Vor allem geht es um die Liebe. Aber was bedeutet „Liebe“ in einer Zeit, in der die Selbstverwirklichung des Einzelnen in unserer Gesellschaft an oberster Stelle steht? Was passiert, wenn ein großes Gefühl auf eine kleine Alltagswirklichkeit prallt? Und was ist eigentlich ein authentisches Gefühl? Joël Pommerat hat darüber einen Reigen geschrieben – genau so böse, liebevoll und erhellend wie jener von Arthur Schnitzler. Inspiriert von dem bedeutenden Vertreter der Wiener Moderne und unter anderem auch von den Filmen Ingmar Bergmans und Wong Kar-Wais beleuchtet er aus den verschiedensten Blickwinkeln das Thema Liebe. Seine Akteure argumentieren einerseits mit
unbedingten, scheinbar unverfälschten Gefühlen, andererseits mit der Macht der Konventionen und Vereinbarungen. Und es wird deutlich: Die Liebe zwischen zwei Menschen ist ungefähr so wahrscheinlich wie die Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea. Doch angesichts unserer innersten Wünsche und Begierden sind die realen Verhältnisse zwischen den Menschen unhaltbar. Diese Widersprüche schlagen bei Pommerat mitunter absurd-komische Funken.
Joël Pommerat, geboren 1963, wurde für sein Theaterschaffen in Frankreich bereits mehrfach mit dem französischen Theaterpreis „Molière“ ausgezeichnet. 1990 gründete er die Compagnie Louis Brouillard und brachte seine ersten eigenen Stücke auf die Bühne. Seither schrieb und inszenierte er ohne Unterbrechung, war unter anderem zu Gast beim Theaterfestival von Avignon und folgte der Einladung Peter Brooks in die Künstlerresidenz am Théâtre des Bouffes du Nord. Dort entstanden Ich zittere (1) und Kreise/Visionen. Weitere Inszenierungen folgten auch im Pariser Odéon-Théâtre de l'Europe, wo 2013 Die Wiedervereinigung der beiden Koreas unter der Intendanz von Luc Bondy uraufgeführt wurde.
Die Besonderheit des Dramatikers Pommerat wird durch die einzigartige Ausgangslage seiner Produktionsbedingungen bestimmt. Er arbeitet als Bühnenautor, Regisseur und Leiter seiner
eigenen Theatertruppe. So unterscheidet sich seine Positionierung von der eines Schreibtischautors. Die Aufgaben eines Unternehmers setzen ihn starker ökonomischer Belastung aus, die des Regisseurs seiner eigenen Stücke bringen anhaltende soziale Auseinandersetzungen. Seine Stücke reflektieren diese gesellschaftliche Praxis und Weltkenntnis.
Ein Reigen von Joël Pommerat
Deutsch von Isabelle Rivoal
INSZENIERUNG Gerhard Willert
BÜHNE Florian Parbs
KOSTÜME Silke Fischer
MUSIK Wolfgang „Fadi“ Dorninger
DRAMATURGIE Matthias Döpke
SIEBENUNDZWANZIG FRAUEN
Eva-Maria Aichner
Bettina Buchholz
Barbara Novotny
Katharina Wawrik
Jenny Weichert
VIERUNDZWANZIG MÄNNER Björn Büchner
Thomas Kasten
Klaus Köhler
Joachim Rathke
Weitere Termine 5., 12., 14., 15. Februar; 6., 13., 22. März 2014, jeweils 20.00 Uhr