Hat man sein Leben selbst gewählt? Was bedeutet Freiheit? Warum ist Gott tot und wer hat ihn getötet? – In surrealen und nicht minder humorvollen Szenarien durchforsten Breuer und Nietzsche das Sumpfgebiet versteckter Leidenschaften und Begierden – und tragen auf dem Pfad ihrer allzu menschlichen Abgründe unglaubliche Blüten zu Tage.
Der Autor Irvin D. Yalom, 1931 als Sohn russisch-jüdischer Einwanderer in Washington, D.C. geboren, studierte Medizin und trat anschließend eine Professur für Psychiatrie an der Universität Stanford an. Er arbeitete als Psychoanalytiker, Psychotherapeut, Psychiater und Schriftsteller zahlreicher wissenschaftlicher Fachbücher und Romane. 2009 erhielt er den Internationalen Sigmund-Freud-Preis für Psychotherapie.
Die Vorlage
„Und Nietzsche weinte“ wurde 1994 veröffentlicht und avancierte bald zum Welterfolg. In seinem Roman verstrickt Yalom reale Figuren in eine fiktive Handlung. Eine Begegnung zwischen Joseph Breuer (1842-1925) und Friedrich Nietzsche (1844-1900) ist nicht belegt. In Briefen und Reflexionen lässt der Autor sie möglich und lebendig werden. Umso spannender wird es, wenn dazu unter den Augen des jungen Sigmund Freud (1856-1939) die moderne Philosophie Nietzsches und die Anfänge der Psychoanalyse aufeinanderprallen, den Einzelnen ins Leben zurückholen oder Lebensentwürfe in Frage stellen. Der scharfe und reizbare Ton von Nietzsches Schriften, die Yalom aufgreift und von seinen Protagonisten ausdiskutieren lässt, spricht so überbordend vom Leben und fürs Leben, dass sie – gleich einer Axt – eine tiefe Kerbe in unsere Komfortzonen schlagen und uns zwangsläufig auch mit Fragen unserer individuellen und gesellschaftlichen Lebensrealität konfrontieren.
Regisseurin Kathrin Brune und Ausstatterin Pia Wessels übersetzen Yaloms Roman auf der Hinterbühne im Schauspielhaus in ein spannungsreiches Kammerspiel. Figuren und Raum werden zu Bewusstseinskammern Joseph Breuers, der – anders als Nietzsche, Freud, Lou und Mathilde – längst nicht mehr herauskommt aus seiner Haut und der wohlsituierten bürgerlichen Existenz. Hat sich über die Jahre in vertrauten, immer gleichen Schritten eine solide Beständigkeit entwickelt, fühlt sich diese plötzlich unglaublich falsch an. Nur, wie findet man zurück?
Kathrin Brune (Regie und Bühnenfassung)
1978 in Dortmund geboren, studierte in Wien und Berlin Theaterwissenschaften und Philosophie und arbeitete als Regie- und Dramaturgieassistentin u. a. am Stadttheater Dortmund, bei den Burgfestspielen in Bad Vilbel sowie am Volkstheater und am Schauspielhaus in Wien. Für das Ekhof-Festival inszenierte sie 2012 Carlo Gozzis „Turandot“, 2014 folgte „Was ihr wollt“ und 2017 „Ein Sommernachtstraum“. Von 2011 bis 2013 war Kathrin Brune als Dramaturgin am Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau engagiert, wo sie u. a. Jonas Gardells „Die Eisbären“ inszenierte. Seit der Spielzeit 2013/2014 arbeitet sie als Dramaturgin am Schauspiel Chemnitz und leitet gemeinsam mit René Schmidt das Schauspielstudio. Sie inszenierte hier bereits „Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner“, „Novecento. Die Legende vom Ozeanpianisten“, „Taliban/Vom Ende der Kindheit“ und die Studioproduktionen „Hautnah“, „Lenz. Festung. Ich“ sowie „Perplex“.
in einer Bühnenfassung von Kathrin Brune
In Zusammenarbeit mit dem Ballett Chemnitz
- Regie: Kathrin Brune
- Bühne und Kostüme: Pia Wessels
- Choreografie: Sabrina Sadowska
- Musik: Steffan Claußner
Es spielen: Magda Decker, Katka Kurze, Dirk Glodde, Philipp Otto, Dominik Puhl sowie Savanna Haberland (Ballett Chemnitz)
- 27.02.2018Dienstag19:30 Uhr Schauspielhaus - Hinterbühne
- 09.03.2018Freitag19:30 Uhr Schauspielhaus - Hinterbühne
- 28.03.2018Mittwoch19:30 Uhr Schauspielhaus - Hinterbühne
- 11.04.2018Mittwoch19:30 Uhr Schauspielhaus - Hinterbühne