Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Deutschsprachige Erstaufführung: "Und Nietzsche weinte" nach dem Roman von Irvin D. Yalom - Städtische Theater Chemnitz Deutschsprachige Erstaufführung: "Und Nietzsche weinte" nach dem Roman von...Deutschsprachige...

Deutschsprachige Erstaufführung: "Und Nietzsche weinte" nach dem Roman von Irvin D. Yalom - Städtische Theater Chemnitz

Premiere: 23. Februar 2018, 19.30 Uhr im Schauspielhaus Chemnitz / Hinterbühne

Kann man jemandem helfen, der Hilfe als Schwäche ansieht? Ende des 19. Jahrhunderts bittet Lou Andreas-Salomé den angesehenen Wiener Arzt Josef Breuer, Friedrich Nietzsche von seiner Obsession für sie zu heilen. Breuer unterzieht Nietzsche einer ungewöhnlichen „Redekur“: Schnell kehrt sich das Verhältnis zwischen Arzt und Patient um und gewinnt an Augenhöhe. Unter den Augen von Breuers Frau Mathilde, Lou und dem jungen Sigmund Freud führen sie eine leidenschaftliche und scharfe Auseinandersetzung über das Menschsein und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten im Korsett gesellschaftlicher Zwänge.

 

Hat man sein Leben selbst gewählt? Was bedeutet Freiheit? Warum ist Gott tot und wer hat ihn getötet? – In surrealen und nicht minder humorvollen Szenarien durchforsten Breuer und Nietzsche das Sumpfgebiet versteckter Leidenschaften und Begierden – und tragen auf dem Pfad ihrer allzu menschlichen Abgründe unglaubliche Blüten zu Tage.

Der Autor Irvin D. Yalom, 1931 als Sohn russisch-jüdischer Einwanderer in Washington, D.C. geboren, studierte Medizin und trat anschließend eine Professur für Psychiatrie an der Universität Stanford an. Er arbeitete als Psychoanalytiker, Psychotherapeut, Psychiater und Schriftsteller zahlreicher wissenschaftlicher Fachbücher und Romane. 2009 erhielt er den Internationalen Sigmund-Freud-Preis für Psychotherapie.

Die Vorlage
„Und Nietzsche weinte“ wurde 1994 veröffentlicht und avancierte bald zum Welterfolg. In seinem Roman verstrickt Yalom reale Figuren in eine fiktive Handlung. Eine Begegnung zwischen Joseph Breuer (1842-1925) und Friedrich Nietzsche (1844-1900) ist nicht belegt. In Briefen und Reflexionen lässt der Autor sie möglich und lebendig werden. Umso spannender wird es, wenn dazu unter den Augen des jungen Sigmund Freud (1856-1939) die moderne Philosophie Nietzsches und die Anfänge der Psychoanalyse aufeinanderprallen, den Einzelnen ins Leben zurückholen oder Lebensentwürfe in Frage stellen. Der scharfe und reizbare Ton von Nietzsches Schriften, die Yalom aufgreift und von seinen Protagonisten ausdiskutieren lässt, spricht so überbordend vom Leben und fürs Leben, dass sie – gleich einer Axt – eine tiefe Kerbe in unsere Komfortzonen schlagen und uns zwangsläufig auch mit Fragen unserer individuellen und gesellschaftlichen Lebensrealität konfrontieren.

Regisseurin Kathrin Brune und Ausstatterin Pia Wessels übersetzen Yaloms Roman auf der Hinterbühne im Schauspielhaus in ein spannungsreiches Kammerspiel. Figuren und Raum werden zu Bewusstseinskammern Joseph Breuers, der – anders als Nietzsche, Freud, Lou und Mathilde – längst nicht mehr herauskommt aus seiner Haut und der wohlsituierten bürgerlichen Existenz. Hat sich über die Jahre in vertrauten, immer gleichen Schritten eine solide Beständigkeit entwickelt, fühlt sich diese plötzlich unglaublich falsch an. Nur, wie findet man zurück?

Kathrin Brune (Regie und Bühnenfassung)
1978 in Dortmund geboren, studierte in Wien und Berlin Theaterwissenschaften und Philosophie und arbeitete als Regie- und Dramaturgieassistentin u. a. am Stadttheater Dortmund, bei den Burgfestspielen in Bad Vilbel sowie am Volkstheater und am Schauspielhaus in Wien. Für das Ekhof-Festival inszenierte sie 2012 Carlo Gozzis „Turandot“, 2014 folgte „Was ihr wollt“ und 2017 „Ein Sommernachtstraum“. Von 2011 bis 2013 war Kathrin Brune als Dramaturgin am Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau engagiert, wo sie u. a. Jonas Gardells „Die Eisbären“ inszenierte. Seit der Spielzeit 2013/2014 arbeitet sie als Dramaturgin am Schauspiel Chemnitz und leitet gemeinsam mit René Schmidt das Schauspielstudio. Sie inszenierte hier bereits „Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner“, „Novecento. Die Legende vom Ozeanpianisten“, „Taliban/Vom Ende der Kindheit“ und die Studioproduktionen „Hautnah“, „Lenz. Festung. Ich“ sowie „Perplex“.

in einer Bühnenfassung von Kathrin Brune
In Zusammenarbeit mit dem Ballett Chemnitz

  • Regie: Kathrin Brune
  • Bühne und Kostüme: Pia Wessels
  • Choreografie: Sabrina Sadowska
  • Musik: Steffan Claußner


Es spielen: Magda Decker, Katka Kurze, Dirk Glodde, Philipp Otto, Dominik Puhl sowie Savanna Haberland (Ballett Chemnitz)

  • 27.02.2018Dienstag19:30 Uhr Schauspielhaus - Hinterbühne
  • 09.03.2018Freitag19:30 Uhr Schauspielhaus - Hinterbühne
  • 28.03.2018Mittwoch19:30 Uhr Schauspielhaus - Hinterbühne
  • 11.04.2018Mittwoch19:30 Uhr Schauspielhaus - Hinterbühne

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 19 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

FURCHT VOR DER FREIHEIT -- Neue Reihe "Studio goes Politics" im Studiotheater STUTTGART

Die Kabarettistin Stephanie Biesolt eröffnete zusammen mit der Schauspielerin Marion Jeiter diese neue Kabarett-Reihe im Studiotheater. Dabei wurde die AfD aufs Korn genommen. Beim "Angriff auf…

Von: ALEXANDER WALTHER

GESPENSTER UND ATEMLOSE SPANNUNG -- "Falsche Schlange" von Alan Ayckbourn im Kronenzentrum/BIETIGHEIM-BISSINGEN

Eine Prodfuktion von Tournee-Theater Thespiskarren - Theater im Rathaus Essen. - In der subtilen Regie von Gerit Kling bekommt dieser Psycho-Thriller rasch scharfe Kontur. Annabel Chester kehrt nach…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUCH DIE BILDENDE KUNST IST PRÄSENT -- Ludwigsburger Schlossfestspiele 2025

Die Festspielzeit 2025 wird am Samstag, 31. Mai 2025 mit dem Konzerthausorchester Berlin unter der Leitung von Joana Mallwitz im Forum am Schlosspark eröffnet. Neben Schuberts "Großer C-Dur-Sinfonie"…

Von: ALEXANDER WALTHER

FEINE SCHWINGUNGEN -- "Wege in die Gegenwart" - Gitarrenmusik des 20. und 21. Jahrhunderts im Kammermusiksaal der Musikhochschule STUTTGART

Gitarren-Musikstudenten der Klasse von Tillmann Reinbeck stellten sich im Kammermusiksaal der Musikhochschule vor. Der Abend begann mit "Quatre pieces breves" aus dem Jahre 1933 von Frank Martin. Das…

Von: ALEXANDER WALTHER

PEITSCHENDE RHYTHMEN -- Symphonieorchester unter Juraj Valcuha im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGART

Ein sehr russisches Programm präsentierte das glänzend disponierte SWR Symphonieorchester unter der Leitung des slowakischen Dirigenten Juraj Valcuha diesmal in der Liederhalle. Zunächst erklang die…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑