Aus "Si le jour parait" (1963/64) von Maurice Ohana spielte der nächste Gitarrensolist Almar Martinez Londono die beiden abwechslungsreichen Stücke "20 Avril (Planh)" und "Jeu des quatre vents". Hier wurden vor allem die thematischen Verbindungslinien sehr plastisch herausgearbeitet. Interessant war die Begegnung mit der "Suite für Gitarre" aus dem Jahre 1957 von Ernst Krenek nicht nur wegen ihrer Nähe zur Zwölftonmusik. Die Zeitströmungen der 20er Jahre sowie die serielle und nachserielle Periode kamen bei den einzelnen Sätzen Allegro moderato, Andante sostenuto, Allegretto, Larghetto und Allegro ausdrucksstark zum Vorschein. Die dynamische Energie zeigte sich in der subtilen Interpretation von Daniel Martinez Asenjo hier auch bei den nachschwingenden Klängen. Kantabilität und gegliederte Rhythmik fielen bei diesem Werk und der ausgefeilten Interpretation besonders positiv auf.
Marc Lanconner musizierte dann als nächster Solist "Fluctuations" (1989) von Arturo Gervasoni. Dabei formten sich die einzelnen Töne und Klangflächen wie ein Mosaik zusammen.
Flavius Wagner spielte die fantasievolle Sonatina für Gitarre (1957) von Lennox Berkley mit viel Akribie und Einfühlungsvermögen. Die formale Gestaltung der einzelnen Sätze war sehr facettenreich.
Originell wirkte dann die "Studie zu Verpackung" (1995) von Fredrik Zeller, wo sich die Themen harmonisch vielschichtig zusammenfügten. Das Gitarrenduo Diego Cruz und Lorena Souper zeigte hier ebensoviel Klangfarbenreichtum wie bei "Descendiendo de la Cordillera" (2014) von Diegro Cruz.
Eigenständig und originell erwiesen sich die "Fünf Stücke für Gitarre" von György Kurtag - die ungarische Folklore blitzte hier nur versteckt durch. Marcell Nickmann spielte dieses Stück mit starkem Einfühlungsvermögen. Neuartige Kompositionstechniken werden dabei kunstvoll verarbeitet.
Daniel Martinez Asenjo musizierte zuletzt konzentriert "Sequenza XI" aus dem Jahre 1988 von Luciano Berio. Dodekaphonische Passagen wechselten sich mit heftigen Fortissimoausbrüchen ab, die sich harmonisch verdichteten. Die musikalische Gestik beherrschte hier das Strukturelle. Chromatik und Intervalle des Serialismus erhitzten sich in dynamischen Steigerungen. Die Verzahnung einzelner Motive akzentuierte Daniel Martinez Asenjo sehr konsequent. In der Reihe "Künste im Turm" war auch der Gitarren-Pädagoge Otto Tolonen zu Gast.