Als seine Schwester Elektra ihn zum Bleiben überredet, begreift er allmählich, dass Klytämnestra und Ägisth das Volk nicht nur grausam unterdrücken, sondern ihm auch eine Mitschuld am Mord an Agamemnon aufgebürdet haben. Erst da reift in Orest der Entschluss, zu handeln.
Anders als noch in Aischylos’ berühmter «Orestie», in der ein Fluch das Schicksal der Beteiligten bestimmt, ist Orest bei Sartre nicht mehr Spielball und Werkzeug der Götter – er handelt aus freiem Willen. Der französische Philosoph, Dramatiker und Hauptvertreter des Existenzialismus Jean-Paul Sartre zeigt in seiner radikalen Deutung des antiken Mythos, wie Unterdrückung durch Widerstand und Freiheitswillen überwunden werden kann. Am Ende wird kein Schwurgericht oder Gott Orest freisprechen. Er nimmt die Schuld auf sich und wird – so Sartre – «seinen Weg fortsetzen, ohne Rechtfertigung, ohne Entschuldigung, ohne Hilfe, allein».
Hausregisseurin Elsa-Sophie Jach bringt Sartres Tragödie in einer neu in Auftrag gegebenen Übersetzung im Cuvilliéstheater auf die Bühne.
Sartres «Die Fliegen» bildet den Auftakt zu einer Neubefragung des mehr als zweitausend Jahre alten Mythos der «Orestie», die mit Ulrich Rasches Inszenierung von Aischylos’ «Agamemnon» und Robert Borgmanns musiktheatraler Installation «Athena» fortgesetzt wird.
aus dem Französischen neu übersetzt von Magnus Chrapkowski
mit einem Prolog und Epilog von Thomas Köck
Künstlerische Leitung
Inszenierung Elsa-Sophie Jach
Komposition und musikalische Leitung Max Kühn
Bühne Aleksandra Pavlović
Kostüme Sibylle Wallum
Licht Barbara Westernach
Dramaturgie Michael Billenkamp
Video Jonas Alsleben
Mit: Evelyne Gugolz, Franziska Hackl, Barbara Horvath, Florian Jahr, Vincent zur Linden, Lisa Stiegler; Georg Stirnweiß (Live-Musiker) und dem Chor der Fliegen