Werther, Charlotte, Albert. Enthemmte Emotionen, verführerische Verbote, dramatische Depressionen. Das ist der Stoff, aus dem die Träume sind – die Träume einer ganzen Epoche, genannt Aufklärung. Goethe hat sie 1774 mit dem stürmend-drängenden Instinkt eines 25 Jahre alten, talentierten Jungdichters zu Papier gebracht. Die Aufklärung: ein hellwaches Zeitalter, bis ins letzte Eck ausgeleuchtet mit der Fackel der Vernunft, bis in den kleinsten Winkel ausgeräuchert und befreit vom Ungeziefer (die Kakerlaken des Aberglaubens, die Nachtfalter der Mystik, die Läuse der Leidenschaft). Wovon träumt der Mensch, wenn er im Wachzustand nach den Regeln von Ratio und Kalkül zu funktionieren hat und sein Gefühlshaushalt so hübsch aufgeräumt sein soll wie eine Musterküche bei IKEA? Genau. Er träumt vom Gegenteil. Goethes Werther ist eine Bespiegelung des Exzesses: gnadenlose Liebe, krankhafte Eifersucht, unheilbare Egomanie – und am Ende, folgerichtig, ein ekstatischer Tod?
Der junge Regisseur Calle Fuhr erarbeitete seine ersten Inszenierungen am Volkstheater. Von den Beinen zu kurz (2015 in der Roten Bar) und Philoktet (2017 im Volx/Margareten) wurden zum tschechischen Divadelni Flora Festival eingeladen.
in einer Fassung von Calle Fuhr
Regie Calle Fuhr
Ausstattung Calle Fuhr
Musik Alexander Wanat
Dramaturgie Kai Krösche
mit Sören Kneidl (Albert), Tilla Rath (Lotte), Anton Widauer (Werther)
Premiere und geht ab 8. Mai auf Tournee.