Kurz vor Weihnachten. Albert und Bettina, Eltern eines Kindes, sind "mehr als gereizt": Die Mutter von Bettina, Corinna, kommt zu Besuch. Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist angespannt, die Konflikte schwelen. Nicht nur, dass Corinna bis Januar bleiben möchte, sie hat auch eine Zufallsbekanntschaft aus dem Zug mitgebracht. Jener Rudolph entpuppt sich als Schöngeist, der sich im kultivierten Ambiente wohlfühlt, am fremden Klavier gekonnt Chopin spielt, der inspirierend und originell ist, und vor allem äußerst charmant gegenüber der zunehmend geschmeichelten Corinna. Doch Albert, Gastgeber wider Willen und Autor mehrerer Bücher zum Thema Nationalsozialismus, beschleicht schon früh ein ungeheuerlicher Verdacht: "Mit dem stimmt was nicht". Als auch Konrad, Freund der Familie und komplexbeladener Künstler, der dunklen Verführungskraft Rudolphs erliegt, läuft der gemeinsam bestrittene Abend endgültig aus dem Ruder.
Roland Schimmelpfennig schaut den gutsituierten Kreativen Berlin-Prenzlauer Bergs ins Wohnzimmer – als Abrechnung, Rechtfertigung, Freisprechung oder schlicht Nabelschau? Sein neues Stück zeichnet ein genaues Bild der gegenwärtigen Mitte der Gesellschaft und kratzt dabei an der Wunde des schlimmsten Kapitels deutscher Geschichte. Wintersonnenwende zeigt Menschen, die sich bequem eingerichtet haben, deren Fundament aber hohl ist, die mit ihrer persönlichen Angst und ihrer politischen Schlaffheit kämpfen und an der Frage nach dem adäquaten, verantwortlichen Handeln scheitern.
Regie Jan Bosse
Bühne Stéphane Laimé
Kostüme Kathrin Plath
Musik Arno Kraehahn
Dramaturgie David Heiligers
Felix Goeser
Albert
Judith Hofmann
Bettina
Jutta Wachowiak
Corinna
Bernd Stempel
Rudolph
Edgar Eckert
Konrad
24. Oktober 2015
19.30
27. Oktober 2015
19.30
8. November 2015
19.00
12. November 2015
19.30
27. November 2015
20.00
26. Dezember 2015
19.00