Während die drei in einer ersten Runde ihre gegenwärtigen Leben vergleichen, sich argwöhnisch messen, die Schwere ihres Unglücks und die Stärke ihrer religiösen Überzeugungen in die Waagschale werfen, verwandelt sich in einer zweiten Runde die beengte kleinbürgerliche Idylle zunehmend in ein jahrmarktseliges Land der Träume: Das Gespräch der drei selbsternannten Königinnen entfaltet Wunschphantasien, die den Bezug zur Wirklichkeit völlig verloren haben.
Werner Schwab beschreibt mit der ihm eigenen groben Zärtlichkeit drei Wesen, die gesellschaftlich beschädigt sind, und die verzweifelt und komisch darum ringen, sich durch ihre Sprache in ihrer kleinen Welt zu behaupten: Königinnen ihrer Defekte, Herrscherinnen ihrer Phantasiereiche.
Werner Schwabs (1958-1994) erstes Stück „Die Präsidentinnen“ kam im Februar 1990 in Wien zur Uraufführung. Wie in seinen weiteren Stücken räumt er auch hier mit dem Klischee auf, dass arme Leute durch Not und Mangel geläutert zu guten Menschen werden. Bei ihm verwandeln sich die Angepassten und Unauffälligen zu Monstern, was sie auch durch die Schwab eigenen monströse Sprache deutlich machen.
Inszenierung: Martin Schulze,
Bühne und Kostüme: Ulrike Obermüller,
Dramaturgie: Michael Volk
Mit Eva-Maria Keller (Grete), Michaela Klamminger (Mariedl), Christina Weiser (Erna)
Nächste Vorstellungen: 23. und 25.11.