Doch die Sepsis ist zu weit fortgeschritten, die Ärztin kann der Patientin nicht mehr helfen, sondern nur noch für ihren friedlichen Tod sorgen. Als sie dem katholischen Priester aus der Gemeinde der Eltern den Zutritt zu der Sterbenden verwehrt, weil es in deren Akte keinen Hinweis auf ihre Religion gibt, kommt es zu einer Auseinandersetzung, die schwerwiegende Folgen haben wird – erst intern, dann viral. Eine Online-Petition wird gestartet, in der die Unterzeichnenden eine Untersuchung des Vorfalls fordern Ruth wird Rassismus vorgeworfen, denn der Priester ist Schwarz. Zugleich sieht sich Ruth, weiß und säkulare Jüdin, antisemitischen und frauenfeindlichen Ressentiments ausgesetzt. Eine Lawine der Entrüstung und Verachtung bricht
los – gewaltig und scheinbar unversöhnlich.
"'Die Ärztin' ist wie eine Operation am offenen Herzen unserer Gegenwart, die immer komplizierter wird, je tiefer man schneidet", schrieb die britische Tageszeitung The Times anlässlich der Londoner Uraufführung. Robert Icke entwickelt auf der Grundlage von Arthur Schnitzlers "Professor Bernhardi" einen Moral-Thriller, der die komplexen Zusammenhänge und Fragestellungen von medizinischer Ethik, ökonomischem Druck, Identitätspolitik und toxischen Öffentlichkeitsdiskursen genial durchleuchtet. Anstatt eindeutige Antworten zu liefern, spielt er virtuos mit der Wahrnehmung des Publikums und schafft überraschende Perspektivwechsel, durch die sich die Interpretation der Ereignisse immer wieder aufs Neue ändert.
SEHR FREI NACH „PROFESSOR BERNHARDI“ VON ARTHUR SCHNITZLER
DEUTSCH VON CHRISTINA SCHLÖGL
Regie Sibylle Broll-Pape
Bühne und Kostüme Trixy Royeck
Dramaturgie Petra Schiller
Besetzung
Es spielen: Alina Rank, Barbara Wurster, Marek Egert, Stephan Ullrich, Leon Tölle, Jeremias Beckford, Florian Walter, Jeanne Le Moign, Eric Wehlan
Weitere Vorstellungen: 04., 08., 10., 23., 25. Mai | Weitere Termine folgen.