Statements überall, egal ob bei der Schwangerschaft, der Hautfarbe der Freundin, welches EU-Land das beste für Flüchtlinge aus Syrien ist – und der Kampf von politisch engagierten Künstlern mit der Frage, wie man das Leid der Flüchtlinge in der Kunst thematisieren kann, wenn man zugleich in einer Wiener Altbauwohnung wohnt. Gewissermaßen ein bitterböses Theater auf dem Theater, um welches das Theater selber viel Theater macht: Schweigen darf man doch nicht, wenn man gesellschaftlich relevant sein will – aber was soll man bloß zeigen, was über das wahre Bild eines toten Kindes am Strand hinaus geht? Die Panik des ästhetischen Gutmenschen: alle am Rande des Nervenzusammenbruchs und im selbsternannten Zentrum der Flüchtlingskrise, alle willens alles zu optimieren – die biologische Uhr, das politisch Korrekte, sich selbst, vor allem die anderen – im Dauerstress der Perfektion, denn wer auf der richtigen Seite steht, ist gegen Fehler gefeit.
Vor dem trockenen, unverblümten Humor von Yael Ronen ist kein Großthema sicher, Nahostkonflikt, Völkermorde, Flüchtlingskrise. International gefeiert, in Österreich und Deutschland preisgekrönt: Wo alles besonders moralisch eindeutig ist, schmeißt die Autorin voll subversiver Unschuld die Scheiben ein.
Inszenierung: Martin Schulze,
Bühne: Daniel Roskamp,
Kostüme: Ulrike Obermüller,
Licht: Oskar Bosman,
Dramaturgie: Thomaspeter Goergen,
Musik: Dirk Raulf
Mit Lara-Sophie Milagro (Camille), Maria Munkert (Maryam Sabry), Christian Ehrich (Jochen), Enrique Keil (Schnute), Aljoscha Langel (Yousef), Konstantin Marsch (Elias Sabry)