pisandro Christoph Späth, Tom Erik Lie
Anphinomos Tom Erik Lie
Das Schicksal Karolina Gumos
Minerva Annelie Sophie Müller
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Poppea
Claudio Monteverdi/Elena Kats-Chernin
Opera musicale in einem Prolog und drei Akten [1642 oder 1643/2012]
Libretto von Giovanni Francesco Busenello
Deutsche Textfassung von Susanne Felicitas Wolf
Barockoper in deutscher Sprache
Auftragswerk der Komischen Oper Berlin
In wilder Leidenschaft verbringt Kaiser Nero jede Nacht bei seiner Geliebten Poppea und droht darüber fast seine Pflichten als Herrscher zu vergessen. Poppea wiederum drängt den Geliebten sanft, aber bestimmt dazu, mit Kaiserin Octavia auch öffentlich zu brechen. Octavia aber fügt sich nicht kampflos in ihr Schicksal: Sie zwingt Poppeas einstigen Liebhaber Otho zum heimlichen Mord an der Rivalin. Doch der Plan misslingt, Otho wird gefasst, die Urheberschaft Octavias aufgedeckt und alle Schuldigen dem ungewissen Schicksal der Verbannung überantwortet. Endlich ist der Weg frei zu Poppeas Krönung. Dem Glück der beiden Liebenden steht nichts mehr im Weg.
In Monteverdis Polit-Thriller voll von Erotik, Mord und Intrige ist es ausgerechnet die amour fou der beiden Hauptpersonen, die das Gleichgewicht der politischen Mächte zu gefährden droht. So wird der Kampf der anderen ums pure Überleben unweigerlich zum Kampf gegen die Liebe zwischen Nero und Poppea, sowie auch Poppeas Kampf für ihre Liebe letztlich ein Kampf um ihr eigenes Überleben ist. Die Unschuld arkadischer Liebe ist längst verloren und pervertiert.
Monteverdi findet die unterschiedlichsten Töne für die verschiedenen Charaktere in diesem Mächtepoker, niemals jedoch wertet oder verurteilt seine Musik. So zählt das traumhaft schwebende Duett zwischen Nero und Poppea am Ende der Oper ohne Einschränkung zu den innigsten Liebesduetten der gesamten Operngeschichte.
Musikalische Leitung André de Ridder
Inszenierung Barrie Kosky
Bühnenbild, Kostüme Katrin Lea Tag
Kostüme Katharina Tasch
Dramaturgie UIrich Lenz
Chöre André Kellinghaus
Licht Alexander Koppelmann
Besetzung
Poppea Brigitte Geller
Nero Roger Smeets
Octavia Helene Schneiderman
Otho Theresa Kronthaler
Drusilla Julia Giebel
Seneca Jens Larsen
Valletto Tansel Akzeybek
Damigella / Das Schicksal Ariana Strahl
Arnalta Thomas Michael Allen
Amme Tom Erik Lie
Amor Peter Renz
Die Tugend Annelie Sophie Müller
Liberto Adrian Strooper
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Alles an einem Tag oder einzeln.
Die drei Opern der Trilogie kann man ganz nach Lust und Laune an einem einzigen Tag, innerhalb einer Woche oder auch verteilt über einen Monat erleben.
Nahrung nicht nur für Aug’ und Ohr.
Wer sich dazu entscheidet, alle drei Opern an einem Tag zu sehen, muss sich nicht vor einem knurrenden Magen fürchten, denn zwischen den einzelnen Teilen findet sich in den Foyers der Komischen Oper Berlin ein reichhaltiges Angebot an kulinarischen Köstlichkeiten aus aller Herren Länder.
Wer früh bucht, spart Geld!
15% sparen beim Kartenkauf für die Monteverdi-Trilogie am 16. September/ 3. Oktober/ 4. November 2012.
Die Monteverdi-Trilogie
So, 16. September ab 11:00 Uhr
Mi, 3. Oktober ab 11:00 Uhr
So, 4. November ab 11:00 Uhr